Forstpolitik

Umweltministerin Ursula Heinen-Esser im Interview

„Besenreine“ Schadflächen, komplizierte Förderprogramme und unzureichende Unterstützung: Die Waldbesitzer kritisieren die NRW-Forstpolitik scharf. Umweltministerin Ursula Heinen-Esser gibt Antworten.

Wochenblatt-Redaktion: Frau Heinen-Esser, in NRW gibt es mehr als 100  000 ha Kalamitätsfläche. Bislang sind davon nur rund 500 ha mit Mitteln der „Extrem­wetterrichtlinie“ aufgeforstet worden. Wie bewerten Sie das?

Umweltministerin Heinen-Esser: Zurzeit liegt der Fokus der Waldbesitzer landesweit noch bei der Aufarbeitung des Schadholzes – also der Kalamitätsbewältigung. Wir beobachten aber schon jetzt, dass die Beantragungen für Wiederaufforstungen zunehmen. Ich gehe davon aus, dass die Wiederbewaldung im kommenden Jahr richtig starten wird.

Also liegt es nicht an einer zu komplizierten Förderrichtlinie, wie viele Praktiker meinen?

Sicherlich handelt es sich um anspruchsvolle Anträge, die die Waldbesitzer stellen müssen. Ich habe Verständnis für manch eine Kritik daran. Wir sind stets in enger Abstimmung mit dem Waldbauernverband und schauen, inwiefern sich etwas vereinfachen lässt. Hier haben wir sukzessive nachgebessert. Aber letztlich sind die Fördergelder öffentliche Mittel, sodass wir dem Steuerzahler und den Waldbesitzern gleichermaßen gerecht werden müssen.

Es gibt vielfach Forderungen nach einer flächenbezogenen Förderpauschale für die Aufforstung. Ist das eine Option für Sie?

Das ist tatsächlich eine Option. Wir diskutieren im Moment mit dem Landesbetrieb Wald und Holz eine Umstellung der Förderung, um nochmals Vereinfachungen hinzubekommen. Dabei müssen wir aber bestimmte Anforderungen berücksichtigen, insbesondere unser Waldbaukonzept. Was wir konkret vorhaben, kann ich Ihnen heute noch nicht sagen, aber das System wird deutlich vereinfacht.

Schließt das ein digitales Antragsverfahren ein?

Daran arbeiten wir und planen die Umsetzung für das kommende Jahr.

Auch eine Förderung für ­Vorwald und dessen Pflege, schließlich ist Pflanzgut schon jetzt knapp?

Wir überlegen, auch in dieser Richtung den Waldbesitzern eine Hilfestellung zu geben. Ziel dabei ist es, Zeit für die Wiederbewaldung ­eines klimastabilen Mischwaldes mit mindestens vier verschiedenen Baumarten zu gewinnen. Weil Pflanzmaterial schon jetzt knapp ist, ist der Vorwald für uns eine sinnvolle Option.

Im vergangenen Jahr beklagten etliche Waldbesitzer, ihre Förderanträge frühzeitig gestellt und eingereicht zu haben, aber monatelang auf eine Bewilligung gewartet zu haben. Ergebnis: Am Ende war kein Geld mehr da und der Antrag wurde abgelehnt. Droht das wieder?

Meiner Wahrnehmung nach hat sich auch hier...