Wald im Klimawandel

Windwurf: Länder ziehen erste Bilanz

Die jüngsten Stürme haben in den Wäldern erhebliche Schäden verursacht. Die SVLFG rät betroffenen Waldbesitzern, entwurzelte, abgebrochene und angeschobene Bäume nicht unbesonnen aufzuarbeiten.

Die Schäden durch die jüngsten Sturmereignisse sind in den deutschen Wäldern regional sehr unterschiedlich ausgefallen. Während Bayern glimpflich davongekommen ist, hat es Nordrhein-Westfalen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein deutlich schwerer getroffen. Die Stürme verursachten Einzel-, Gruppen und wenige flächige Würfe. Neben den bereits durch den Borkenkäferfraß aufgerissenen Beständen sind auch gesunde Fichtenwälder, sowie Buchenbestände von Windwürfen und -brüchen betroffen.

In Nordrhein-Westfalen haben die Stürme starke Schäden in den östlichen Teilen des Regionalforstamtes Kurkölnisches Sauerland, sowie in den höheren Lagen des Regionalforstamtes Soest-Sauerland und des Wiehengebirges im Regionalforstamt Ostwestfalen-Lippe hinterlassen. Im restlichen Land gab es leichte bis mittlere Schäden. Genaue Daten werden in den Forstämtern derzeit noch erhoben.

Das NRW-Umweltministerium teilte aber bereits mit: Durch die Februarstürme sind 480 ha flächige Windwürfe entstanden. Die Regionalforstämter schätzen die Schäden vorläufig auf 664.000 fm. Das ist deutlich weniger als nach dem Orkan Friederike im Januar 2018. Die Schäden im Nadelholz betragen 525.000 fm, im Laubholz sind es 139.000 fm. Die Schäden im Laubholz betreffen besonders die Regionen Hochstift und Ostwestfalen-Lippe.

Im hessischen Staatswald gab es durch die Stürme überwiegend Einzel- und Nesterwürfe. Nach ersten Schätzungen sind im ganzen Land etwa 100.000 Bäume durch die beiden Stürme umgeweht. Betroffen sind überwiegend Nadelbäume.

Schäden vor allem in Norddeutschland

In Mecklenburg-Vorpommern sind laut Landwirtschaftsministerium etwa 700.000 fm Schadholz angefallen, nachdem im Januar das Sturmtief „Nadia“ bereits etwa 300.000 fm Windwurf verursacht hatte. Das entspricht der Hälfte des jahresüblichen Einschlags im Gesamtwald. Betroffen sind vor allem Fichten- und Kiefernbestände.

In Schleswig-Holstein sind ersten Schätzungen zufolge 60.000 fm Sturmholz angefallen. Das entspricht etwa einem Drittel des jährlichen Holzeinschlags des Landes. Besonders stark betroffen sind die Mitte und der Süden des Landes.

Die Aufarbeitung der Sturmschäden hat nun große Priorität, damit die Nadelbäume vor dem ersten Flug des Borkenkäfers aus dem Wald transportiert werden können.

Sturmholz: Arbeit für Profis

Wenngleich der „do-it-yourself-Trend“ zunimmt, gehört die Aufarbeitung von Sturmschäden in die Hände von Forstprofis. Immer wieder unterschätzen auch Waldbesitzer, die im Umgang mit der Motorsäge geübt sind, die Gefahren: Entwurzelte oder abgebrochene Baumstämme stehen unter Spannung, die nur schwer einschätzbar ist. Ein falscher Schnitt reicht aus, um den Windwurfstamm mit enormer Kraft nach oben oder zur Seite schnellen zu lassen. Hierbei ist die Verletzungsgefahr erheblich.

Tipps der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) für die Aufarbeitung:

  • Wo immer möglich sollte hochmechanisierte Holzerntetechnik, zum Beispiel ein Harvester, genutzt werden, statt den Windwurf motormanuell aufzuarbeiten. Auch der Einsatz von Baggern zur Sicherung beim Abtrennen von Stamm und Wurzeltellern erhöht die Arbeitssicherheit.
  • Bei der Aufarbeitung mindestens einen Schlepper mit Forstseilwinde einsetzen.
  • Prüfen Sie vor dem Schneiden die Spannungsverhältnisse gewissenhaft und leiten Sie daraus die sicherste Schnitttechnik ab.
  • Schwierige Situationen besonnen und überlegt angehen. Manchmal hilft der Erfahrungsaustausch mit einer weiteren erfahrenen Person.
  • Nie unter hängenden Wipfeln und Stämmen oder hinter ungesicherten Wurzeltellern arbeiten. Nutzen Sie ebenso wie beim Entzerren verkeilter, unter Spannung stehender Bäume im Windwurfverhau die Hilfe einer Maschine.
  • Der Einsatz eines Kommunikations- und Notrufsystems wird dringend empfohlen.

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