In den Hauptschadensgebieten des Unwettertiefs „Bernd“ trugen die Waldwege teils erhebliche Schäden durch den Starkregen davon. Weil viele dieser Wege aber für Rettungskräfte und die Feuerwehr dringend wieder befahrbar sein müssen, kündigte Umweltministerin Ursula Heinen-Esser eine Soforthilfe von 2,4 Mio. € an. Zudem stellte die Ministerin bei einem Waldbesuch im Königsforst bei Köln am vergangenen Montag weitere Hilfen in Aussicht.
Wegeschäden in Millionenhöhe
Die kaputten Waldwege haben unmittelbare Folgen für die auf Hochtouren laufende Schadholzaufarbeitung. In den besonders betroffenen Regionen, der Eifel, dem Sauerland und dem Bergischen Land, kommen weder Erntemaschinen noch Holztransporter in die Wälder. Der Grund dafür: Vor allem in den Tallagen sind die Wege durch den abfließenden Starkregen und mitgetragenes Geröll zerstört worden. Häufig sind dies die Zufahrten für das gesamte Waldwegesystem. Dort, wo Harvester und Rückezug die Wege nicht mehr befahren können, ist es für Rettungswagen und Löschfahrzeug unmöglich. Deshalb ist zum Gefahren- und Waldbrandschutz eine rasche Instandsetzung der aus-, unter- und weggespülten Waldwege nötig, sagte Landesforstchef Hubert Kaiser. Wenngleich die Aufnahme und Kartierung der Wegeschäden noch läuft, rechnet der Landesforstchef schon jetzt mit einem Schadvolumen in Höhe von 20 Mio. €.
Mit mehr als 200 l/m2 fiel örtlich ungewöhnlich viel Regen binnen kurzer Zeit. Für den Wald eigentlich kein Problem.
Zu viel Regen in kurzer Zeit
Waldböden können – ähnlich wie ein Schwamm – 200 bis 300 l/m2 aufnehmen, erklärte Stephan Schütte, Leiter des Regionalforstamtes Rhein-Sieg-Erft beim Waldbesuch der Ministerin. Auch die Kalamitätsflächen sind in der Lage, diese Wassermengen zu speichern. Das gelingt vor allem wegen des immer noch vorhandenen Wurzelsystems. Beleg dafür ist aus Schüttes Sicht, dass es keinerlei Erosionsschäden auf den Kahlflächen gibt. Der Grund liegt vielmehr darin, dass viele Waldböden wassergesättigt sind und keine weiteren Niederschläge aufnehmen konnten.
Eine ähnliche Beobachtung machte auch Dr. Ralf Petercord vom NRW-Umweltministerium: In einigen betroffenen Regionen sind die Wälder mit gesunden Buchen-Eichen Mischbeständen bestockt. Doch anders als bei einem Landregen konnten die Baumkronen den herabstürzenden Starkregen nicht bremsen oder gar auffangen.
„Die Wasserspeicherkapazität der Waldböden hat noch schlimmeres verhindert“, urteilte Ministerin Heinen-Esser. Dennoch ist der Starkregen ihrer Meinung nach ein weiterer Beweis, dass der Klimawandel in den Wäldern angekommen ist.
Borkenkäfer: Die Kalamität geht weiter
Seit Amtsantritt der Ministerin hat sich der Waldzustand ihrer Aussage nach jährlich verschlechtert. Noch immer ist die Borkenkäfersituation dramatisch – aktuell beginnt der zweite Käferflug. Seit 2018 sind in NRW mehr als 30 Mio. Festmeter Käferholz angefallen. Allein in der Fichte. Deshalb muss die Aufarbeitung des Schadholzes weitergehen und das Käferholz abtransportiert werden. Ziel ist für Heinen-Esser eine schnelle Wiederbewaldung mit klimastabilen Mischwäldern. Hierfür stellt das Land im Rahmen der Förderrichtlinie „Extremwetter“ in diesem Jahr 75 Mio. € bereit. Der Förderstelle in Münster liegen inzwischen Anträge mit einem Fördervolumen von 60 Mio. € vor. Etwa drei Viertel der eingereichten Anträge sind bereits bewilligt, fasste Landesforstchef Kaiser zusammen. „Noch immer fließt ein Großteil der Fördergelder in die Aufarbeitung“, sagte Kaiser. Rund 10 bis 15 % der Fördermittel werden für Wiederbewaldungsmaßnahmen gezahlt. Nach Kaisers Einschätzung wird dieser Anteil aber stetig wachsen. Kevin Schlotmann