Sägemehl und Hobelspäne verdeutlichen: Hier wird Holz nicht nur gelagert, sondern auch weiterverarbeitet. Timo Gelzhäuser und seine Schwester Lisa aus Kierspe (Märkischer Kreis) haben für ihren Forstbetrieb einen Weg aus der Käferkrise gefunden: Sie vermarkten ihr Holz selbst – durch eine interessante Wertschöpfung obendrein zu rentablen Preisen.
„Tiny Houses" aus Käferholz
Mehr als die Hälfte des 100 ha großen Forstbetriebs der Familie Gelzhäuser ist bereits dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen – allein in diesem Jahr. Obwohl ihr Vater vor gut 20 Jahren begonnen hat, anstelle von Fichten beispielsweise Küstentannen zu pflanzen, machte der „Brotbaum“ bisher gut 80 % des Baumbestandes aus.
Mit den absterbenden Fichten sind riesige Holzmengen verbunden, die wegen des Überangebots kaum noch etwas wert sind - selbst als Exportware nach China. Das brachte Timo und Lisa Gelzhäuser auf die Idee, nach alternativen Vermarktungswegen zu suchen. Die Lösung: Das Holz selbst im eigenen Sägewerk einschneiden und so die Wertschöpfung verbessern. Doch damit nicht genug: Neben der Produktion von Schnittholz auf Kundenbestellung bauen Gelzhäusers sogenannte Tiny Houses – kleine Holzhäuser in der Größe eines Gartenhauses. Damit entsteht aus dem vermeintlich wertlosen Käferholz ein vielseitiges und nachhaltiges Produkt.
Sägen, hobeln, zimmern
Die Tiny Häuser entstehen komplett aus Fichtenholz – aus dem eigenen Wald. Für das „Einstiegsmodell“ mit einer Grundfläche von 2,4 x 4 m benötigen Gelzhäusers etwa 5 fm Rohholz.
Nach der Ernte sägt Timo Gelzhäuser die Stämme im mobilen Sägewerk auf dem Hof ein. Für den Bau der Tiny Häuser verwendet der gelernte Landmaschinenmechaniker und Maschinenbauingenieur 7 cm dicke Blockbohlen. Sie sind besonders stabil und versprechen gute Dämmeigenschaften.
Nach dem Zuschnitt lassen die Geschwister die Hölzer trocknen. Danach wird das Holz gehobelt und mit Nut und Feder versehen. Das erledigen die Geschwister wieder im eigenen Betrieb. Anschließend bringt ein Zimmerer Eckverbindungen und verschiedene Bohrungen für das Federspannsystem an den Blockbohlen an. Mithilfe des Spannsystems lassen sich die Blockbohlen enger zusammenziehen.
Die Schwarten und andere Resthölzer wandern nach dem Hacken in die Hackschnitzelheizung.
Bausatz oder schlüsselfertig
Je nach Kundenwunsch sind die Tiny Häuser als kostengünstiger Bausatz oder als schlüsselfertiges Gebäude erhältlich. Zudem hat der Kunde die Wahl zwischen unterschiedlichen Fenstern – natürlich aus Holz – sowie Dachnutzungen. Alle Dächer sind mit einer nahtlosen Folie aus künstlichem Kautschuk abgedichtet. Das ermöglicht beispielsweise eine Dachbegrünung oder den Aufbau einer Dachterrasse. Außerdem besteht die Möglichkeit, eine Photovoltaikanlage zur Energieversorgung auf dem Dach zu errichten.
Heimbüro oder Nähzimmer
Seit Jahresbeginn haben Timo und Lisa Gelzhäuser schon einige Tiny Houses verkaufen können. Die Nutzungen könnten unterschiedlicher nicht sein: Einige Kunden haben in den Holzhäusern ihr Heimbüro eingerichtet, eine Sauna oder ein Nähzimmer. Ein Imker aus Duisburg nutzt es als Bienenhaus.
Die Tiny Häuser lassen sich als einzelne Module auch zu einem größeren Gebäude zusammensetzen, sodass sie auch als Wohnhaus nutzbar sind. Je nach Ausstattung sind die Haus-Bausätze ab 3000 € erhältlich.