Seit einigen Jahren fallen vor allem in den Herbst- und Wintermonaten bei uns in Nordrhein-Westfalen vermehrt große, weiße Vögel auf. Manchmal einzeln, mitunter aber auch in größeren Gruppen sind Silberreiher in flachen Gewässern und auf Wiesen und Äckern dabei zu beobachten, wie sie nach Beute Ausschau halten. Sie ernähren sich vornehmlich von Fischen und Mäusen, verschmähen aber auch Amphibien und Insekten nicht. Der etwa 1 m große Vogel hat eine Flügelspannweite von rund 1,70 m und wiegt bis zu 1,5 kg. Silberreiher sind daher etwa so groß und schwer wie unsere heimischen Graureiher, haben jedoch einen längeren Hals.
Im Flug ist der weiße Vogel durch seine langsamen Flügelschläge und den zusammengelegten Hals unverkennbar, da die Tiere den Kopf in der Luft zwischen die Schultern legen.
Weit verbreitet
Silberreiher haben ein großes Verbreitungsgebiet. So ist die Art in Teilen von Süd- und Osteuropa ebenso beheimatet wie auf dem gesamten amerikanischen Kontinent, in Asien und Afrika. Schon seit einigen Jahrzehnten ist dieser anmutige Vogel in Deutschland regelmäßiger Wintergast bzw. Durchzügler.
Ein erster Brutnachweis gelang 2012 im Nordosten von Deutschland in Mecklenburg. In NRW brütet die Art bisher nicht. Bundesweit sind bisher nur sehr wenige Brutvorkommen bekannt.
Silberreiher brüten in Kolonien in ausgedehnten Schilfflächen. In den Kolonien kann es zuweilen recht laut zugehen. Dann ist auch das wenig melodische, laute Krächzen der Vögel zu hören. Außerhalb der Kolonien geben die Silberreiher nur laut, wenn sie sich gestört fühlen und abfliegen.
Da sich Silberreiher seit einigen Jahren stark ausbreiten, ist eine erfolgreiche Brut bei uns wohl nur noch eine Frage der Zeit. Erste Adresse wären wohl die Rieselfelder in Münster, das größte Schilfgebiet in NRW.
Graureiher in der Nähe
Wo Silberreiher zu sehen sind, sind meist auch Graureiher nicht weit entfernt. Zwischen beiden Reiherarten kann es zu erbitterten Streitigkeiten um Nahrung kommen. Dies musste ein Frosch leidvoll erfahren, der in einem trocken gefallenen Teich von einem Graureiher erbeutet worden war. Während sich der Graue seinen kapitalen Fang mundgerecht im Schnabel zurechtlegen wollte, wurde er von einem Silberreiher attackiert. Der Frosch fiel im Eifer des Gefechts zu Boden. Nun war der Silberreiher schneller, pickte nach dem Frosch und flog mit ihm davon, um ihn in einer ruhigen Ecke zu verspeisen.
Große Ansammlungen von Silberreihern lassen sich im Herbst am Teichgut des Herzogs von Croy in Dülmen, Kreis Coesfeld, beobachten. Dort wurden vor einigen Jahren bei einer Synchronzählung mehr als 200 Silberreiher erfasst. Werden dort die Teiche zur Abfischung der Karpfen abgelassen, scheinen das die Reiher zu „riechen“. In dem flachen Restwasser erbeuten Silberreiher dann kleine Fische wie Rotaugen, Rotfedern oder Bitterlinge. Zusammen mit weiteren Fischen, die von Graureihern und Kormoranen erbeutet werden, können dadurch erhebliche finanzielle Einbußen entstehen.
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