Mitgliederversammlung des Landesjagdverbandes

Die erste Jägerpräsidentin

Nicole Heitzig ist neue Präsidentin des Landesjagdverbandes NRW. Bei der Online-Mitgliederversammlung erhielt sie 95 % der Stimmen. Ebenfalls beschlossen: ein zusätzlicher Jagdbeitrag von 45 €/Jahr.

Viel Sitzfleisch benötigten die Mitglieder des Landesjagdverbandes (LJV) NRW bzw. deren Vertreter bei der Mitgliederversammlung am Samstag, den 13. März 2021. Corona-bedingt fand diese "online" statt – und dauerte sage und schreibe fast zehn Stunden. Auf der Tagesordnung standen jedoch auch richtungsweisende Entscheidungen: die Neuwahlen zum Präsidium und die Entscheidung über einen zusätzlichen Jagdbeitrag von 45 € pro Mitglied und Jahr.

Erste Frau an der Spitze eines Landesjagdverbandes in Deutschland

Neue LJV-Präsidentin und damit Nachfolgerin von Ralph Müller-Schallenberg, der nach knapp neun Jahren nicht mehr zur Wahl stand, ist Nicole Heitzig aus Brilon. Die 48-jährige Richterin am Amtsgericht Paderborn und Vorsitzende der Kreisjägerschaft Hochsauerland erhielt in geheimer Wahl rund 95 % von insgesamt 57  846 Stimmen. Damit ist Nicole Heitzig die erste Frau an der Spitze eines Landesjagdverbandes in Deutschland.

Nicole Heitzig (Bildquelle: LVJ-NRW)


Zur Info: Wer sich von den rund 65  000 LJV-Mitgliedern nicht persönlich zu der Versammlung angemeldet hatte, wurde vom Vorsitzenden seiner Kreisjägerschaft vertreten.
Nach unserem Kenntnisstand verfolgten knapp 700 Teilnehmer die Versammlung.

Zwei Kandidaten für das Vizepräsidenten-Amt

Eine Gegenkandidatur gab es beim Amt des Vizepräsidenten: Hier trat die 52-jährige Rita Stockhofe aus Haltern am See gegen den bisherigen Vizepräsidenten Hans-Jürgen Thies (65) aus Lippetal an.

Vor der Wahl positionierte sich Müller-Schallenberg klar für das im September 2019 vom LJV-Präsidium zur Wahl vorgeschlagene vierköpfige Team – und damit für Thies. Dieser spiele für das Gleichgewicht wegen seiner Kenntnisse und seines Netzwerks eine wichtige Rolle. "Ich wünsche mir eine große und überzeugende Zustimmung", so Müller-Schallenberg.

Doch so eindeutig war die Zustimmung dann doch nicht: Thies wurde zwar mit einfacher Mehrheit gewählt, erhielt allerdings nur knapp 60 % der Stimmen.

Klarer war die Wahl von Lutz Schorn (55) aus Bonn als zweitem LJV-Vizepräsidenten mit gut 93 % der Stimmen. Er ist damit der Nachfolger von Georg Kurella. Fast 100 % Zustimmung erhielt Dr. Peter Bottermann aus Gelsenkirchen-Buer, der nach 20 Jahren damit weiterhin als Schatzmeister dem LJV-Präsidium angehört.

Nicole Heitzig mit altem und neuem Präsidium im Aufnahmestudio: (v.r.) Hans-Jürgen Thies MdB (Vizepräsident), Klaudia Hugenberg (Justiziarin, Wahlleiterin), Georg Kurella (scheidender Vizepräsident), Christof J. Marpmann (Hauptgeschäftsführer), Dr. Peter Bottermann (Schatzmeister), Ralph Müller-Schallenberg (Ehrenpräsident), Nicole Heitzig (Präsidentin), Lutz Schorn (Vizepräsident). (Bildquelle: LJV NRW)

Drei neue Beisitzer im Präsidium

Bei den Repräsentanten der fünf Regierungsbezirke im LJV-Präsidium gibt es drei neue Gesichter: Jörg Tigges (55) aus Dortmund vertritt nun den Regierungsbezirk (RBZ) Arnsberg, Dr. Christian Kallenberg (38) aus Essen den RBZ Düsseldorf und Petra Bauernfeind-Beckmann (54) aus Waltrop den RBZ Münster). Berthold Antpöhler (57) aus Bad Lippspringe wurde für den RBZ Detmold wiedergewählt, Dr. Heiner Breickmann (67) aus Gangelt für den RBZ Köln.

Mit 99,96 % stimmten die Mitglieder zudem für die Wahl von Müller-Schallenberg zum LJV-Ehrenpräsidenten.

45 € Jagdbeitrag bereits 2021 fällig

Zweites großes Thema der Versammlung war die Einführung eines sogenannten Jagdbeitrages von 45 € jährlich, den LJV-Mitglieder mit bestandener Jägerprüfung von diesem Jahr an (bis zum 30. Juni) zusätzlich zum allgemeinen Mitgliedsbeitrag (bis zum 31. März) bezahlen sollen. Der Jagdbeitrag ist quasi der Ersatz für die 2019 weggefallene staatliche Jagdabgabe, die beim Lösen des Jagdscheines von allen Jägern zu bezahlen war.
"Meine letzte Bitte als LJV-Präsident: Stimmen Sie dafür", so der Appell Müller-Schallenbergs an die Mitglieder. Um das Ergebnis vorwegzunehmen: Mit knapp 97 % stimmten diese dafür.

Diskussion um Jagdbeitrag

Doch die Redebeiträge zuvor verdeutlichten, dass das Einverständnis nicht so hoch ist, wie es das Abstimmungsergebnis suggeriert. Hier einige der Einwände:

  • Warum 45 € und nicht nur 15 oder 20 €, lautete eine Frage, schließlich sei der LJV-Beitrag erst vor wenigen Jahren um 20 € erhöht worden.
  • Wann und wer zieht den Beitrag ein? Dies sei ehrenamtlich in den Kreisjägerschaften bzw. Hegeringen nicht auch noch zu stemmen.
  • Auf Kritik stieß auch, dass mindestens 65 % des Jagdbeitrages in den Neubau und die Ertüchtigung von Schießständen fließen sollen.
  • Wie hoch sind die Verwaltungskosten für den Jagdbeitrag, der in einem separaten und transparenten Haushalt zu führen ist?

Mindestens 65 % des neuen Jagdbeitrags sind für Ausbau und Instandhaltung von Schießständen zu verwenden. (Bildquelle: Steve Bauernschmidt/imago-images)

LJV-Präsidium entscheidet über Mittelvergabe

Ein unabhängiges Wirtschaftsprüfungsbüro aus Dortmund wird die Anträge zur Mittelvergabe prüfen und abwickeln, die baufachliche Begleitung soll durch den TÜV erfolgen, erläuterte Müller-Schallenberg. "Die Höhe der Kosten können wir noch nicht sagen, abgerechnet wird nach Stunden", ergänzte LJV-Hauptgeschäftsführer Christof Marpmann.
Entscheidungsgremium, welches Projekt mit Mitteln des Jagdbeitrages gefördert wird, ist das LJV-Präsidium. Wie Marpmann erklärte, sollen die Kreisjägerschaften für den Mehraufwand im ersten Jahr 1 €, in den Folgejahren 30 Cent pro Mitglied erhalten.

Im Rahmen der zu beschließenden Satzungsänderungen stimmten die Mitglieder für ein Sonderkündigungsrecht. Wer den neuen Weg des LJV nicht mitgehen möchte, kann schriftlich bis zum 30. April bei der Kreisjägerschaft kündigen. Die Mitgliedschaft endet dann außerordentlich zum 31. Mai 2021.

Jahresabschluss und Haushaltsplan

Angesichts der vielen Themen wurden der Jahresabschluss 2019 und der Haushaltsplan 2021 fast zur Nebensache.
Das Geschäftsjahr 2019 endete mit einem positiven Jahresergebnis von rund 346  800 € (2018: 361  400 €).

Dem neuen LJV-Team werde nach Angaben der Rechnungsprüfer Günther Plum und Marcus Nowak ein "solventer Staffelstab" übergeben. Nichtdestotrotz könnte das laufende Jahr laut des Haushaltsplan 2021 bei einem einkalkulierten Mitgliederrückgang um 5 % mit einem negativen gewöhnlichen Ergebnis (–555  000 €) enden.