Europa befindet sich inmitten eines demografischen Wandels. Die derzeit am Anfang des Berufslebens stehende Generation Z ist nicht nur zahlenmäßig weit kleiner als die Generation der Babyboomer, die in den nächsten 15 Jahren das Berufsleben verlässt. Sie ist zudem im digitalen Zeitalter aufgewachsen und bestens vorbereitet, die weitere Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft voran zu treiben. Dies wird entscheidend sein, um die globalen Herausforderungen nachhaltig zu bewältigen. Die Landwirtschaft konkurriert um diese Generation mit anderen Sektoren und städtischen Regionen, die oft höhere Einkommen und attraktivere Bedingungen für die Lebensplanung versprechen.
Fortschreitender Strukturwandel
Zugleich geht innerhalb der Landwirtschaft der Strukturwandel ungebrochen weiter und dürfte sich durch höhere Umwelt- und Tierschutzanforderungen, technologische Entwicklungen, wie die Digitalisierung, sowie auch den demographischen Wandel künftig sogar beschleunigen. Eine maßgebliche Frage ist vor diesem Hintergrund, welche Perspektiven eine landwirtschaftliche Ausbildung der jungen Generation in Zeiten eröffnet, in denen viele landwirtschaftliche Familien hinsichtlich ihrer Zukunft enorm verunsichert sind. Die Perspektiven einer Hofnachfolge und die Entwicklung der Anzahl landwirtschaftlicher Betriebe sind jedoch allein keine guten Indikatoren für berufliche Möglichkeiten in der Landwirtschaft. Zunehmend benötigen landwirtschaftliche Betriebe fest angestellte und saisonal beschäftigte Arbeitskräfte. Das gilt seit langem für Obst- und Gemüsebetriebe aber noch mehr für die Landwirtschaft etwa in Ostdeutschland, wo 80 % der Arbeitsleistung von angestellten Arbeitskräften stammt sowie auch andere frühere sozialistische Länder. Dort bestimmen oft juristische Personen, wie Genossenschaften und GmbHs sowie teilweise große Holdings zusammen mit Familienbetrieben unterschiedlichster Größe den Agrarsektor. Kennzeichen vieler dieser Unternehmen sind modernste Technik und Produktionsmethoden. Entsprechend suchen sie qualifizierte und lernbereite Fachkräfte in der Produktion ebenso wie im Management. Die zunehmende Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit für das Wohlergehen von Tieren und Umweltwirkungen der Landwirtschaft erfordert dabei neue Kompetenzen nicht nur fachlicher Art, sondern auch sozialer Art, die Fähigkeit sich auf neue Entwicklungen einzustellen sowie potenzielle Probleme und Lösungen frühzeitig zu erkennen.
Lebenslanges Lernen
Diese Trends erfordern eine Ausbildung, die nicht nur dem aktuellen Stand der Technik entspricht, sondern die auf lebenslanges Lernen vorbereitet. Wer sich dem stellen möchte, sollte frühzeitig über den Tellerrand der heutigen Landwirtschaft wie auch der Heimatregion hinausschauen. Teilweise wird anderswo, nicht zuletzt in Osteuropa schon heute die Landwirtschaft von morgen entwickelt, erprobt und eingesetzt. Wer daran teilhaben möchte, braucht nicht nur Neugier, sondern profitiert auch von Mobilität innerhalb Deutschlands sowie auch über Landesgrenzen hinweg.
