Der Belaubungszustand ist ein aussagekräftiges Merkmal für den Gesundheitszustand des Waldes. Deshalb beurteilen die Forstexperten im Rahmen der jährlichen Waldzustandserhebung den Kronenzustand von Buche, Eiche und anderen Baumarten ganz genau. Seit Beginn der Waldzustandserhebung 1984 hat sich der Kronenzustand stetig verschlechtert – den Bäumen geht es immer schlechter. Dazu kommt der anhaltende Borkenkäferfraß.
40 Mio. fm Schadholz
Die Fichte bereitet den Förstern in NRW weiterhin Sorgen und die Schäden sind auf einem anhaltend hohen Niveau, sagte NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser, die am Montag die Ergebnisse des Waldzustandsberichts 2021 vorstellte.
Trotz ergiebiger Niederschläge in der Vegetationsperiode konnte die Fichte sich nicht von den Strapazen des Wassermangels und der Käferkalamität erholen. Die Borkenkäferpopulation hat sich zwar verringert, dennoch ist der Schädlingsdruck noch immer viel zu groß. In diesem Jahr sind weitere 8,8 Mio. Festmeter Schadholz angefallen, sodass die Gesamtmenge seit 2018 mittlerweile mehr als 40 Mio. Festmeter ausmacht. Die Schadfläche bezifferte die Ministerin auf inzwischen 113 .000 ha.
Der mittlere Nadelverlust steigt beim einstiegen Brotbaum seit 2017 ohne Unterbrechung (aktuell 33,8 %), verdeutlichen die Ergebnisse der aktuellen Waldzustandserhebung. Der Anteil der Fichten mit deutlicher Kronenverlichtung ist jedoch um drei Prozentpunkte gesunken. Den augenscheinlichen Widerspruch zwischen steigenden Nadelverlusten einerseits und sinkenden Anteilen deutlich verlichteter Bäume andererseits, begründen die Experten mit dem Fichtensterben – an vielen Stichprobenpunkten ist die Fichte komplett ausgefallen.
Wie geht es Eiche, Buche und Kiefer?
Auch der Zustand der Eiche hat sich nach einer leichten Erholung im vergangenen Jahr in den zurückliegenden Monaten verschlechtert. Der Anteil der deutlich verlichteten Kronen nähert sich dem Wert aus 2019 an – dem höchsten Schadniveau seit Beginn der Waldzustandserhebung: Der Anteil der Eichen mit deutlich verlichteter Krone steigt um 4 Prozentpunkte auf 55 %. Ursache ist die Eichenfraßgesellschaft, bestehend aus verschiedenen Schmetterlingsraupen, die der Baumart zusetzt.
Die Buche konnte sich wieder leicht erholen: Der durchschnittliche Blattverlust ist etwas niedriger als in den zurückliegenden drei Jahren. Grund zur Entwarnung gibt es jedoch nicht. Wenngleich die Niederschläge die extreme Dürre beendet haben, wirken die Witterungsextreme der Vorjahre noch immer nach. Das gilt vor allem für Buchenaltholzbestände.
Von den Hauptbaumarten weist die Kiefer die geringsten Anteile deutlich verlichteter Kronen auf. In 2021 konnte sie sich wieder leicht erholen, nachdem ihr Kronenzustand 2020 den schlechtesten Wert seit Beginn der Waldzustandserhebung erreicht hatte. Auch für Niedersachsen belegen die Ergebnisse der Waldzustandserhebung anhaltend hohe Schäden.
Ein Blick nach Niedersachsen
Die mittlere Kronenverlichtung der Waldbäume befindet sich seit drei Jahren auf dem Höchststand der dort 38-jährigen Zeitreihe. Der Anteil starker Schäden für den Wald in Niedersachsen ist in den zurückliegenden Monaten nochmals höher als im Vorjahr. Er liegt mehr als doppelt so hoch wie das langjährige Mittel von 1,6 %. Den mit Abstand höchsten Anteil starker Schäden weisen auch dort die Fichten (15,3 %) auf. Am niedrigsten ist der Anteil starker Schäden bei den Kiefern (1,2 %). Sie macht in der Stichprobe in Niedersachsen mit 38 % den größten Flächenanteil aus. Dadurch sind die Ergebnisse der Waldzustandserhebung für den Gesamtwald stark durch die vergleichsweise niedrigen Verlichtungswerte der Kiefer geprägt. Die Fichte ist mit 13 %, die Buche mit 16 % und die Eiche mit 7 % im Kollektiv der Waldzustandserhebung vertreten.
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Waldzustandsbericht NRW 2021