Wolfsbegegnung nahe Lichtenau

Von Experten-Seite heißt es, einem Wolf in freier Wildbahn zu begegnen ist so selten wie ein Lottogewinn. Wenn es danach geht, hatte Hans-Josef Hesse aus Lichtenau-Holtheim, Kreis Paderborn, quasi sechs Richtige.

Doch ganz so viel Freude wollte bei dem 72-Jährigen nicht aufkommen, als er Anfang Juni mit dem E-Bike und seinem 13 Jahre alten Hovawart „Sam“ auf einem Waldweg im südlichen Egge­gebirge, rund 1 km von Holtheim entfernt, unterwegs war und ihm ein Wolf begegnete.

„Sam und ich machten gerade eine Pause und ich saß auf dem Fahrrad und schaute in die Landschaft, als auf einmal gut 100 m vor uns ein Wolf aus dem Gebüsch kam und auf dem Waldweg stehen blieb“, berichtet Hesse. Groß machen und laut rufen, lautet die Empfehlung in solchen Situationen. „Folglich habe ich den Arm gehoben und laut gerufen: ,Gehst du wohl weg‘.

Doch das hat den Wolf nicht beeindruckt, geschweige denn verjagt. Er blieb einfach auf dem Weg stehen“, schildert der Rentner sein Erlebnis. Dem wurde es daraufhin mulmig. Schnell nahm er den Hund an die Leine, drehte das Fahrrad um und trat zügig den Rückzug an. Umgedreht hat er sich nicht mehr, dazu war der Weg zu uneben. „Tausendprozentig war es ein Wolf“, ist sich der Holtheimer sicher – auch wenn der daraufhin informierte Wolfsexperte aus Recklinghausen gemeint hatte, ob es nicht möglicherweise ein Fuchs gewesen sei.

Doch rund um Lichtenau gab es in diesem Jahr schon mehrere bestätigte Wolfsnachweise in Form von Videoaufnahmen, Kot- und Urinproben sowie eines Nutztierrisses. „Auch Jäger haben den Wolf hier schon gesehen“, sagt Hesse. Aus Sorge um seinen alten Hund Sam nimmt er diesen jetzt nicht mehr mit in den Wald und seinen jungen Berner Sennenhund nur noch an der 10-m-Flexleine.