Warum der Buntspecht so heißt wie er heißt, ist eigentlich nicht nachvollziehbar. Denn seine „Buntheit“ bezieht sich nur auf eine Farbe im ansonsten schwarz-weißen Gefieder: das Rot. Doch diese Farbe besitzen auch die grünen Spechte und der Schwarzspecht in ihrem Fiederkleid.
Der lateinische Name des Buntspechts, „Dendrocopos major“, passt viel besser. Aus dem Altgriechischen kommend bedeutet er „Großer Baumschläger“. Spätestens im Frühjahr, wenn diese Vögel einen ihrer typisch kurzen Trommelwirbel nach dem anderen auf trockenes Holz hämmern, wird deutlich, wie zutreffend dieser Name ist.
Verschiedene Arten
Unser Buntspecht hat etwa 20 Verwandte, die aufgrund ihrer äußeren Ähnlichkeiten früher in der Familie der Spechte als die Gattung der Buntspechte (Dendrocopos) zusammengefasst wurden. Heutzutage hat man durch genetische Untersuchungen festgestellt, dass sich die Arten doch stärker unterscheiden.
Die drei bei uns vorkommenden Spezies sind aktuell jeweils verschiedenen Gattungen zugeordnet: Buntspecht (Dendrocopos), Mittelspecht (Leiopicus) und Kleinspecht (Dryobates). Nicht nur in der Färbung, sondern auch in der Lebensweise ähneln sich diese Arten. Sie suchen ihre Nahrung an Bäumen. Dazu ist ihr Schwanz zum Abstützen kräftig gebaut und sie können zum Klettern zwei Zehen nach hinten stellen, um einen zangenartigen Griff zu erlangen. Deutlich unterscheidet sich die Länge ihrer Schnäbel.
Der kräftige Schnabel des Buntspechts ist dafür ausgerichtet, im Holz zu hacken und dort lebende Insekten und deren Larven freizulegen. Um an den Inhalt von Nüssen oder Nadelbaumzapfen zu kommen, klemmt der Buntspecht diese in einer „Spechtschmiede“, zum Beispiel einer Spalte im Baum oder Baumstumpf, ein und hämmert die harte Umhüllung auf. Auch zur Anlage seiner Bruthöhlen setzt dieser Specht seinen Schnabel ein.
Heutzutage kommt es immer öfter vor, dass Buntspechte sich in die Wärmedämmung von Gebäuden einarbeiten. Für sein revieranzeigendes Trommeln während der Fortpflanzungszeit bieten Styroporfassaden hervorragende Resonanzkörper.
Die Schnäbel von Mittel- und Kleinspecht sind eher für das Absammeln von Insekten und Spinnen von der Oberfläche oder aus Ritzen in der Borke geeignet. Daher findet der Mittelspecht nur in Wäldern mit Eichen oder sehr alten Buchen geeigneten Lebensraum. Kleinspechte bevorzugen Auwälder.
Buntspechte besiedeln fast alle Biotope mit Baumbestand von Spanien bis nach Kamtschatka. Alle drei Arten sind auf den ersten Blick recht einheitlich gefärbt. Ihre Größenverhältnisse, die eigentlich schon gute Bestimmungskriterien wären, sind im Gelände oder auf Fotos nicht immer richtig einzuschätzen.
Jung oder alt?
Darüber hinaus unterscheiden sich die Rotanteile bei Männchen, Weibchen und Jungvögeln. Die weiblichen Buntspechte haben am Kopf keine roten Stellen. Die Männchen dagegen verfügen über einen roten Fleck am Hinterkopf. Bei den ausgeflogenen Jungvögeln ist der gesamte Scheitel rot. Dies ist auch bei Mittelspechten so, deren Geschlechter recht einheitlich aussehen. Als eindeutiges Unterscheidungsmerkmal ist das schwarze Band zu beachten, dass sich bei Buntspechten von der Schabelbasis über den Hals bis zum Nacken zieht. Dieses ist beim Mittelspecht nicht durchgängig, sodass zum Hals und zum Schnabel weiße Lücken bestehen. Mit diesem Merkmal kann man auch den Blutspecht erkennen, der vereinzelt aus Südosteuropa nach Deutschland kommt. Und es gilt auch für den in den Alpen vorkommenden Weißrückenspecht.
Auch unser Kleinspecht verfügt über die weißen „Lücken“ am Hals. Bei den Männchen dieser Spezies ist die vordere Hälfte des Scheitels rot. Im Gegensatz zu Bunt- und Mittelspecht sind seine Unterschwanzdecken jedoch nicht rot. Das Weibchen besitzt gar keine roten Federn. Auf seinem schwarzen Rücken zeigt der Kleinspecht eine weiße Bänderung. Die beiden anderen Arten besitzen diese Bänderung nicht, sondern große weiße Schulterflecken. Neben diesen körperlichen Merkmalen unterscheiden sich die Arten zudem durch ihr unterschiedliches Rufen und Trommeln.