Jagd & Hund 2023

Comeback der Dortmunder Jagdmesse

Handel, Hersteller, Jäger und Hundeführer freuen sich auf die „Jagd & Hund“-Messe vom 24. bis 29. Januar in den Dortmunder Westfalenhallen. Tipps für den Besuch.

Nach Corona-bedingten Absagen und einer ungewöhnlichen „Sommer-Jagdmesse“ im Juni richtet sich der Fokus von Handel, Herstellern, Jägern und Hundeführern mit Spannung auf das Comeback des Klassikers „Jagd & Hund“ vom 24. bis 29. Januar in den Dortmunder Westfalenhallen. Was gibt es zu sehen?

Jagdwaffen

Die wichtigsten Handwerkszeuge des Waidwerks haben grundsätzlich eine „lange Verweil- und Nutzungsdauer“ beim Anwender – viele Jagdwaffen werden jahrzehntelang benutzt und noch stolz von Kindern und Enkeln weiter geführt. Diese Langlebigkeit macht Handel und Hersteller auf der einen Seite stolz, bringt als Kehrseite der Medaille gleichzeitig eine eher gebremste Investitionsbereitschaft für Neuerwerbungen mit sich. Der Zielgruppe der neuen Jäger kommt vor diesem Hintergrund eine besondere Bedeutung zu – wer bei „Null anfängt“, hat Bedarf für vieles:

  • Dem Thema „Sicherheit“ kommt dabei schon immer eine besondere Bedeutung zu – kaum ein Hersteller kann es sich in diesem Zusammenhang leisten, auf moderne Handspanner-Systeme (anstelle klassischer Sicherungen) zu verzichten.
  • Mit Blick auf zukünftige Erweiterungen der Erstausstattung punkten viele Hersteller zudem mit sog. System-Waffen – also Möglichkeiten, mit Wechselläufen zu einem späteren Zeitpunkt den Einsatzzweck einer vertrauten Waffe zu erweitern. Gleichzeitig bringen solche Waffen den Vorteil der kompakteren Zerlegbarkeit.
  • Klar vom Markt gefragt sind zudem diverse Schaft-Optionen – betreffend sowohl Form wie Material: Ohne sog. Lochschäfte wird heute kaum eine neue Waffe vorgestellt und auch der Trend zu leichtem High-Tech-Material wie Carbon ist unterbrochen.

Ein echter Meilenstein beim Verkauf von Jagdwaffen ist die seit einigen Jahren vom Gesetzgeber eingeräumte Möglichkeit, im Jagdbetrieb endlich auch Schalldämpfer einsetzen zu dürfen. Dadurch entstand ein ganz neuer Absatzmarkt: Die Vorteile dieses Ausrüstungsdetails sind unbestritten – neben dem effektiven Schutz der Ohren des Schützen selbst, seines Hundes und v. a. auch im Schießstand-Betrieb, ergeben sich auch bei der Jagd selbst zahlreiche Pluspunkte, auf die man bislang verzichten musste: Rückstoß und damit präziseres (und damit waidgerechteres) Schießen werden möglich, durch die mit dem lauten Schussknall verbundene „Zuordnung“ des Wildes zum „Verursacher“, die damit wegfällt, soll sich der der Jagderfolg signifikant erhöhen.

Einziger wirklicher Nachteil dieser Technik ist die Tatsache, dass herkömmliche Dämpfer (selbst in der sog. Over-barrel-Ausführung) die Länge und das Handling gewohnter Jagdwaffen (der Jäger spricht von „Führigkeit“) bauart-bedingt verlängert. Vor diesem Hintergrund können Waffen mit integriertem Schalldämpfer punkten aktuelle Modelle dieser ganz neuen Jagdwaffen-Generation werden auf der „Jagd & Hund 2023“ Ende Januar in Dortmund zu sehen sein. Aber auch nahezu jeder neue Standard-Repetierer verfügt zumindest über ein serienmäßiges Mündungsgewinde, mit dem sich Schalldämpfer anbringen lassen.

Auch für den Handel (Büchsenmacher) entstehen neue Geschäftsfelder durch die Nachrüstung hochwertiger Altwaffen – in der Regel bestehend aus einer Laufkürzung, dem Gewindeschneiden und dem gesetzlich vorgeschriebenen amtlichen Neu-Beschuss.

Jagdoptik

Wesentlich anders ist derzeit die Entwicklung auf dem zweiten großen Umsatzträger der Branche – der Jagdoptik – zu beurteilen: V. a. durch die vom Gesetzgeber eingeräumte Möglichkeit, Nachtsicht- und Wärmebildtechnik nicht allein zur Beobachtung, sondern auch im Jagdbetrieb einsetzen zu dürfen, entstand ein ganz neuer Absatzmarkt … dessen Grenzen überhaupt noch nicht abzusehen sind. Wer sich diesem Trend nicht verschließen will (oder kann: Stichwort Wildschäden bzw. Afrikanische Schweinepest), wird in einem Umfang in neue Ausrüstung investieren müssen, den es so in den letzten Jahrzehnten de facto nicht gab:

Beobachtungstechnik

Für nahezu alle Jäger erschließen sich mit dem Einsatz von Wärmebildkameras real neue Welten – in diesem Zusammenhang ist die Verwendung des heute oft inflationär verwendeten Begriffs „Zeitenwende“ durchaus angebracht: Selbst Mittelklasse-Geräte der Einsteigerklasse (Endverbraucherpreise unter 2.000 €) lassen in der Dämmerung und erst recht bei völliger Dunkelheit die bislang geltenden Grenzen von Top-Ferngläsern vergessen.

Im Gegensatz zu den höchst langlebigen Jagdoptiken der Vergangenheit (Ferngläser, Zielfernrohre) unterliegt die Wärmebild-Technik einer geradezu rasenden Weiterentwicklung – der gerade erworbene „letzte Schrei“ wird wenige Monate später schon von der nächsten Innovation eingeholt. Klar erkennbarer Trend dabei sind binokulare Wärmebildkameras, teilweise sogar schon mit integriertem Laser-Entfernungsmesser.

Dual-use (clip-on)Geräte

Die Gruppe solcher Geräte, die man durch Aufsatz auf vorhandene Zielfernrohre zum Jagen (Schießen) bei Dunkelheit einsetzen kann, dürfte derzeit der Haupt-Umsatzträger der gesamten Branche sein. Angefangen von preiswerten Digitallösungen (sog. Okular-Aufsätze) beginnend ab etwa 600 € über die Einsteigerklasse bei WBK-Objektivvorsätzen (ab ca. 1.500 €) bis hin zu Top-Modellen der 4.000 €-Klasse besteht ein Riesenangebot. In die Gruppe der Hersteller aus Fernost (InfiRay, HIKMicro u. a.) schwenken mittlerweile auch die europäischen Platzhirsche (Swarovski, Zeiss, Leica) ein – auf der „Jagd & Hund“ mit aktuellen Neu-Produkten ebenso vertreten wie etwa Liemke.

Nicht nur für Bundesländer, in denen der Einsatz von Wärmebildtechnik zur Jagd verboten ist (z. B. NRW) bleibt die Gruppe der Nachtsicht-Röhrengeräte im Fokus: Diese Technik bietet den großen Vorteil eines „echten“ Bildes (realistischer und ähnlicher der gewohnten Ansicht durch ein Zielfernrohr) – im Gegensatz zu einer thermalen Darstellung. Weiterer Vorteil der Röhrengeräte ist ihre sofortige Einsatzmöglichkeit nach dem Aufsetzen – dabei ist in der Regel kein erneutes Einschießen der verwendeten Waffe nötig.

Demgegenüber steht allerdings ein bauartbedingter Nachteil: Restlichtverstärker benötigen bei völliger Dunkelheit sog. Infrarot-Aufheller – und diese dürfen leider nicht direkt mit dem Gerät bzw. der Waffe verbunden werden. Aufgrund dieser Besonderheit laufen derzeit Wärmebild-Clip-ons den technisch durchaus ebenbürtigen Röhrenmodellen den Rang ab.

Vorsatz-Adapter

Diesem Zubehör kommt in den Zeiten der Nachsicht-Aufrüstung immer größere Bedeutung zu. Die benötigten Teile sind individuell auf das eigene Equipment abzustimmen. In der Regel benötigt man dazu zwei Teile. Die etwa 180 – 250 € teure Technik ist angesichts der Gesamtinvestitionen in das Gesamtpaket Nachtsicht-Optik ein Faktor, der bei Herstellern, Handel und Endverbrauchern verstärkt in den Fokus gerät – auch die neuesten Modelle dazu werden auf der „Jagd & Hund 2023“ zu sehen sein.

Zubehör

Umsatzträger beim Zubehör sind derzeit v.a. Schalldämpfer – von Einsteigermodellen ab etwa 400 € bis hin zu federleichten Luxus-Titanversionen für 1.500 € reicht der Markt. Auch in dieser Bandbreit bietet die „Jagd & Hund“ ein perfektes Schaufenster der Möglichkeiten.

Verantwortungsbewusste Händler weisen spätestens bei erklärtem Kaufinteresse darauf hin, dass sowohl bei Anschaffung wie Aufbewahrung der praktischen „Flüstertüten“ penible Vorgaben des Waffengesetzes zu beachten sind: Schalldämpfer muss man bis spätestens 2 Wochen nach Erwerb umgehend in seine Waffen-Papiere (WBK, ggf. Europäischer Feuerwaffenpass) eintragen lassen – und darf sie auch genau wie Waffen ausschließlich in einem geeigneten Waffenschrank lagern. Pfiffiges Zubehör in diesem Kontext sind akku-betriebene Trockner für Schalldämpfer, die man nach jedem Einsatz von der Waffen nehmen und trocknen sollte, um die Bildung hochaggressiver Kondensate zu vermeiden, die den Lauf der Waffe schädigen können.

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