Jagd

Landesjägertreffen in Neuss

Keine Änderungen des Landesjagdgesetzes geplant / Schwerpunktbejagung als Konzept im Waldbau / Aktuelle Zahlen und Informationen zum 2021 eingeführten „Jagdbeitrag“

Haben Sie schon mal Fleisch vom Nutria gegessen? Der diesjährige Landesjägertag in Neuss am Samstag vergangener Woche bot dazu die Gelegenheit, die mancher Teilnehmer nutzte. Die Verkostung eines „Nutria-­Burgers“ war eines der zahlreichen Punkte im Rahmenprogramm. Nach der schlechten Resonanz und der geringen Teilnehmerzahl beim Landesjägertag 2022 in Dortmund war der Landesjagdverband NRW (LJV) in diesem Jahr angetreten, die Veranstaltung deutlich attraktiver zu gestalten. Zudem hielt im Nachmittagsprogramm vor der Mitgliederversammlung der Wildbiologe Prof. Dr. Dr. Sven Herzog von der Technischen Universität Dresden einen Vortrag zum Thema „Wald und Wild“.

Wer mochte, konnte einen Burger mit Fleisch vom Nutria probieren. (Bildquelle: Petercord)

Keine Jagdnovelle

Mit rund 400 Teilnehmern hielt sich die Resonanz auf den Landesjägertag dennoch in Grenzen. Ein Grund war sicherlich das sommerliche Wetter. Es mag aber auch an dem „guten Miteinander“ zwischen dem LJV und dem NRW-Landwirtschaftsministerium liegen, für das sich die Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen zu Beginn ihrer Ansprache bei der LJV-Präsidentin Nicole Heitzig bedankte. Zugleich versprach ­Gorißen den Jägern Planungssicherheit. So verwies sie darauf, dass keine Novelle des Landesjagdgesetzes geplant sei. Trotzdem sei die Jagd im Fokus der Landesregierung, beispielsweise beim Thema Wiederbewaldung und Afrika­nische Schweinepest. Bei Letzterem sei NRW für den Ernstfall gut vorbereitet, betonte Gorißen. Die Wiederbewaldung und die Schaffung klimaresilienter Wälder bezeichnete die Ministerin als „eine der größten Herausforderungen unserer Zeit“. Um diese erfolgreich zu bewältigen, forderte sie die Jäger auf, aktiv das Gespräch mit Waldbesitzern und Förstern zu suchen. In Sachen Digitali­sierung und Verwaltung kündigte Gorißen an, dass die Jagdscheinverlängerung und die Jagdstreckenerfassung zunehmend online erfolgen soll.

Im Hinblick auf die Ausweitung der Jagdzeiten für Reh- und Schwarzwild sowie jagdlich neuen technischen Möglichkeiten, (Stichwort: Nachtsichttechnik) appellierte die Ministerin an die Jägerschaft, verantwortungsvoll damit umzugehen. Denn Jäger stünden unter besonderer Beobachtung der Gesellschaft.

Beim Thema Wolf seien keine Lösungen zu erwarten. Das Problem werde sich daher verschärfen, prognostizierte Gorißen. Es bestünde zwar ein Austausch mit dem Umwelt-Ressort, dem der Wolf unterliege. Die Ansichten seien aber unterschiedlich.

Richard Conzen, Präsident des Rheinischen Landwirtschaftsverbandes, forderte in seinem Grußwort ein Umsteuern der aktuellen Wolfspolitik und ein aktives Entnahme­management. Andernfalls sei die Tierhaltung auf der Weide infrage gestellt.

Kleinflächig jagen

In seinem Vortrag zum Thema „Wald und Wild“ unterstrich Prof. Herzog nach der Mittagspause, dass der derzeitige Fokus bei der Wiederbewaldung auf die Wilddichte gerichtet sei. Doch der Ansatz „je mehr ich jage, desto weniger Schäden habe ich“, funktioniere nicht, betonte der Wildbiologe. Sein Appell: Großflächig denken – kleinflächig jagen, also Schwerpunktbejagung als Konzept im Waldbau. Bei einer Kalamitäts­fläche sollte es nach Ansicht des Wildbiologen als Chance erachtet werden, auf 5 % der Fläche „Wildnis“ zu belassen. „Und warum nicht auf weiteren 5 % der Fläche eine Wildwiese einsäen?“, so Herzog. Reiche die Lebensraumkapazität aus und würden trotzdem Schäden auftreten, sei dies ein Zeichen für einen falschen Umgang mit der Wildart. Sommerschäle beim Rotwild sei zu 90 % ein Indiz für falsche Bejagung. Jagdstrategien gelte es mit anderen Planungen, insbesondere forstlichen, abzustimmen.

Deutlich im Plus

Bei der Mitgliederversammlung sprach Heitzig zunächst den missglückten Relaunch der Internetseiten an. Statt eines Bilderbuchstarts habe es massive Probleme bei der Übertragung der alten auf die neuen Seiten gegeben.

Neues zum Jagdbeitrag teilte LJV-Schatzmeister Dr. Peter Bottermann mit. Entgegen der ursprünglichen Ankündigung vor der Einführung 2021, den jährlichen Jagdbeitrag von 45 € pro Mitglied in einem eigenen und transparenten Haushalt zu führen, wird dieser steuerlich wie ein Mitgliedsbeitrag betrachtet. Daher fanden sich die Einnahmen dazu auch in der „normalen“ Gewinn- und Verlust-Rechnung des LJV wieder – immerhin 2,9 Mio. € bei Gesamteinnahmen des Verbandes von rund 6,8 Mio. € (2021: 6,3 Mio. €).

Die Gesamtausgaben beliefen sich 2022 auf knapp 4,4 Mio. € (2021: knapp 4,3 Mio. €). Rund 1 Mio. € flossen in „jagdbeitragsgeförderte Projekte“. Weitere knapp 363.000 € waren laut Bottermann zum Stichtag 31. Dezember 2022 bereits für solche Projekte zugesagt. Das gewöhnliche Ergebnis des Verbandes betrug 2022 gut 2,4 Mio. € (Vorjahr: 2 Mio. €).

Auf Nachfrage eines Mitglieds bezifferte Bottermann die Verwaltungskosten für den Jagdbeitrag auf 60  000 bis 70  000 €. Abhängig vom Projektanfall sei zukünftig mit Verwaltungskosten von 100  000 € zu rechnen.

Mit drei Gegenstimmen wurde für die Festsetzung des LJV-Beitrages in bisheriger Höhe (48 € Mitgliedsbeitrag, 45 € Jagdbeitrag) gestimmt.
Ein interessantes Ergebnis ergab der Test der elektronischen Stimmabgabe bei der Mitgliederversammlung. Dabei sprachen sich knapp 83 % der anwesenden bzw. vertretenen Mitglieder gegen einen Nationalpark in der Egge aus.

Preisträger

Gute Tradition ist, dass beim Landesjägertag zwei Preise vergeben werden:

  • Den Biotophege-Preis erhielt in diesem Jahr der Hegering Agger-Sieg in der Kreisjägerschaft Rhein-Sieg für das Projekt „Bestandserhalt und Renaturierung eines Heidemoor-Gagel­strauchbiotops“.
  • Mit dem Lernort Natur-Preis 2023 wurde die Kreisjägerschaft Bottrop für das Projekt „Natur on tour“ ausgezeichnet. Dabei handelt es sich um eine Kooperation von Bottroper Jägern und Landwirten. Speziell geschult gehen diese in die Schulen und gestalten gemeinsam mit den Lehrern Biologie- und Sachkundeunterricht einmal anders.

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