Eigentlich war das die Sparkasse fürs Alter“, sagt Peter Thiele mit leicht betrübtem Blick, als er die frisch eingeschlagenen Zaunpfosten an einer seiner Schadflächen auf Standfestigkeit prüft. Der Großteil seines Waldes ist der Trockenheit und dem Käferfraß zum Opfer gefallen – mehr als 20 000 fm Schadholz. Ein enormer Schaden, aber kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken, meint Thiele, für den jetzt die Wiederaufforstung im Fokus steht. Seine Motivation: „Ich habe einen gut geführten Betrieb von meinem Vater übernommen, den möchte ich auch einmal meinen Kindern übergeben.
Peter Thiele und seine Frau Stefanie bewirtschaften einen größeren Forstbetrieb am Möhnesee im Kreis Soest.
Nichts war mehr steuerbar
Vor dem Sturm Friederike und dem Beginn der „Waldkrise“ stockten auf seinen Flächen etwa 70 % Nadel- und 30 % Laubbäume. Bis auf einige jüngere Bestände sind die Nadelbäume komplett vernichtet – Fichten, Lärchen, Douglasien und mitunter auch Küstentannen konnten dem Wassermangel und Schädlingsfraß nicht trotzen. „Es war hart zu wissen, nichts mehr steuern zu können, man muss aber irgendwann loslassen“, meint Thiele rückblickend, während er über die Schadfläche schaut.
Weil inzwischen auch alte Buchen in den Wäldern der Familie absterben, hat der gelernte Garten-Landschaftsbau-Meister für sich das Fazit gezogen: „Den einen Baum gibt es nicht.“ Für den Vater von drei Kindern steht deshalb fest: Nur die Mischung führt zum Erfolg. Ein Vorwurf an seinen Großvater soll das aber nicht sein: „Die Fichte war damals Stand der Technik“, ergänzt er.
Was hochwächst, ist super
Bei der Wiederbewaldung schaut Thiele auf das, was in der Vergangenheit gut funktioniert hat. Dazu zählen in seinem Betrieb vor allem die Stiel- und Traubeneiche. Anpflanzen wird der 44-Jährige außerdem Roteiche, Kirsche, Bergahorn und Nussbaumarten. Eine Fläche forstete Thiele bereits mit Elsbeere auf.
Aber auch Nadelbäume – besonders Douglasie und Lärche – wird der Waldbesitzer wieder anpflanzen. Denn im Fokus steht für ihn weiterhin die Holznutzung.
Das Ziel eines bunt gemischten Waldes ist für Thiele allerdings alles andere als ein Selbstläufer: Sein Betrieb liegt im „Sikawild-Kerngebiet“ des Arnsberger Waldes – Sikawild ist eine asiatische Hirschart. „Alles, was hochwächst, ist super, aber ohne Zaun geht hier gar nichts“, sagt der Betriebsleiter. Um Naturverjüngung aus Lärche oder Buche nutzen zu können, muss er deshalb viel Geld in Zäune investieren. Um die Kosten einigermaßen im Griff zu behalten, hat er ein mobiles Sägewerk gekauft. Damit schneidet der Praktiker Zaunpfähle aus den eigenen, geschädigten Lärchen, Douglasien und zum Teil auch Eichen. Ein weiteres Problem: Anders als nach Kyrill – als Thiele den Betrieb von seinem Vater übernahm – fassen auf den Schadflächen zunehmend Brombeere, Farnkraut und Reitgras Fuß.
Vorwald spart Pflegekosten
Damit diese Konkurrenten die jungen Bäume nicht überwuchern, darf nur wenig Licht auf den Boden gelangen. Um diesen zu beschatten, nutzt Thiele die Vorteile des Vorwaldes und pflanzt, überall wo nötig, Erlen an. Anders als beispielsweise die Buche verträgt die Erle seiner Erfahrung nach das Freiflächenklima besser: „Hier sind die jungen Pflanzen Wind, Frost und Hitze schutzlos ausgeliefert.“
Darüber hinaus wächst die Erle schneller als beispielsweise Buche und Tanne. Dadurch reicht in der Regel eine Kulturpflegemaßnahme mit dem Freischneider aus, bis sie „über die Köpfe“ von Farn und Co. gewachsen ist. Im Vergleich dazu müsste Thiele eine Tanne drei- bis viermal pflegen und freistellen. Wegen der großen Flächen wäre dieser Aufwand viel zu zeitraubend – denn für Thiele kommt nur Eigenleistung infrage. Dadurch wird die Wiederbewaldung einige Jahre in Anspruch nehmen.
„Trotzdem werden mehrere Hunderttausend Euro nötig sein, um alle Flächen wieder zu bestocken“, überschlägt Thiele. Den Löwenanteil der Kosten plant er mit Mitteln aus dem eigenen Betrieb zu stemmen – obwohl die Einnahmen aus dem Verkauf des Käferholzes geradeso die Aufarbeitungskosten gedeckt haben. „Dafür ist viel Idealismus nötig“, betont der Waldbauer. Denn um das leisten zu können, muss die Familie an anderen Stellen zurückschrauben. Jedoch ist Thiele überzeugt: „Durch Nichtstun wird der Wald nicht wertvoller.“
Zwickmühle: Fördergeld
Erstmals wird die Familie in größerem Umfang Fördermittel beantragen. Mit einem gewissen Widerwillen, wie der Familienvater sagt. Denn erreicht er das Förderziel nicht, zum Beispiel weil Pflanzen vertrocknen oder vom Wild verbissen werden, muss er sie zurückzahlen – eine Zwickmühle.
Seinen Wald zu verkaufen kam für Peter Thiele allerdings keinen Augenblick infrage. „Ich bin waldverrückt“, begründet er.