Jahrtausende alte Grabstätten, vergessene Friedhöfe und ein schöner Ausblick auf die Natur der Hellwegbörde: Diese Elemente verbindet der neu eröffnete Pilgerweg, der „Weg der Erinnerung“ in Schmerlecke, einem Stadtteil von Erwitte im Kreis Soest.
Entlang des 8 km langen Pfads erfahren Wanderer einiges über Bestattungstraditionen von der Jungsteinzeit bis heute. Die älteste Station bilden dabei die circa 5600 Jahre alten Megalithgräber. Imposant aufbereitete Infotafeln zu diesen historischen Grabstätten wurden gemeinsam mit dem neuen Pilgerweg Anfang Mai eingeweiht.
Verborgener Schatz
Megalithen sind große, meist unbehauene Steinblöcke. In Schmerlecke wurden 400 Jahre lang etwa 700 Menschen vier Meter unter der Erde in Kollektivgräbern bestattet. Heute liegen die Grabmäler unter dem Acker, „deshalb ist vielen gar nicht bewusst, was für einen Schatz wir hier haben“, erzählt Christa Pehle, Vorsitzende des Förderkreises St. Antonius und St. Lucia. Dafür gibt es an gleicher Stelle nun ein Denkmal mit Information rund um die besonderen Gräber und die von 2008 bis 2013 durchgeführte Ausgrabung.
Entlang des etwa zweieinhalb Fußstunden langen Weges kommen Besucher auch am „Nasenstein“ vorbei. Wie der Name schon verrät, ähnelt der Findling einer leicht krummen Nase. Im Mittelalter diente dieser Ort als Gerichtsstätte der Stadt Soest. Der nächste Stop ist ein jüdischer Friedhof. Er wurde spätestens im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts angelegt. Hier ruhen die Mitglieder der jüdischen Gemeinde Horn. 22 Grabsteine, die ältesten aus den 1820 bis -30er Jahren, sind bis heute erhalten.
Woher und wohin?
Der Rundweg soll die Pilger auf Suche nach der Antwort auf die Frage: „Woher kommen wir und wo gehen wir hin?“ begleiten. „Es müssen nicht immer tausend Kilometer auf dem Jakobsweg sein, um zur Ruhe zu kommen und sich mit wichtigen Themen zu beschäftigen“, sagt Christa Pehle. Der Weg der Erinnerung beginnt und endet an der Dorfkapelle St. Antonius und St. Lucia. Diese liegt – ebenso wie die ersten zwei Kilometer des Rundwegs – auf dem intentional bekannten Jakobswegs, der quer durch Europa führt.
Die Kapelle wurde bis 2022 restauriert und mit einem modernen Lichtsystem ausgestattet. Seither wird die kleine Kirche häufig von Einwohnern, Radfahrern und Spaziergängern aufgesucht – und zukünftig wohl noch von vielen Tagespilgern auf dem Weg der Erinnerung.
Infos für Besucher
Start- und Ziel: Kapelle St. Antonius und St. Lucia, Schmerlecker Dorf, 59597 Erwitte-Schmerlecke.
Dauer: Zu Fuß circa 2 h 20, mit dem Rad circa 45 min
Begehbarkeit: Der Weg ist an jeder Stelle befestigt und somit auch für Kinderwagen geeignet.
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