Milch: Superfood oder Sünde?
Milch gelangt immer häufiger in negative Schlagzeilen. Ihr ehemals guter Ruf verschwindet. Dabei hat Milch das Potenzial als sogenanntes Superfood wieder im Trend zu sein. Die Frage ist nur: Wie?
Früher galt ein Glas Milch als äußerst gesund. Vor allem der hohe Kalziumgehalt machte Milch zu einem unverzichtbaren Grundnahrungsmittel in fast jedem Haushalt.
Doch die Meinungen über Milch kippen. „Milch macht krank“, „Milch begünstigt Krebs“, „Kühe sind Klimakiller“ – so einige der vielen Schlagzeilen, die uns vermehrt seit einigen Jahren begegnen. Sie beunruhigen und führen dazu, dass sich Konsument Gedanken machen – und sich zum Teil von Kuhmilch abwenden.
Junge Generation zweifelt
Vor allem jüngere Generationen beschäftigen sich mit dem Thema. Das bestätigt Dr. Gunther Hirschfelder. Der Professor an der Universität Regensburg setzt sich schwerpunktmäßig mit kulturwissenschaftlicher Ernährungs- und Agrarforschung auseinander.
„Wenn ich heute mit meinen Studenten über Milch spreche und ihnen ein Glas Milch hinstelle, ist ihnen das suspekt“, schilderte er am Dienstag Abend beim digitalen Nordwestdeutschen Milchtreff in Berlin.
Trinkmilch-Verpackungen kommen „verstaubt“ daher
Doch wie konnte es soweit kommen? Eine Frage, mit der sich Dr. Hirschfelder intensiv beschäftigt. Dabei betrachtet er Milch nicht nur als Lebensmittel, sondern als zentrales Thema der Zukunft. „Wie sonst sollen zukünftig fast 10 Mrd. Menschen ernährt werden und das mit tierischem Protein?“, stellte er als Frage in die Podiumsrunde.
Bei der Betrachtung unserer Gesellschaft, vor allem bezogen auf junge Leute, müsse seiner Meinung nach ein Umdenken im Marketing stattfinden. Er findet: „Das Potenzial von Milch ist enorm und ja, Milch ist ein Superfood.“
Dieser Marketingbegriff beschreibt Lebensmittel, die einen angeblichen Gesundheitsvorteil besitzen. Allerdings müsse aus seiner Sicht ein Umdenken stattfinden. Eins was sich mehr an die Bedürfnisse der genannten Zielgruppe richtet.
Junge Menschen wollen von Ernährung was anderes.
„Junge Menschen wollen von Ernährung was anderes. Körperstyling steht bei ihnen hoch im Kurs“, betonte der Wissenschaftler. Diese Konsumenten denken im Kontext von Marken und wollen die positiven Eigenschaften der Marke auf sich und ihr Leben übertragen. Solche Marken profitieren von moderner Aufmachung und auffälligem Labeling. Trinkmilch-Verpackungen kommen laut Dr Hirschfelder momentan „etwas verstaubt daher“.
Unternehmen wie Arla hätten es verstanden. Mit geschicktem Marketing haben sie beispielsweise mit ihrem Produkt „Skyr“ den Zahn der Zeit getroffen – erfolgreich einen Joghurt hergestellt, mit anderer Konsistenz, hohem Proteingehalt und auffälligem Namen. „Am Ende ist es ein ganz normales Milchprodukt, halt nur interessanter vermarktet“, gab der Redner zu bedenken.
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