Im Betrieb von Andreas Osebold aus Schmallenberg-Werpe läuft die Weihnachtsbaumernte auf Hochtouren. Von den anhaltenden Waldschäden durch Wassermangel und Käferfraß ist der Anbauer nicht betroffen – die Qualitäten der Nordmanntannen sind mindestens so gut wie im Vorjahr, schätzt Osebold ein. Mitunter gibt es einzelne Frostschäden, sie sind aber nicht der Rede wert. Aus diesem Grund wird sich der Preis für die Nordmanntanne von rund 20 €/m nicht großartig ändern.
Trotzdem wird diese Saison alles andere als gewöhnlich. Denn infolge der Pandemie haben viele Stammkunden wie Restaurants ihre Vorbestellungen komplett storniert oder zumindest reduziert. Gleiches gilt für Dekobäume für die Weihnachtsmärkte. „Dieser fehlende Absatz ist nicht direkt kompensierbar“, sagt Osebold.
Dennoch plant der Betriebsleiter die Einschlagsmenge auf dem Niveau der Vorjahre. Viele Urlaube werden ausfallen, sodass es sich die Familien zu Hause gemütlich machen werden – dazu gehört der Weihnachtsbaum als feste Größe, meint er.
Auch andere Dinge laufen in diesem Jahr nicht in „gewohnten Bahnen“. Liefertermine an Großkunden sind durch den „Lockdown“ durcheinandergeraten. „Wir müssen deutlich flexibler sein als üblich“, sagt der Weihnachtsbaumerzeuger.
Pandemie erschwert die Arbeitsplanung
Flexibilität ist bereits seit dem Frühjahr gefragt. Durch die Einreisebeschränkungen war lange Zeit ungewiss, ob und wann Saisonarbeitskräfte einreisen und arbeiten durften. Besonders zu dieser Zeit sind die Anbauer aber auf ihre Mitarbeiter angewiesen, weil Pflanz- und Pflegearbeiten anstehen. Vor allem die erntefähigen Weihnachtsbäume sind arbeitsintensiv: Für dieses Sortiment sind in wenigen Monaten von der Pflege bis zum Etikettieren durchschnittlich sieben Arbeitsgänge nötig.
Für seine Mitarbeiter musste Osebold ein passendes Hygienekonzept erarbeiten. Zudem erforderten die Schutzverordnungen mitunter neue organisatorische Abläufe. Bei der Einreise wurden die Mitarbeiter zwar direkt getestet, weil die Testergebnisse aber häufig erst Tage später vorlagen, mussten die Mitarbeiter in eine sogenannte Arbeitsquarantäne.
Mit Blick auf die Direktvermarktung kommen weitere Herausforderungen auf die Anbauer zu. Denn trotz des Verkaufs an der frischen Luft gelten auf den Verkaufsständen ebenfalls sämtliche Corona-Schutzverordnungen. Dazu zählen beispielsweise eine Obergrenze für die Personenzahl/m² Verkaufsfläche, das Tragen eines Mund-Nase-Schutzes sowie die Bereitstellung von Desinfektionsmitteln. Zudem ist das bargeldlose Zahlen ein Thema für die Weihnachtsbaumanbauer sowie das Entzerren der Verkaufsspitzen an den Adventswochenenden. Diesbezüglich versuchen die Erzeuger den Verkauf auf die Werktage auszudehnen – denkbar ist unter anderem ein „langer Donnerstag“.
„Selberschlagen“ als Verkaufsveranstaltung fällt aus
Beliebte Verkaufsveranstaltungen wie das Selberschlagen des Weihnachtsbaumes mit Planwagenfahrt und Glühweinverköstigung werden in diesem Jahr wahrscheinlich ganz ausfallen. „Die aktuellen Vorschriften lassen es nicht zu“, sagt Osebold. Sorge, dass diese Kunden ihren Weihnachtsbaum im Baumarkt statt beim Direktvermarkter einkaufen, hat er aber nicht. „Der Weihnachtsbaumkunde ist ein treuer Kunde.“