Wochenblatt-Diskussion

Unbequem bis unverschämt: Sarah Wiener diskutiert über Pflanzenschutz

Sarah Wiener fand in der Wochenblatt-Diskussion zu den EU-Pflanzenschutzplänen klare Worte. Vor allem die konventionelle Landwirtschaft kam dabei jedoch nicht gut weg.

"Sarah Wiener ging gar nicht! Trotzdem gute Veranstaltung.“ Diese und ähnliche Reaktionen haben wir zur digitalen Wochenblatt-Diskussionsrunde bekommen. Darin ging es um die Brüsseler Pläne zum Pflanzenschutz.

Weniger intensiv wirtschaften, aber die Ernährung sichern: Darüber diskutierten wir am 23. März u.a. mit Sarah Wiener. Das Video zum Nachschauen gibt es hier.

Auf Sarah Wiener kommt es an

Zur Erinnerung: Die EU-Kommission hat im Juni einen Vorschlag veröffentlicht. Demnach wären in NRW auf 90 % der Landwirtschaftsfläche chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel verboten. Der Aufschrei war riesig. Ende vergangenen Jahres ruderte die Kommission inoffiziell etwas zurück. Bevor es in die finalen Verhandlungen zwischen Kommission, Parlament und Rat geht, kommt es auf Sarah Wiener an. Die Parlamentarierin der Grünen ist Berichterstatterin im Umweltausschuss – und eine Reizfigur.

Wiener hat in ihrem Bericht zwar einige Punkte zum Kommissionspapier verschärft (mehr Mittel verboten). Zugutehalten muss man ihr aber, dass sie auch entschärft hat (weniger „sensible Gebiete“). Zudem stellt sie sich Diskussionen und spricht Klartext – im Gegensatz zu aufgebauschten Formulierungen, die beispielsweise Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne) gerne wählt. Denn Landwirte wollen wissen, woran sie sind – auch wenn es unbequem ist.

Scharfe Worte von Grünen-Politikerin

Unverschämt ist allerdings, wie pauschal Wiener über die konventionelle Landwirtschaft herzieht. Eine ihrer Theorien: Mineraldünger komme nur zu 50 % bei den Pflanzen an und würde den Boden zerstören. Daher würden Landwirte immer mehr Pestizide verbrauchen. Die Beratung sei Industrie-gesteuert und ohnehin wollten sich große Industrieunternehmen alles unter den Nagel reißen. Gegenargumente ließ sie in der Wochenblatt-Diskussion nicht gelten. Vielmehr feierte sie sich und ihren Bericht als „Befreiung für die Bauern“, da diese dann nicht mehr abhängig von Saatgut- und Pflanzenschutzherstellern seien.

Dabei nutzt Wiener scharfe Rhetorik. Sie spricht nicht von Strukturwandel, sondern von „gestorbenen Bauern“. Es sei egal, ob man Pflanzenschutzmittel oder Pestizide sage, „das Gift töte“. Manch einer sieht darin eine Parallele zur ehemaligen Landwirtschaftsministerin Renate Künast (Grüne), die heute noch oft ähnlich auftritt.

Fachliche Diskussionen fehlen

Solche Protagonistinnen bekräftigen den Vorwurf der ideologischen Politik. Nur ihre Weltsicht ist richtig – und alle müssen sich danach richten. Fachliche Diskussion und Realitäten sind unerwünscht. Dass es auch anders geht, zeigt Parteikollege und NRW-Umweltminister Oliver Krischer: Er vertritt auch klare Grünen-Standpunkte, differenziert beim Pflanzenschutzmittel-Verbot in Schutzgebieten aber, wann das sinnvoll ist. Natürlich dürften Krischer und Landwirte da anderer Meinung sein, aber immerhin lässt sich fachlich darüber streiten. Und so muss es sein!

Fazit: Unbequemen Diskussionen sollten sich Landwirte weiter stellen. Unverschämte Vorwürfe bekommen sie allein aber nicht entkräftet. Helfen könnten Allianzen mit Umweltschützern. Im Kreis Soest weisen einige darauf hin, dass pauschale Verbote von Pflanzenschutzmitteln im Vogelschutzgebiet kontraproduktiv wären: Fruchtfolgen würden sich verengen, Bodenbrüter wären gefährdet. Diese Stimmen müssen lauter werden! Damit einzelne Hardliner nicht die Worthoheit haben und die Sache im Fokus steht.

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