Mutterkuhhaltung

Tierwohl bei Mutterkühen

Das Ziel von Mutterkuhhaltern sollte Haltungsform Stufe 3 sein. Doch wie könnte ein effizienter, tiergerechter und kostengünstiger Stall aussehen?

Mutterkühe mit Kalb bei Fuß haben besondere Anforderungen an Ställe. Die Umnutzung von Gebäuden aus der Milchviehhaltung muss also einzelbetrieblich geprüft werden, erklärte Dr. Sebastian Hoppe von der Landwirtschaftskammer (LWK) NRW vergangene Woche beim Online­seminar „Rund um die Mutter­kuh“. Entscheidend für den Betriebszweig ist, dass die Stallbaulösungen kostengünstig sind, betonte er. Wichtig für die Stall­planung sind zudem die Herdengröße und Arbeitswirtschaft, die Vermarktungsstrategie sowie der Abkalbezeitraum der Herde, die Standortansprüche und das Haltungsverfahren.

Verschiedene Stallformen

In der Mutterkuhhaltung gibt es verschiedene Stallformen:

  • Einraumlaufstall auf Tret- oder Festmist,
  • Zweiraumlaufstall auf Tret- oder Festmist,
  • Liegeboxenlaufstall und
  • Kompostierungsstall.

Grundsätzlich gilt beim Platzbedarf: Je kleiner die Gruppe umso mehr Platz pro Tier ist nötig, sagte Alfons Baumeister von der LWK NRW. Denn Großgruppen sind häufig tierfreundlicher. Gerade Kleingruppen mit einer ungeraden Zahl an Tieren können zu Problemen führen. Insgesamt betonte er, dass Mutterkuhhalter versuchen sollten, mindestens Haltungsform Stufe 3 (haltungsform.de) zu er­reichen. Tierwohl lässt sich in den verschiedenen Funktionsbereichen laut Experte unterschiedlich umsetzen:

  • Der Liegebereich sollte unter anderem weich, sauber und verformbar sein. Schmale Durchgänge oder Sackgassen gilt es im Stall zu vermeiden.
  • Im Laufbereich sollte der Untergrund rutschfest sowie trocken sein, Kälber sollten möglichst nicht auf Spaltenboden laufen. Außerdem rät Baumeister, Schatten und Lichtreflektionen zu vermeiden.
  • Im Fressbereich sollten Trinkwasser und Grobfutter für alle ­Tiere schnell und einfach zugänglich sein. Zudem sind Rinder Saug­trinker und bevorzugen Wasser aus ebenerdigen offenen Wasserstellen. Das muss bei der Wahl der Tränken beachtet werden. Das Tier-Fressplatz-Verhältnis sollte möglichst eins zu eins betragen.

Für den Strohbedarf pro Mutterkuh rechnet Baumeister etwa 8 bis 10 kg je Tier und Tag. Denn bei ­einer Menge an Kot von etwa 40 l bei einer Totalen Mischration mit etwa 10 % Verdunstung, liegt das Feuchtigkeitsaufnahmevermögen von Stroh bei rund dem Vierfachen des Ausgangsgewichts.

Kälberschlupf gestalten

Wichtige Funktionsbereiche in der Mutterkuhhaltung sind der Kälberschlupf und der Abkalbebereich. Ein Kälberschlupf muss für Hoppe folgende Punkte bieten:

  • Schutz und Rückzug für die ­Kälber,
  • Sichtkontakt zu den Müttern,
  • Zugang über flexible Öffnungen,
  • Beifütterung und Wasserver­sorgung,
  • 1,5 bis 2 m2 Platz pro Kalb,
  • die Liegefläche sollte gut ein­gestreut und trocken sein sowie frei von jeglicher Zugluft.

Für den Abkalbestall riet Hoppe zu

  • einem ruhigen Bereich,
  • guten hygienischen Bedingungen,
  • möglicher Geburtsüberwachung,
  • machbarem Eingreifen während der Geburt,
  • Fixierungsmöglichkeiten für die Mutterkuh,
  • 9 bis 12 m2 Platz je Muttertier

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