Die Diskrepanz zwischen Rundholzaufkommen und Schnittholzmangel könnte größer nicht sein. Gleiches gilt für die Marktpreise, die für Schnittholz aufgerufen und für Stammholz gezahlt werden. Die tatsächliche Ursache für diese Unstimmigkeiten ist nebulös. Um sie genauer zu beleuchtet, hatte SPD-Fraktionsvize im Bundestag, Dirk Wiese, zum Fachgespräch eingeladen.
Inlandsnachfrage durch Exportverbote decken
Die Nachfrage am US-amerikanischen Markt ist groß, vor allem wegen inländischer Konjunkturprogramme. Durch die hohe Exportquote fehlt beispielsweise heimischen Zimmerern das Baumaterial, sodass Kurzarbeit ansteht, fasste Rainer Spiering, agrarpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, die aktuelle Situation zusammen. Um das Problem kurzfristig in den Griff zu bekommen, schlägt der Politiker ein Exportverbot für heimische Hölzer außerhalb der EU vor. Gleichzeitig appellierte Spiering an die Sägeindustrie, die Unmengen an Kalamitätsholz nicht „links liegen zu lassen“. Diese seien noch vielfältig nutzbar, beispielsweise für die Herstellung von Holzdämmstoffen. Sein Fazit: Exportstopps und eine gezielte Nutzung des Käferholzes entspannen die Holzknappheit.
"Klimaschützer" Holz wird klimaschädlich exportiert
Für den Geschäftsführer des Innungsverbands des Zimmerer- und Holzbaugewerbes Westfalen, Matthias Eisfeld, ist die Holzmarkt-Situation überraschend, nie dagewesen und existenzbedrohend. Teilweise habe sich der Preis für Schnitt- und Bauholz vervierfacht. Trotz voller Auftragsbücher stünden viele Handwerksbetriebe vor der Insolvenz, weil diese Preise nicht bezahlbar seien. Für Eisfeld steht fest: Während die Sägebetriebe Unsummen verdienen, sind Handwerker und Waldbesitzer die Leidtragenden. Auch der Verbandsvertreter hält Exportbeschränkungen für sinnvoll und urteilt zudem: „Holzexporte um die halbe Welt sind klimaschädlich.“
Mehr Schnittholz für den heimischen Markt
Wie so oft gibt es unterschiedliche Sichtweisen auf ein Problem, meinte Lars Schmidt, Geschäftsführer des Deutschen Säge- und Holzindustrie Bundesverbandes. Holz werde nicht nur in Handwerksbetrieben knapp, sondern auch in vielen Betrieben der Verbandsmitglieder. Denn nicht alle schneiden Holz ein, sondern verarbeiten es vielfach „nur“ weiter. Dies liegt für Schmidt aber nicht am Schnittholzexport, denn die Exportquote sei in den zurückliegenden zwei Jahren um 10 Prozentpunkte gesunken. Die Exportquote von Rundholz sei allerdings im gleichen Zeitraum gestiegen. Trotzdem konnten die Sägebetriebe seiner Ausführung nach, die Produktion weiter steigern, sodass grundsätzlich mehr Schnittholz für den Inlandmarkt verfügbar ist. Demzufolge sei nicht der Schnittholzexport Ursache des Holzmangels, weshalb Exportbeschränkungen nichts bringen würden.
Grund der „Holzkrise“ sei vielmehr der Rekordverbrauch in 2020, auch im inländischen Holzbau , sagte Schmidt. Durch die Corona-Pandemie sie der „Do-it-yourself“ Gedanke gestiegen und mehr Holz im privaten Bereich verwendet worden. Zudem würden neue Holzwerkstoffe, beispielsweise Brettsperrholz, in der Herstellung mehr Rohmaterial benötigen. Und letztlich hätten etliche Handwerksbetriebe „Hamsterkäufe“ getätigt, um eigene Lager zu füllen. Die Branche sei grundsätzlich dafür offen, Kalamitätsholz zu verarbeiten, sofern Normen und Richtlinien dies erlauben. Darüber hinaus müsse der Verbraucher für Schnittholz mit leichten Makeln, wie Holzbläue, sensibilisiert werden.
Wo bleiben die Gewinne?
Die pauschale Unterstellung „Die Säger machen sich die Taschen voll“ wies Schmidt zurück. Nach Kyrill sei Rohholz auf einem hohen Preisniveau gewesen, der Schnittholzpreis hingegen extrem niedrig. Spiering entgegnete, dass die Holzpreise für die Waldbesitzer noch immer deutlich hinterherhinken und den Waldbesitzern unter diesen Umständen Mittel für die Wiederbewaldung fehlen. Der SPD-Politiker zog das Fazit: „Die Sägeindustrie sucht den schnellen Profit.“