Zum Schutz der Dülmener Wildpferde

Weichen für Wolfschutzzaun in Dülmen gestellt

Für den Wolfschutzzaun rund um die Wildpferdebahn ist eine Hürde genommen. Der Beirat bei der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Coesfeld hebt das Bauverbot in zwei Naturschutzgebieten auf.

Zwei bestätigte Damwildrisse durch Wölfe hat es in der Dülmener Wildpferdebahn im Kreis Coesfeld bereits gegeben. Doch was wäre, wenn Wölfe zukünftig die dort lebenden, rund 400 Wildpferde hetzen und diese in Panik den jetzigen Zaun durchbrechen? Im Galopp wäre die Herde in wenigen Minuten auf der Auto­bahn A 43 bzw. der Bundesstraße B 67n. Dieses Schrecken­szenario mag sich keiner vorstellen.

Dülmener Wildpferde

Mammut-Zaun in Dülmen?

von Britta Petercord

Zum Schutz der Dülmener Wildpferde gibt es einen Bauantrag für einen knapp 10 km langen Wolfschutzzaun. Am 15. Dezember hat der Naturschutzbeirat des Kreises Coesfeld das Thema auf seiner...

Damit es erst gar nicht so weit kommt, möchte der Eigentümer der Wildpferdebahn, der Herzog von Croy, einen 10 km langen Wolf­schutzzaun errichten. Allerdings ist dort Naturschutz- und Landschaftsschutzgebiet und somit Bauverbot.

Beirat hebt Bauverbot auf

Doch die Weichen für den Bau des 1,80 m hohen Zaunes mit 40 cm Untergrabeschutz wurden in der vergangenen Woche gestellt. Denn bei der Sitzung des Naturschutzbeirates im Kreis Coesfeld am Mittwochabend sprachen sich die Mitglieder für die Aufhebung des Bauverbotes in den Naturschutzgebieten "Wildpferdebahn im Merfelder Bruch" und "Heubachwiesen" sowie im Landschaftsschutzgebiet "Mer­fel­der Bruch-Heubachniederung" aus. Bei einer Gegenstimme und drei Enthaltungen stimmten zehn der 14 anwesenden Beiratsmit­glieder für den Beschluss.

Zerissenheit beim Thema Zaun

Dem vorausgegangen war zuvor aller­dings eine mehr als einstün­dige Diskussion über das Für und Wider eines solchen Zaunes, die die Zerrissenheit bei diesem Thema verdeutlichte.
Zu Gastwar ­Joachim Menke, Generalbevollmächtigter der Herzog von Croy’schen Verwaltung und damit des Eigentümers der Wildpferdebahn. Menke erläuterte noch einmal die Beweggründe für den geplanten Zaun, dessen Kosten er auf rund 750  000 € bezifferte. Sollten die Pferde den jetzigen Zaun (vier Spanndrähte) durchbrechen, brächte dies "Gefahr für Land und Lebe", so Menke.

Noch kein "Wolfsgebiet"

Fakt ist aber auch: Noch ist die Wildpferdebahn kein ausgewiesenes Wolfsgebiet. Die Gefahrenlage wird aktuell scheinbar als noch nicht so groß eingeschätzt, merkte ein Beiratsmitglied an. Doch welche Folgen hätte die Ablehnung der Baubefreiung für den Herzog und eventuell auch für den Beirat, wenn es doch zu einem Schrecken­szenario käme? "Dann ist es zu spät", unterstrich Menke. "Wir müssen jetzt handeln", so der ­Vertreter des Herzogs.

Bau des Zaun dauert noch


Selbst bei einem positiven Beschluss und ­einer Bewilligung des Bauantrags durch die Stadt Dülmen sowie der ebenfalls noch ausstehenden wasserrechtlichen Genehmigung könne frühestens im August 2022 der Baubeginn erfolgen und eventuell im vierten Quartal 2022 der Zaun fertiggestellt sein.

„Die Politik lässt uns im Stich"

"Doch wie viele Wolfszäune wollen wir in der Landschaft haben?" Und: "Was sagen wir Pferde- oder Rinderhaltern, die ihre Tiere ebenfalls in Gefahr sehen und keine Befrei­ung vom Bauverbot bekommen", waren Fragen, die von Beirats­mitgliedern angesprochen wurden. "Das einzige Problem, was wir haben, ist das Wolfs­management in Deutschland. Die Politik lässt uns total im Stich", fasste ein Mitglied die Situation zusammen.
"Es muss doch einen Plan seitens der Politik geben, der solche drastischen Maßnahmen wie einen so langen und hohen Zaun nicht erforderlich macht."

Aus Sicht des Naturschutzes und der Jagd sei eine solche Umzäunung ein Armutszeugnis. Das Knotengeflecht des Zaunes hat im unteren Bereich die Weite 15 x 15 cm, im oberen Meter 15 x     20 cm. "Hase, Fuchs oder Kaninchen kommen da durch", sagte Menke, räumte aber eine Barrierewirkung für Schalenwild ein. Dieses Problem bestehe aber auch bei jedem Wildschutzzaun entlang von Straßen.

Eine Barriere wird der Zaun aber auch für die Bevölkerung vor Ort werden. Denn noch gibt es einen Radweg, der durch die Wild­pferdebahn führt. Er würde durch den Wolfschutzzaun abgeschnitten und müsste umgelegt werden – falls dies denn baurechtlich möglich ist …

Was muss noch passieren?

Für viele Tierhalter, ob in den neuen Bundesländern oder im Raum Schermbeck, sei die Situation durch die steigende Zahl an Wölfen schon eskaliert. "Wie viel muss noch passieren, damit sich die Einstellung der Gesellschaft der Pragmatik nähert und in einer Bestandskontrolle bei Wölfen mündet?", wollte ein Beiratsmitglied wissen. "Wir sollten unsere Stellungnahme breiter in die Öffentlichkeit tragen", erklärte der ­Vorsitzende Manfred Jung. "Die Politik kann sich nicht hinter Naturschutzzielen und Wolfschutz verstecken, sondern muss in der Möglichkeit gesetzlicher Änderungen aktiver werden."

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