Zuchtwerte liefern Züchtern wertvolle Hinweise für ihre Anpaarungsentscheidungen. Gespannt warten sie darauf, welche Hengste es dank ihrer Eigenleistung und Nachkommensleistung in die Gruppe der Besten geschafft haben, sei es in der Kategorie „Jungpferdeprüfungen“, im „Nationalen Turniersport“ oder aufgrund der „Höchsten erreichten Klasse im internationalen und nationalen Turniersport (HEK)“.
Das Ziel einer jeden Zuchtwertschätzung (ZWS) ist es, erblich bedingte Leistungsunterschiede möglichst genau zu schätzen, um dadurch dem Züchter eine gute Grundlage für seine Anpaarungsentscheidung zu liefern. Eine Garantie für eine erfolgreiche Anpaarung kann sie natürlich nicht geben.
Durch das Verfahren der FN-Zuchtwertschätzungen werden Informationen aus Sport und Zucht zusammengeführt, die dem Ziel einer frühen, genauen und bestmöglichen Vorhersage der Zuchtwerte dienen. Bei der Interpretation der Zuchtwerte gilt es auf jeden Fall zu beachten, dass die Zuchtwerte mit unterschiedlichen Sicherheiten geschätzt werden, in einer Spanne von 99 % (sehr sicher) bis 70 % (unsicher geschätzt).
Sicher geschätzt?
Wichtig für die richtige Interpretation der Zuchtwerte ist die Sicherheit der Schätzung. Die Sicherheit ist eine Maßzahl, die die vorliegende Informationsmenge und Informationsqualität charakterisiert. Für Pferde mit wenig verfügbaren Informationen (wenn etwa nur von der Mutter oder dem Vater Informationen vorliegen) oder für Pferde, die nur Eigenleistungen (zum Bespiel nur wenige Starts in Turnierprüfungen) haben, wird der Zuchtwert „vorsichtiger“ geschätzt als für Pferde mit umfangreichen Informationen.
Mit internationalen Daten
Seit 2019 wird eine ZWS basierend auf nationalen und internationalen Turniersportdaten durchgeführt. Das Merkmal ist die jeweils höchste erreichte Klasse (HEK) in den Disziplinen Dressur und Springen. Dadurch wird auch nur eine Beobachtung je Pferd berücksichtigt: die höchst erreichte Platzierung bzw. der Start des jeweiligen Pferdes. Zu den 19,9 Mio. Ergebnissen aus den Turniersportprüfungen in Deutschland konnten mehr als 1,1 Mio. Ergebnisse von deutschen Pferden aus dem internationalen Turniersport hinzugefügt werden.
Die Zuchtwerte HEK für Hengste werden nur dann veröffentlicht, wenn die geschätzten Zuchtwerte HEK Springen bzw. Dressur eine Sicherheit von mindestens 70 % haben, die Schätzung auf mindestens fünf Nachkommen mit Eigenleistungen basiert, der Zuchtwert Turniersport veröffentlicht ist und ein Nachkomme mindestens sieben Jahre alt ist.
Die TOP-Prozentklassen bei dieser ZWS sind eine Hilfestellung bei der Einordnung der einzelnen Hengste. Das beste Viertel hat einen Zuchtwert in der Dressur von 121 Punkten und besser. Die besten 10 % der Hengste haben einen Zuchtwert von mindestens 139 Punkten erreicht, die besten 5 % von mindestens 151 Punkten. Die Spitzengruppe – 1 % der Hengste – beginnt bei einem Zuchtwert von 176 Punkten (Übersicht 1). Die Grundgesamtheit besteht aus 1910 Hengsten mit veröffentlichten Zuchtwerten.
Bei der ZWS mit der höchsten erreichten Klasse im Springen sind 2000 Hengste veröffentlicht. Demnach haben die TOP-1% der Hengste einen Zuchtwert von 166 Punkten. Die besten 5 % müssen einen Zuchtwert von 145 Punkten und besser ausweisen. Hengste mit einem Zuchtwert von 135 Punkten und besser gehören zu den besten 10 %, Hengste mit einem Zuchtwert von 117 Punkten und besser zum besten Viertel.
ZWS Jungpferdeprüfungen
Für die ZWS Jungpferdeprüfungen fließen die Ergebnisse, die junge Pferde in Dressur- und/oder Springpferdeprüfungen erzielen, über die Wertnote in die ZWS ein. Hinzu kommen die Noten aus Zuchtprüfungen. Für das integrative ZWS-Verfahren standen mehr als 5 Mio. Informationen aus den Aufbauprüfungen von mehr als 430 000 Pferden, gut 99 000 Informationen aus Zuchtstutenprüfungen, knapp 5100 Informationen aus Veranlagungsprüfungen, fast 8500 Informationen aus den Hengstleistungsprüfungen und gut 1000 Informationen aus Sportprüfungen zur Verfügung.
Damit der jeweilige Zuchtwert Jungpferdeprüfungen eines Hengstes veröffentlicht wird, muss auch hier die Sicherheit des Zuchtwertes mindestens 70 % betragen und es müssen mindestens fünf Nachkommen eine Eigenleistung vorweisen.
Die TOP-25 % der Hengste haben einen Jungpferde-Zuchtwert in der Dressur von 109 Punkten und besser, die TOP-10 % einen Zuchtwert von mindestens 125 Punkten und die TOP-5 % von mindestens 133 Punkte erreicht. Die besten 1 % der Hengste haben einen Zuchtwert von 147 Punkten und besser. Die Grundgesamtheit besteht aus 4249 Hengsten mit veröffentlichten Zuchtwerten.
Im Springbereich der Jungpferdeprüfungen sind 3518 Hengste veröffentlicht. Die Grenzen der Besten sind bei dieser ZWS folgende: Die besten 1 % der Hengste haben einen Zuchtwert von 141 Punkten und besser, die besten 5 % von 133 Punkten und besser. Hengste mit einem Zuchtwert von 126 Punkten und besser gehören zu den besten 10 %, mit einem Zuchtwert von 114 Punkten und besser zu den besten 25 % der Hengste.
ZWS Turniersport
Bei der ZWS Turniersport dienen als alleinige Informationsgrundlage die Starts bzw. die Rangierungen in den deutschen Turniersportprüfungen. In 2022 sind für die Schätzung Daten von mehr als 600 000 Pferden und Ergebnisse von mehr als 20 Mio. Turniersportprüfungen in Deutschland verarbeitet worden. Aus den Springprüfungen stammen fast 14 Mio. Leistungen, aus den Dressurprüfungen mehr als 6 Mio. Ergebnisse.
Im Vergleich zur ZWS Höchste erreichte Klasse (HEK) werden bei der ZWS Turniersport alle Starts der Pferde berücksichtigt; das bedeutet, dass alle Leistungen je Pferd angerechnet werden.
Die Zuchtwerte Turniersport werden veröffentlicht, wenn sie eine Sicherheit von mindestens 70 % haben, die Schätzung auf mindestens fünf Nachkommen mit Eigenleistungen basiert und die Hengste einen veröffentlichten Zuchtwert Jungpferdeprüfungen haben.
Ausgehend von einer Gesamtzahl von 1964 Hengsten hat das beste Viertel einen Turnier-Dressurzuchtwert von 109 Punkten und besser. Die besten 10 % der Hengste haben einen Zuchtwert von mindestens 124 Punkten erreicht, die besten 5 % von mindestens 132 Punkten. Die Spitzengruppe – 1 % aller Hengste – beginnt bei einem Zuchtwert von 148 Punkten.
Bei den 2013 Springhengsten mit einem veröffentlichten Zuchtwert beginnt die TOP-1 %-Klasse ab einem Zuchtwert von 147 Punkten, die besten 5 % liegen bei einem Zuchtwert von 134 Punkten und besser. Hengste mit einem Zuchtwert von 128 Punkten und mehr zählen zu den besten 10 % der Hengstpopulation und Hengste mit einem Zuchtwert von 116 Punkten und besser zum oberen Viertel.
ServiceDie Zuchtwerte einzelner veröffentlichter Hengste sind im Bereich Zucht der Deutschen Reiterlichen Vereinigung bei Doris Frerich, Tel. (0 25 81) 63 62-209, E-Mail:
dfrerich@fn-dokr.de, erhältlich. Die erweiterten TOP-Listen aller
drei Zuchtwertschätzungen in Dressur und Springen finden Sie hier.
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