Bonuskürzung

Tönnies rüttelt am Bonus

Was ist los bei Tönnies? Das Schlachtunternehmen droht mit Bonuskürzungen, wenn Mäster ihre Liefertreue nicht einhalten.

50 Cent pro Schwein – allzu üppig fällt der Treuebonus beim Schlachtunternehmen Reisinger nicht aus. Doch an diesem vergleichsweise geringen Betrag rüttelt die Firma Tönnies jetzt. Mit Schreiben vom 11. Mai informierte die Reisinger GmbH ihre Schweineeinsender an allen Schlachtstandorten, dass der Treuebonus ab November nur noch in einem Toleranzbereich von +/– 5 % der vereinbarten Jahresliefermenge voll ausgezahlt wird. Lieferverträge hat das Unternehmen vor vier Jahren erstmals angeboten. Dort wurde sowohl die Stallkapazität als auch die jährlichen Liefermengen abgefragt – bei Landwirten mit mehreren VVVO-Nummern für jeden Teilbetrieb.

"Transparenz ist Auslöser"

Wer weniger als 95 % der angegebenen Jahresmenge liefert, dem wird der Treuebonus künftig komplett gestrichen. Im Ursprungsvertrag gibt es dazu keine Regelung. Überlieferungen werden nur bis zu 105 % der Jahresmenge vergütet. Immerhin räumt das Unternehmen den Lieferanten ein, die angegebene Jahresmenge anzupassen, wenn „produktionstechnische Veränderungen“ oder die „Umstellung auf höhere Tierwohlstufen“ die Ursache sind.

„Transparenz ist Auslöser“, begründet Einkaufsleiter Dr. Robert Elmerhaus das Schreiben gegenüber dem Wochenblatt. „Wir be­nötigen ein Update der Vertragsbetriebe mit aktuellen Liefermengen und VVVO-Nummern.“

Verwirrung bei Landwirten

Bei Landwirten und Vermarktern hat die Aktion eher für Verwirrung gesorgt. Sie fragen sich: Will Tönnies mit der angedrohten Bonuskürzung Vertragsmäster loswerden oder glaubt er, sie dadurch binden zu können? „Wenn er das durchzieht, gehen meine Schweine sofort zur Konkurrenz“, lautete die klare Ansage eines großen Mästers. Zumal ein Wechsel gerade durch die Marktlage begünstigt wird. „Die Zuschläge steigen. 6 bis 7 Cent sind bei großen Liefermengen drin“, so ein Marktkenner.

Zudem schütteln die Mäster den Kopf über die enge Spanne, die nicht zur Mastrealität passt. +/– 5 % der Jahresmenge werden durch Engpässe am Ferkelmarkt, Krankheitseinbrüche oder unterschiedliche Einstallgewichte schnell überschritten. Rein-Raus-Mäster, die in manchen Jahren zwei Durchgänge verkaufen, in anderen hingegen drei, fallen ganz aus dem Raster.

Bereits im Winter getestet

Vertraglich gilt die Liefertoleranz für jede VVVO-Nummer, auch wenn ein Landwirt mehrere Betriebe hat. Wenn die Gesamtliefermenge passt, will Einkaufsleiter Elmerhaus die Abzüge im Einzelfall streichen.

Die Bonuskürzung wurde schon im letzten Winter getestet. Adressaten waren damals die Händler, die in die Dreiecksverträge ein­gebunden sind. Diese sollten die Kürzung des Jahresbonus an ­Mäster mit Lieferabweichungen weitergeben. Manche Händler wollten die langjährigen Lieferbeziehungen zu ihren Mästern nicht aufs Spiel setzen und haben die Kürzung aus der eigenen Tasche bezahlt.

Lesen Sie mehr:

Beim aktuellen Preisniveau erscheinen hohe Mastendgewichte attraktiv. Doch Vorsicht: Beim optimalen Schlachtgewicht gilt es die Futter- und Ferkelkosten sowie die Abrechnungsmaske zu...

Das Schlachthofranking der ISN zeigt, wer 2022 wie viele Schweine geschlachtet hat und verdeutlicht die Folgen der Schweinekrise.