Emissionen

Weidefutter erhöht ungesättigte Omega-3 Fettsäuren in der Milch

Weidende Kühe produzieren auf artenreichen Graslandmischungen sehr niedrige Methanemissionen. Das fanden Forschende der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel heraus.

Eine neue Studie von Forschenden der Agrar- und Ernährungswissenschaftlichen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) widmete sich gesundheitlichen Aspekten der Milch. Die Resultate wurden in der internationalen Fachzeitschrift Agriculture publiziert. Sie sind ein weiterer Mosaikstein im Projekt „Öko-effiziente Weidemilcherzeugung“ auf dem Versuchsgut Lindhof. Auf diesem wird laut Pressemitteilung der Universität nicht nur erfolgreiche Weidehaltung auf artenreichen Beständen für Milch- und Umweltleistungen demonstriert, sondern auch deren zusätzliche Leistungen für die Humanernährung.

Wiederkäuer nutzen Grasland optimal

Nach Angaben der Forschenden sind Grasland und auch mehrjähriges Kleegras auf dem Acker für zahlreiche Ökosystemleistungen, wie die Kohlenstoffspeicherung im Boden sowie den Nährstofftransfer in Fruchtfolgen, wichtig. Insbesondere artenreiches Grasland mit Leguminosen (Klee) und Kräutern schneidet sehr gut ab, da es über die Kleearten viel Stickstoff aus der Luft bindet und so den Bedarf an energieaufwändig hergestellten Mineraldüngern verringert bzw. ersetzt.

„Grasland ist also ein wesentlicher Bestandteil der Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft“, betont Professor Friedhelm Taube, Koautor der Studie. „Wiederkäuer stellen eine optimale Nutzung dieses Graslandes dar. Sie haben das Potenzial, Gras in hochwertiges Milch- und Fleischprotein für die menschliche Ernährung umzuwandeln. Dementsprechend ist die Nahrungsmittelproduktion mit Wiederkäuern, die überwiegend mit Gras, Klee und Kräutern gefüttert werden, ein Beitrag zur Nachhaltigkeit der Nahrungsmittelerzeugung“, so Taube.

Kühe emittieren Methan als Nebenprodukt

Kühe emittieren Methan als Nebenprodukt der Verdauung. Dies hat mit zehn Jahren eine vergleichsweise kurze Verweildauer in der Atmosphäre, bevor es wieder in CO2 zerfällt. In dieser kurzen Zeit trägt es aber erheblich zum Klimawandel bei.

Die Protagonisten auf dem Weg zum Melken: Mit Hilfe der sogenannten SF6-Tracermethode können die Methanemissionen der weidenden Tiere erfasst und zu den Fettsäuremustern in der Milch in Beziehung gesetzt werden. So wird der vielfache Nutzen der botanisch diversen Weiden dokumentiert: Hohe Milchleistungen, günstiges Fettsäuremuster in der Milch, positive Koppeleffekte für Umwelt und Klimaschutz . (Bildquelle: S. Mues, Uni Kiel)

„Ausgerechnet der Weidehaltung wurde das bisher oft angelastet, da sie in der Vergangenheit häufig mit niedrigen Milchleistungen in Verbindung gebracht wurde – und somit rechnerisch höhere Methanemissionen pro Kilogramm Milch erzielt, als eine ganzjährige Stallhaltung mit hohem Kraftfutter- oder Maisanteil in der Ration“, erklärt Dr. Ralf Loges, Feldversuchskoordinator am Versuchsgut Lindhof. Dies konnten die Kieler Forscheneden im Rahmen des EU-Projektes „SusCatt“ bereits widerlegen.

Qualität der Milch

Nach diesen Ergebnissen interessierten sich die Kieler nun mit Kolleginnen und Kollegen der Universität Newcastle (England) dafür, wie das Weiden auf den artenreichen Futtermischungen die Qualität der Milch gegenüber der Fütterung mit Silage beeinflusst. Die Forschenden analysierten Milchproben der Jersey-Kühe in Abhängigkeit des Futters auf ihre Fettsäureprofile . „Wir konnten damit erneut das Potenzial der artenreichen Bestände untermauern“, so Taube. Bereits das Weiden auf den einfachen Kleegrasmischungen erhöht den Anteil der in der Ernährungswissenschaft mit positiven Eigenschaften belegten Omega-3 Fettsäuren gegenüber der Milch aus Silagefütterung um 70 %. Taube: „Selbst diese positiven Ergebnisse wurden durch die artenreichen Bestände noch weiter verbessert. Diese Milch hat noch einmal um 15 Prozent höhere Omega-3 Fettsäurekonzentrationen erzielt.“

Gleichzeitig habe sich das Verhältnis von Omega-6 zu Omega-3 Fettsäuren auf den artenreichen Beständen im Vergleich zur Silagefütterung mehr als halbiert. Ein engeres Verhältnis zwischen diesen Fettsäuregruppen ist wichtig, damit der menschliche Organismus die Omega-3 Fettsäuren überhaupt verarbeiten kann.

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