Besonders die Traubeneiche zählt zu den wenigen heimischen Baumarten, die wahrscheinlich dem Klimawandel trotzen können. Deshalb sind die „Nachkommen“ dieser Eichenart stark nachgefragt. In diesem Jahr tragen Trauben- und Stieleiche sehr viele Eicheln – die Förster gehen von einer Vollmast aus. Allerdings ist der Fruchtbehang von Bestand zu Bestand sehr unterschiedlich.
Ziel: Qualität und Vitalität
Genetisch hochwertiges Saatgut ist die Grundlage robuster Jungpflanzen. Die Auswahl von herkunftsgeprüften Samen ist wichtig, damit die Qualität der späteren Bäume stimmt und sie zudem bestmöglich keimen. Deshalb ernten die Förster Saatgut für den Verkauf nur in zugelassenen Erntebeständen. Stefan Befeld, Revierleiter im Privatwaldrevier Sintfeld, ist einer der drei Saatgutbeauftragten vom Regionalforstamt Hochstift in Bad Driburg. Er ist zuständig für die zahlreichen Eichensaatgutbestände in der Region.
„Kennzeichen von Saatgutbeständen ist die Wuchsform und die Vitalität der Bäume, diese ist auch ausschlaggebend für die Trockenheitstoleranz“, erklärt Befeld. Bäume vererben ihre „guten Gene“ weiter. Trägt ein Baum beispielsweise trockenheitsbedingt schlechte Früchte, muss das nicht zwingend Folgen für Qualität und Vitalität der Jungpflanzen haben.
Insgesamt gibt es mehr als 300 ha anerkannte Saatgutbestände im Forstamt Hochstift, erklärt Roland Schockemöhle, Leiter des Regionalforstamtes Hochstift. Aufgrund der „wahnsinnigen“ Blüte des Eichenbestandes im Frühjahr erwartete er eine sehr starke Eichelernte. Dies hat sich aber nicht überall bestätigt. Der Eichelbehang ist zwar gut aber im Forstamtsbereich nur selten eine Vollmast, sondern vielerorts eine Halb- oder Sprengmast. Zudem sind die Eicheln vorwiegend klein. Das liegt am trockenen Sommer, sagt Schockemöhle. Außerdem können das auch Nachwehen der zurückliegenden beiden Dürrejahre sein, erklärt er. Viele Eichen haben durch die Trockenheit Schäden erlitten und entwickeln darum sehr kleine Früchte.
Kleine Früchte für Keimfähigkeit unbedeutend
Bei den anderen Baumarten ist es ähnlich. Auch Buche und Douglasie hatten „satt“ geblüht. Der Ertrag ist hier ebenfalls gut, aber nicht so groß wie im Frühjahr erwartet. Die genetische Qualität ist dennoch vorhanden, sagt Revierförster Befeld. Auch mit den eher kleineren Samen können die Buchen und Eichen gut angehen, denn die Größe der Früchte hat für das Keimprozent keine Aussagekraft, erklärt Befeld.
Roland Schockemöhle erinnert daran, dass Waldbauern eigenes Saatgut nutzen sollten. Es ist kostenlos, zudem kennt der Waldbesitzer die Qualitäten der Mutterbäume. Nach dem Sammeln sollten die Eicheln nicht mehr feucht sein, ansonsten beginnen die Früchte zu schimmeln. Zudem sollten die Eicheln schnell in die Erde kommen, um zum Sämling heranwachsen zu können. Als Saatgut für den eigenen Betrieb sind aber ausschließlich Eicheln aus eigenen Beständen erlaubt, ausgeschlossen ist beispielsweise Saatgut von Beständen des Nachbarn oder von Hofeichen.
Saatgut: Zusätzliche Einnahme
Der Verkauf von Saatgut kann lohnend sein. 1 kg Douglasiensaatgut beispielsweise kostet 700 bis 900 €. Doch der Preis variiert stark von Baumart zu Baumart. Befeld vergleicht: Eichensaatgut liegt mit einem Preis von 5 bis 7 €/kg deutlich darunter. Eine Zulassung für einen Saatgutbestand kann jeder Waldbesitzer beantragen, der geeignete Bestände vorweist. Weitere Auskünfte erteilt das zuständige Regionalforstamt.
Das Forstamt Hochstift verkauft das Saatgut direkt an Baumschulen, Lohnanzuchten sind nicht geplant. Antonia Albers/ks
„Vollmast“ in NRW
„Landesweit tragen die Eichen viele Früchte, sodass wir von einer Vollmast ausgehen“, bewertet Martin Rogge, Saatgutexperte bei Wald und Holz NRW, die diesjährige Fruktifizierung. Nach seinen Beobachtungen gibt es regional deutliche Unterschiede, mitunter sogar von Bestand zu Bestand. Insgesamt sind die Eicheln aber ordentlich ausgebildet und ausgereift.
Auch Rogge sieht keinen Zusammenhang zwischen der Trockenheit und dem Abwurf einzelner Eicheln. Eichenfrüchte, die zurzeit abfallen, sind überwiegend angeschlagen, beispielsweise wurmstichig. Würde die Eiche stark an Wassermangel leiden, hätte sie die Eicheln schon sehr viel früher und in größerem Umfang abgeworfen, sagt Rogge.