Große Resonanz: Rund 600 Personen hatten sich Montagabend digital zugeschaltet, um vom Präsidium des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV) ein Fazit und Ausblick zu den Protesten und der Agrarpolitik zu bekommen. WLV-Präsident Hubertus Beringmeier sowie die Vizepräsidenten Henner Braach und Michael Uckelmann berichteten, WLV-Geschäftsführer Dr. Thomas Forstreuter trug Fragen aus dem Chat vor.
Erfolge der Proteste
Beringmeier bedankte sich für die große Beteiligung an den vielen Aktionen gegen die Kürzungspläne der Ampelregierung. Diese seien erfolgreich gewesen: Die „grüne Nummer“ bleibt, der Agrardiesel soll erst schrittweise entfallen. Zudem sei Landwirtschaft in den Medien so präsent wie nie. Allerdings: Um Punkte wie Gewinnglättung oder steuerfreie Risikoausgleichsrücklage, die die Ampel als Entgegenkommen angeboten hat, sei es zuletzt ruhig geworden.
Online-Umfrage: Was ist zu tun?
Beringmeier hat die Sorge, dass sich das günstige Zeitfenster, diese Forderungen durchzusetzen, bald schließt. Daher ließ der WLV die Teilnehmer per Umfrage abstimmen, was jetzt zu tun ist. Ergebnis: 40 % sind dafür, weiter zu demonstrieren; 54 % wollen die Zeit für politische Gespräche nutzen; 6 % sind unentschlossen.
Der WLV-Präsident brachte die Idee ins Spiel, der Politik nun ein Ultimatum zu setzen, bis wann welche Forderungen erfüllt sein müssen. Das kam bei den Teilnehmern grundsätzlich gut an. Es gab aber den Hinweis, vorab sehr klar zu kommunizieren, was denn passiere, wenn die Forderungen nicht erfüllt würden – damit sie nicht ins Leere laufen. Und es gab den Wunsch, den Zuspruch aus der Bevölkerung nicht zu gefährden.
Klare Meinung zum "Tierwohlcent"
Präsidium und Teilnehmer nutzten die Gelegenheit, auch über andere aktuelle agrarpolitische Themen zu diskutieren. So gab es eine Umfrage, wie der von Bundesagrarminister Cem Özdemir vorgeschlagene „Tierwohlcent“ ankommt: 79 % halten ihn für eine Totgeburt, 4 % sehen darin eine Chance und 17 % machen ihre Einschätzung von den Bedingungen abhängig. Beringmeier will das klare Votum in die politische Verbandsarbeit einfließen lassen.
Henner Braach rückte das Grünland in den Fokus: Die Förderungen seien unattraktiv, der Wolf verdränge Weidetiere und Düsseldorf zögere bei Ausnahmen für die bodennahe Gülleausbringung.
Michael Uckelmann ging unter anderem auf den Streit um die Stilllegung ein. Er forderte Deutschland auf, der EU-Ausnahmemöglichkeit zu folgen.
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