Corona-bedingt wurden Präsenzveranstaltungen oft kurzerhand zu Online- und Videoformaten umgestrickt. Der Vorteil: Der Nutzer kann die Informationen dann abrufen und sich anschauen, wenn er Zeit hat. Diesem Trend folgt das Forstliche Bildungszentrum (FBZ) in Arnsberg und hat ein „hybrides“ Seminar zur Wiederbewaldung geschaffen. Erstmals vermischen die Waldarbeitslehrer damit verschiedene Unterrichtsmethoden miteinander. Wir waren bei der ersten Veranstaltung dabei.
Viele Infos – wenig Zeit
Wer Seminare besucht, kennt es: Die Dozenten versuchen möglichst viele Informationen in kurzer Zeit zu vermitteln. Meistens ist schnell „das Maß voll“ und die Aufmerksamkeit sinkt. Schwierig ist die Situation aber auch für die Dozenten, die sämtliche Teilnehmer, meist mit unterschiedlichen Vorkenntnissen, zielgerecht abholen müssen.
Mit dem Seminar „Wiederbewaldung in Zeiten des Klimawandels mit digitaler Unterstützung“ versuchen die Mitarbeiter des FBZ nun allen Anforderungen gerecht zu werden. Das Seminar setzt sich aus insgesamt vier Blöcken zusammen: einem Onlinekurs, einer Präsenzveranstaltung, einem Webinar und einem Podcast.
Der Onlinekurs umfasst neun Module und vermittelt das Basiswissen. Dabei thematisieren die einzelnen Module alle wesentlichen Schritte der Wiederbewaldung – von der Standortkunde über waldbauliche Konzepte bis hin zur Wiederaufforstung. Die Module sind nochmals untergliedert. Die Videos sind kurzgehalten, informativ und leicht verständlich.
Praxis ist unumgänglich
Waldbesitzer, die bereits mit dem ein oder anderen Thema vertraut sind, können einzelne Videos oder ganze Module überspringen und sich so bedarfsgerecht auf den Praxisteil vorbereiten.
Die Präsenzveranstaltung findet an einem Tag und komplett im Wald statt. Hier steht die Praxis im Fokus. Angelehnt an die jeweiligen Module vermitteln die Waldarbeitslehrer „hautnah“ praktisches Handwerkszeug. In speziellen Übungen können die Waldbesitzer ihr bisher erlangtes Wissen anwenden und erhalten dabei Tipps von den Experten des FBZ.
Im anschließenden Webinar – einige Tage später – lassen sich alle Fragen klären, die sich inzwischen bei der Umsetzung des Erlernten im eigenen Wald ergeben haben. Dabei profitieren die Waldbesitzer von den Erfahrungen aller Teilnehmer. Zudem informieren die Experten von Wald und Holz NRW über Baumarten und deren Holzverwendung.
Der Podcast rundet das Webinar inhaltlich ab und richtet den Blick in die Zukunft.
Das erste Seminar ist abgeschlossen, damit auch die Testphase. Ab dem kommenden Jahr ist es Teil des forstlichen Fortbildungsprogramms von Wald und Holz NRW und so für alle Interessierten zugänglich.
Seinen Standort kennen
Der Klimawandel macht deutlich: Auf den Standort kommt es an. Doch woher weiß der Waldbesitzer, welche Standortverhältnisse er vor Ort antrifft? Die Antwort liefert die Online-Plattform „Waldinfo“. Auf der Homepage sind alle nötigen Standortinfos hinterlegt. Der Waldbesitzer findet sie mithilfe einer Karte oder über eine Suchfunktion – etwa anhand der Flurstückbezeichnung.
Kleinörtlich ist zudem eine Bodenprobe sinnvoll. Damit lassen sich Bodentyp und -art, pH-Wert, Nährstoffhaushalt und Co. sicher bestimmen, zeigt Alexander Weller.
www.waldinfo.nrw.de
Nicht alles auf eine Baumart setzen
Die Baumartenwahl hängt von vielen Faktoren ab. Dabei steht für Norbert Tennhoff grundsätzlich fest: „Die“ Baumart gibt es nicht. Ein klimastabiler Wald ist aus Sicht des Waldbauexperten ein gemischter Wald – mit tiefwurzelnden Arten wie beispielsweise Eiche und Weißtanne. Der Waldbesitzer sollte nicht „zocken“, indem er auf nur eine Baumart setzt. Zudem lohnt es bei der Baumartenwahl, das spätere Holz im Blick zu behalten. Auch hier punktet die Weißtanne: Sie produziert ein vielseitig nutzbares Holz, das sich z. B. als Konstruktionsholz eignet.
Konkurrenz eindämmen
Neben dem Verbiss sorgt Konkurrenzvegetation wie Brombeere oder Adlerfarn häufig für Ausfälle. Deshalb sollte der Waldbesitzer zum Schutz seiner Investition mindestens eine Kulturpflege einplanen. Neben Freischneider, Heppe und Sense eignet sich auch der Brombeerrechen dazu, die Pflanzen freizustellen, zeigt Martin Nolte. Mithilfe des Rechens drückt der Forstwirtschaftsmeister Konkurrenten nieder. Eine zusätzliche Schneide am Rechen sorgt für eine Beschädigung der Pflanzen das bremst den Wiederaustrieb. Die Verfahrenskosten sind variabel.
Kein Geld „verbuddeln“
„Das Grüne nach oben“, flachsten früher viele Förster, wenn es um die Qualität der Pflanzung ging. Wem das noch immer als Qualitätsmerkmal reicht, kann auch direkt sein Geld verbuddeln. Denn nachlässig gepflanzt, sind Wurzeldeformationen, Ausfälle und geminderte Holzqualitäten vorprogrammiert, erklärt Forstwirtschaftsmeister Martin Nolte. Seine Faustregel: Das Pflanzverfahren muss zur Pflanze passen.
Die Leckerbissen schützen
Viele Baumarten sind für das Wild echte Leckerbissen, beispielsweise Tannen- und Eichenarten. Weil die Rehwild-Population in den nächsten Jahren exorbitant steigen wird, müssen sich die Waldbesitzer auf einen verstärkten Verbiss einstellen, sagt Elke Hübner-Tennhoff. Mit einem Einzelschutz, Verbissschutzmitteln oder einem Zaun lässt sich der Verbiss mindern. Die Kosten für ein Drahtgeflecht kalkuliert die Waldarbeitslehrerin mit 6 bis 9 €/lfm. Verbissschutzmittel kosten rund 4 bis 5 Cent/Pflanze zuzüglich Arbeitskosten. Alles in allem ist aber die Jagd der beste Verbissschutz.