Um invasive Fischarten im Teich loszuwerden, hat ein BUND-Mitglied im August das Wasser aus dem Teich am Naturschutzgebiet „Welter Bach“ nahe Dülmen, Kreis Coesfeld, abgelassen und anschließend das Gewässer gekalkt (Folge 37). Dabei wurde vorsätzlich in Kauf genommen, dass zahlreiche Zwergwelse, die zur Familie der Katzenwelse gehören, sowie Blaubandbärblinge in das Bachsystem gelangten. Diese Fischarten gelten als invasiv, da sie sich als nicht heimische Arten stark ausbreiten können.
Zwergwelse sind auf dem nordamerikanischen Kontinent heimisch, Blaubandbärblinge stammen ursprünglich aus Ostasien. Beide Arten werden gerne in Aquarien oder Gartenteichen gehalten. Nehmen die Fische dort überhand, werden sie illegaler Weise oft in Gewässer in der freien Landschaft umgesetzt. Zwergwelse ernähren sich als Bodenbewohner von kleinen Wirbellosen, Krebsen, Fischlaich und anderen Fischen. Blaubandbärblinge fressen Kleintiere, aber auch Fischbrut und -eier.
Potenzial zur Plage
Beide Fischarten sind anspruchslos und können sowohl Fließ- wie auch Stillgewässer besiedeln. Bei sehr guten Bedingungen haben sie das Potenzial, sich zur Plage auszubreiten. Große Bestände können dann erhebliche, negative Auswirkungen auf die natürliche Fischartenzusammensetzung und das ganze Gewässersystem ausüben.
Derartige Gewässer befinden sich am Welter Bach, der mehrere Teiche und Weiher speist und über die Stever die Stauseen Haltern und Hullern erreicht. Der Empter Teich des Angelvereins „SFV Coesfeld“ wird vom Welter Bach gespeist und befindet sich nur rund 300 m unterhalb des abgelassenen Teiches des BUND. Beide Gewässer, der Bach und der Empter Teich, wurden nun im Rahmen einer Elektrobefischung auf die invasiven Arten untersucht.
Im Welter Bach wurden Zwergwelse und Blaubandbärblinge in größerer Anzahl mit dem E-Gerät nachgewiesen. „Wir konnten die Fische händeweise fangen“, berichtet Hubert Rietmann, Vorsitzender des Angelvereins. Und auch im Teich wurden bereits ein paar Exemplare mit der Angel gefangen. „Unser Teich ist mit einer Wasserfläche von 1,3 ha allerdings auch sehr groß und beinhaltet viele Wasserpflanzen, in denen sich die Fische am Grund verbergen können“, erläutert Rietmann. Hat sich eine invasive Art jedoch einmal in einem Gewässersystem etabliert, ist es nahezu unmöglich, diese wieder zu entfernen.
Mögliche Konsequenzen
Sollten Zwergwelse und Blaubandbärblinge im Empter Teich größere Bestände ausbilden, müsste das Stillgewässer abgelassen werden. „Um sicherzugehen, dass keine Welslarven überdauern, müsste der Teich über eine Sommersaison trocken liegen. Das würden zahlreiche heimische Fische, Muscheln, Schnecken und Wasserinsekten nicht überleben“, so Rietmann. Bleibt zu hoffen, dass dieser Kelch an dem Verein vorbeigeht. Denn der SFV Coesfeld hat hier mit viel ehrenamtlicher Arbeit einen artenreichen, heimischen Fischbestand aufgebaut. Rietmann ist allerdings pessimistisch: „Ich befürchte, dass unsere Anlage keine gute Zukunft hat.“ Der Angelverein werde in dieser Woche die Strafanzeige gegen den Verursacher stellen. Wofür Rietmann keinerlei Verständnis hat: Der BUND-Landesverband hat dem Dülmener, der den Umweltskandal dem Kreis gemeldet hatte, mit sofortiger Wirkung die Betretung sämtlicher Grundstücke im Besitz des BUND-Landesverbandes untersagt. „Was ist das für ein Verhalten von einem Verband, der sich vermeintlich für den Umweltschutz stark macht?“
So funktioniert Elektrobefischung
Die Elektrofischerei ist eine Methode, bei der sich durch die Abgabe von Strom über ein Aggregat in einem Gewässer Fische schonend fangen lassen. Die Technik kann sowohl vom Boot aus als auch watend im Gewässer durchgeführt werden. Sobald der Elektrofischer einen Schalter drückt, wird im Wasser zwischen einem Kescher (Anode, Pluspol) und einem Kupferkabel (Kathode, Minuspol) ein elektrisches Feld erzeugt. Alle Flossenträger, die sich in diesem befinden, werden beim Fischen mit Gleichstrom wie von einem Magneten an die Kescheranode gezogen. Dort lassen sie sich leicht mit dem Kescher entnehmen. Sobald man den Stromkreislauf unterbricht, erholen sich die Tiere und schwimmen davon.
Da hier Strom zum Einsatz kommt, ist diese Technik nicht ganz ungefährlich. Deshalb dürfen nur ausgebildete Elektrofischer diese Geräte bedienen und benötigen für das jeweilige Gewässer eine Genehmigung der zuständigen Fischereibehörde.
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