Einige Landwirte bekamen ihr Geld später als üblich, andere haben noch keinen Cent gesehen: Bei der Auszahlung der Agrarumweltmaßnahmen der Zweiten Säule hakt es. Das verunsichert Landwirte. Und der plötzliche Förderstopp für den Wald verstärkt diese Verunsicherung – weil das NRW-Agrarministerium diesen mit einem „Kassensturz“ begründet. Daher schießen Spekulationen ins Kraut: Ist kein Geld mehr da? Oder steckt anderes Kalkül dahinter? Das Wochenblatt hat nachgehakt: Die noch offenen Prämien sollen zeitnah fließen, die Verzögerung lässt sich erklären.
Erste Zahlungen im Dezember
Darum geht’s: Im Dezember hat die Landwirtschaftskammer NRW den ersten Schwung Prämien ausgezahlt. Das waren die Direkt- und Ausgleichszahlungen der Ersten Säule mit Basisprämie, Ökoregelungen usw. Bis Ende März sollte der zweite Schwung folgen. Das sind die Prämien für Programme der Zweiten Säule wie Agrarumweltmaßnahmen, Ökoprämie, Tierschutzmaßnahmen usw. Doch hier hakt es. Nach Aussage der Landwirtschaftskammer aus zwei Gründen: Erstens habe das neue Prämiensystem 2023 und die neuen Agrarumweltmaßnahmen die Verwaltung sehr gefordert. Zweitens habe es unerwartet technische Probleme gegeben.
Bittere Folge: Die Prämien sind später geflossen als in den Vorjahren – oder noch gar nicht: Bis Redaktionsschluss war das Geld für die Agrarumweltmaßnahmen „Mehrjährige Buntbrache“, „Getreidebau mit weiter Reihe“ und „Mehrjährige Wildpflanzen“ noch nicht ausgezahlt. Das soll jetzt aber sehr schnell passieren, beteuern Kammermitarbeiter gegenüber dem Wochenblatt. Hoffentlich!
Zugutehalten muss man der Landwirtschaftskammer NRW: Sie hat bis Ende Dezember mehr als 90% der Direktzahlungen überwiesen. Das ist im bundesweiten Vergleich sehr gut. Und auch bei der Auszahlung der Zweiten-Säule-Gelder sind andere Bundesländer später unterwegs.
Besser kommunizieren
Allerdings: Die diesjährige Verzögerung hätte die Kammer aktiv und früher kommunizieren müssen. Der Einwand, dass sie schon bei der Antragsstellung im Frühjahr des vergangenen Jahres auf eine mögliche Verzögerung in diesem Jahr hingewiesen habe, zählt nicht: Da kann sich fast niemand dran erinnern. Ein klarer Hinweis Anfang dieses Jahres wäre nötig gewesen. Dann hätte es weniger Spekulationen gegeben. Und vor allem hätten sich die Landwirte darauf einstellen können.
Die Lehre für Antragssteller: Sie sollten sich grundsätzlich auf den letztmöglichen Auszahlungstermin für Prämien aus der Zweiten Säule einstellen – und das ist der 30. Juni. So hart es auch klingt: Aus der Gewohnheit, dass das Geld sonst immer früher gekommen ist, ergibt sich kein Anspruch – und somit auch keine Planungssicherheit.
Wenn die noch offenen Prämien jetzt zeitnah kommen, dürfte Ruhe einkehren. Das ist gut – zumal die aktuelle Antragsstellung schon läuft.