Die hohe Schnittholznachfrage im Ausland sorgt für Versorgungsengpässe bei heimischen Handwerksbetrieben. Während diese nicht wissen, woher sie Balken und Co. beziehen sollen, kriegen die Waldbesitzer nur wenig vom Kuchen ab, da die Rundholzpreise im Gegensatz zum Schnittholz im Keller sind. Um die Versorgung des heimischen Handwerks sicher zu stellen und faire Preise für ihr Holz zu erhalten, verkaufen Waldbauern im Münsterland ihr Rundholz künftig direkt – über das Internet.
Onlineauktion: Etablierter Absatzweg
Die Onlineversteigerung von Eichenholz hat im Münsterland inzwischen Tradition und ist seit gut acht Jahren ein etablierter Absatzweg. „Bei der zurückliegenden Onlineauktion konnten die Waldbesitzer Verkaufspreise erzielen, die rund 70 € über denen üblicher Rahmenverkaufsverträge lagen“, sagt Edzard Bornemann, Geschäftsführer der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Münsterland. Weil sich der Rund- und Schnittholzmarkt entkoppelt haben und die Schere zwischen Rund- und Schnittholzpreis immer weiter auseinander geht, wollen die Münsterländer nun auch Nadelholz online Vermarkten. Die Initiative für die Direktvermarktung des heimischen Nadelholzes über das Internet stammt vom Regionalforstamt in Münster und fand bei der Forstwirtschaftlichen Vereinigung (FWV) sowie der NLF GmbH, dem regionalen Holzvermarkter, schnell Zustimmung. „Aufgabe des Forstamtes ist es, Wald- und Holzwirtschaft kartellrechtskonform zusammenzubringen. Kurzum: Die Waldbesitzer im Münsterland sollen vom regionalen Netzwerk profitieren“, erklärt Forstamtsleiter Heinz-Peter Hochhäuser die Rolle der Forstbehörde. Ziel der Direktvermarktung ist, die Handwerksbetriebe im Münsterland zu stärken. Denn die momentanen Schnittholzpreise können viele Endkunden nicht bezahlen, sodass den Handwerkern etliche Aufträge verloren gehen.
Trotz der Borkenkäferkalamität gibt es in der Region noch immer gesunde Fichten, darüber hinaus Lärchen und Douglasien. Mit einem Baumartenanteil von gut 25 %, ist die Kiefer die am weitesten verbreitete Nadelholzart im Münsterland. Das bedeutet: Rohstoff ist genug vorhanden.
Zielsetzung: Angemessene Preise
Weil der Preis für Fichtenrundholz durch die Kalamität aber enorm unter Druck ist, hinken auch die Preise für die anderen Nadelhölzer hinterher. „Wir müssen unser Holz wieder zu einem angemessenen Preis verkaufen können“, urteilt Bornemann. Nur so lässt sich seiner Meinung nach ein Anreiz schaffen, damit die Waldeigentümer ihre Bestände durchforsten und letztlich auch zu Mischbeständen umbauen.
Die Innungen und Kreishandwerkerschaften im Münsterland begrüßen die Initiative. Noch vor gut 30 Jahren war es üblich, Holz direkt vom Waldbesitzer zu kaufen und selbst einzuschneiden. „Heute ist der Handel sehr viel einfacher, dank des Internet“, meint Hochhäuser. Sein Wunsch ist es, regionale Wertschöpfungsketten aufzubauen, um so unabhängiger vom globalen Holzmarkt zu sein.
Im Fokus der Direktvermarktung liegen vor allem kleinere Verkaufsmengen, Lose zwischen 25 und 50 fm – ein bis zwei LKW-Ladungen. Für die Aushaltung gilt: Mindestzopf 20 cm mit Rinde (m.R.), Stammfußdurchmesser höchstens 65 cm m.R.. Frisches Käferholz ist ok, jedoch wollen die beiden Förster kein D-Holz anbieten. Bevorzugt sind Abschnitte von 4 m und 5 m, weil diese für die Kunden gut handhabbar sind. Die Waldbesitzer können aber auch Langholz anbieten.
Doch wie überhaupt? „Am einfachsten ist es, Kontakt mit seinem Förster aufzunehmen“, erklärt Bornemann. Allerdings können sich Verkäufer auch direkt an die NLF in Saerbeck wenden oder die Internetplattform aufrufen. Für die Versteigerung einfach ein Foto des Holzpolters schießen, auf der Plattform hochladen, Maße eingeben, ggf. einen Mindestpreis festlegen und fertig. Die Lose werden über „GoogleMaps“ lokalisiert, sodass der Käufer sein Holz später leicht findet. Die Abrechnung erfolgt über die NLF – genau wie die übliche Holzverkaufsabrechnung auch.
Die Region stärken
Zur ersten online Nadelholzauktion ist der Verkauf von etwa 1500 fm geplant. Der Käuferkreis ist vorerst auf das Münsterland begrenzt. „Hier gibt es schätzungsweise 4000 Handwerksbetriebe. Diese wollen wir über die Internetauktion erreichen“, begründet Hochhäuser. Neben dem Angebot können sich Interessenten auf der Plattform auch eine Liste der rund 20 Sägebetriebe in der Region herunterladen, sowie eine Übersicht von Holztransporteuren – das ist Teil des Netzwerks.
Auktionsbeginn ist der 8. September, Anbieter können ihr Holz ab sofort im Internet anbieten.