Biodiversität in der Agrarlandschaft

Blühfläche statt Schulbank

„Raus aus der Klasse – rein ins Feld“, unter diesem Motto informierten sich Schüler der Fachschulen für Agrarwirtschaft in Münster-Wolbeck und in Herford zu Biodiversitäts-fördernden Maßnahmen in der Agrarlandschaft.

Weil sie mehr über Biodiversität erfahren wollten als im Lehrplan vorgesehen ist, haben drei Klassen der Fachschule für Agrarwirtschaft in Münster-Wolbeck gemeinsam mit ihrem Lehrer Alexander Hesse kürzlich die Mitarbeiter des landesweiten Projektes „LEPUS NRW – Lebensräume erhalten, planen und schützen” der Stiftung Westfälische Kulturlandschaft um Hilfe gebeten – und neben der Theorie auch die Praxis kennengelernt.

Von Neubeckum ...

„Das Fach Biodiversität wird mit einer Unterrichtsstunde pro Woche abgedeckt. Natürlich werden die Inhalte auch in anderen Fächern gestreift, etwa im Pflanzenbau. Aber wirklich vertieft wird die Thematik nicht“, so Hesse, der mit den Schülern jüngst das Thema Kompensation erarbeitet hat.

Weil ein Kontakt zur Stiftung bestand, wurde dort nachgefragt und schon bald standen Landschaftsökologe Hendrik Specht und seine Kollegin, Landschaftsplanerin Sophia Austrup, in der Fachschule und vermittelten in jeweils zwei Unterrichtsstunden „Biodiversität in der Agrarlandschaft“. Anhand von Beispielen aus dem Projekt „LEPUS NRW“ wurden Möglichkeiten zur Förderung der Bio­diversität vorgestellt sowie über Ausgleichs- und Artenschutzmaßnahmen informiert.

Für die Praxis ging es an einem Vormittag in den Kreis Warendorf: Landwirt Hubert Anxel setzt in Neubeckum zahlreiche Natur- und Artenschutzmaßnahmen um. Im Hinterkopf hat der Jäger dabei auch die Hege des Niederwildes. Neben artenreicher Zwischenfrucht hat er auf einer 14 ha großen Fläche die biogastaugliche Wildpflanzenmischung BG-90 eingesät. „Plötzlich haben wir auch wieder Wachteln und Feldlerchen“, freut sich der Landwirt.

Es müssen nicht immer besondere Maßnahmen sein. Oft reicht schon ein „Lassen“ statt „Machen“. Wie beim Heckenschnitt: Wird das Schnittgut einfach locker in der Hecke belassen, findet hier das Niederwild Deckung und Insekten legen ihre Eier in den toten Ästen ab“, erklärt Austrup.

Zum Schutz von Wildbienen und Laufkäfern hat Anxel zudem eine „Wild Bee Bank“ angelegt – einen Erdwall, eingerahmt von kräuterreichen Blühstreifen. Der offene Boden bietet den Wildbienen Brutplätze, die Blühstreifen dem Bienennachwuchs Nahrung in Form von Nektar und Pollen.

„Die Schüler haben einen Eindruck bekommen, was in Sachen Biodiversität alles möglich ist – mit unterschiedlich hohem oder niedrigem Aufwand und unterschiedlicher finanzieller Vergütung. Wenn sie selbst künftig Maßnahmen umsetzen wollen, wissen sie jetzt, was es gibt und können sich bei der Stiftung oder der Landwirtschaftskammer konkret beraten lassen“, so Lehrer Hesse. Bei den Jungbauern kam das gut an.

... bis Spenge

Schüler der Fachschule für Agrarwirtschaft Herford besuchten mit ihrem Lehrer Dirk Schulte-Steinberg den Hof von Achim Dingerdissen in Spenge. Der Landwirt setzt sich für mehr Biodiversität ein und vermittelte seine Erfahrungen mit verschiedenen Maßnahmen praxisnah an die Schüler. Besichtigt wurden Blühflächen kombiniert mit „Wild Bee Banks“, Feldvogel­inseln, Brache, Flächen mit Ernteverzicht sowie extensive Grünlandflächen.

Der Termin war gemeinschaftlich von der Biologischen Station Ravensberg im Kreis Herford, der Stiftung Westfälische Kulturlandschaft mit dem „LEPUS NRW“-Projekt und der Biodiversitätsberatung der Landwirtschaftskammer durchgeführt worden.

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