Ob Landwirt oder Verbraucher: Jeder macht sich Sorgen um sein Geld. Jeden Tag hört man neue Meldungen von Insolvenzen. Und die Regierung schnürt immer dickere Finanzpakete. Wachsende Schuldentürme und Steuerausfälle - kann das gut gehen? Dieser Frage ist die Redaktion "Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben" nachgegangen und hat ein exklusives Online-Seminar für die Leser veranstaltet.
Eingeladen war Professor Dr. Hartmut Walz von der Hochschule Ludwigshafen am Rhein, führender Finanzexperte, Verhaltensökonom, Autor und Finanz-Blogger. Das Angebot stieß auf große Resonanz. Mehr als 100 Personen hatten sich angemeldet. "Das Thema war spannend", urteilte ein Teilnehmer.
"Die Sorge vor einem Finanzcrash ist berechtigt", sagte Hartmut Walz in seinem Vortrag. "Wir haben Stufe 5 von 7 mit spürbaren Auswirkungen auf die Realwirtschaft, Institutionen, Staaten und Währungen erreicht."
Keine Chance für Crashpropheten
In dem 45-minütigen Fachvortrag analysierte der Bankenprofessor die Situation. "Unser globales Wirtschafts- und Finanzsystem war bereits vor Corona geschädigt. Das Virus traf auf eine heikle Kombination aus Wachstumsschwäche, Überschuldung und Null- bzw. Negativzinsen", erläuterte er. Es folgte ein kurzer, aber fundierter historischer Exkurs, mit dem der Referent eine Brücke zur gegenwärtige Corona-Krise schlug. "In bisherigen Krisen zeigte sich stets, dass die Erholungskräfte und konstruktiven Anpassungsmaßnahmen viel stärker und umfassender waren, als zu vor gedacht. Dies wird wahrscheinlich auch in der aktuellen Krise so sein, auch wenn wir aktuell die Reaktionsmöglichkeiten und Hilfen noch nicht in Gänze erkennen können."
Eine klare Absage erteilte der Ökonom sogenannten Crashpropheten, die Panik schüren, indem sie einen Zusammenbruch der Eurozone oder sogar einen Weltsystemcrash prognostizieren. Das sei unseriös und fachlich nicht vertretbar. "Crashpropheten haben ein enormes Interesse daran, Sie zu verunsichern, um ihnen angeblich crashsichere Finanzprodukte anzubieten. Verzichten Sie auf Spekulationen und Prognosen. Ignorieren Sie Crashpropheten", betonte Hartmut Walz.
Prognosefreie konstruktive Crashgedanken
Statt Panikmache standen "konstruktive Crashgedanken" auf dem Programm. Die Teilnehmern bekamen grundlegende Ratschläge, mit denen sich jeder in dieser heiklen Situation wappnen kann. Was das konkret für den Einzelnen und seine Verträge bedeuten kann, darauf ging Referent Walz hinterher in der Fragerunde ein. Er empfahl den Teilnehmern:
- Streuen Sie Ihre Anlageklassen so breit wie möglich.
- Balancieren Sie Geld- und Sachvermögen aus.
- Sichern Sie Ihre Barliquidität.
- Achten Sie auf Vehikelrisiken.
- Begrenzen Sie Ihren persönlichen Verschuldungshebel.
"Wir müssen weder Zeitpunkt noch Stärke eines Erdbebens vorhersagen, um stabiler und erdbebensicher bauen zu können. Lieber ein paar Stockwerke weniger, dafür ein paar Stahlträger mehr und ein festes Fundament – dann können Sie auch angesichts eines Erdbebenrisikos ruhiger schlafen", so der Ökonom.
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