Eigentlich hat Milchviehhalter Friedrich Bals nichts gegen den Neubau der B 7n. Das würde Olsberg-Antfeld und Brilon-Altenbüren entlasten und die A 46 und die A 44 besser verbinden. Derzeit geht es um die Linienfindung.
Ein zunächst favorisierter Teilabschnitt scheiterte. Dort leben bedrohte Vögel wie Raubwürger und Neuntöter. Plötzlich stand eine andere Trassenführung im Raum. Dabei würde die neue Straße direkt vor seinem Hof mit der Ferienpension am Ortsrand von Altenbüren verlaufen.
Mehr als ein Zehntel seiner komplett arrondierten Fläche hätte er verloren. Sie würde ihm betriebsfern ausgeglichen. Seine Pension wäre Geschichte. „Wer will schon an einer Bundesstraße Urlaub machen?“, fragt er.
Eine Genehmigung für einen neuen Stall liegt in der Schublade. Der Sohn steht in den Startlöchern. Doch diese Route hätte die Zukunft des ganzen Betriebes infrage gestellt.
30 Bürger per Losentscheid
Diese Risiken schilderte der Landwirt gemeinsam mit zwei Kollegen einem Dialogforum. Denn der Landesbetrieb Straßen.NRW hatte sich – ohne es bei der Liniensuche schon rechtlich zu müssen – zu einem Dialogprozess entschlossen. Dazu hat die Behörde „Dialog Basis“, eine Agentur aus Tübingen, beauftragt. Für die Dialogforen wählte das Büro 30 Bürgerinnen und Bürger der betroffenen Region per Los aus.
Diese „Zufallsbürger“ befassten sich mit den möglichen Streckenverläufen und prüften sie aus Sicht des Naturschutzes, der Landwirtschaft, der Wirtschaft und der Bevölkerung. Die „Zufallsbürger“ überreichten im März 2022 Straßen.NRW ein Bürgergutachten. Darin findet sich unter anderem eine Trasse, die von den Bürgern vorgeschlagen wurde.
Diese Strecke wäre ein Kompromiss, mit dem Friedrich Bals und viele seiner Kollegen Leben könnten. Zwar wären auch dort Flächen durchschnitten, doch nicht so stark. Denn der Teilabschnitt verläuft entlang der Gemarkungsgrenze zwischen Altenbüren und Brilon.
Extra Forum für Landwirte
Im November 2021 organisierte die von Straßen.NRW beauftragte Agentur ein Landwirtschaftsforum in der Schützenhalle in Brilon. Rund 50 Landwirte und Waldbesitzer sowie Eigentümer von betroffenen Flächen kamen. Auf großen Tischen lagen Karten und Luftbilder mit verschiedenen Varianten der Strecke. Die Landbesitzer konnten ihre Einwände platzieren.
Straßen.NRW stellte dabei klar, dass eine Existenzgefährdung auch nur eines einzelnen Hofes rechtlich ausgeschlossen sei. Denn dann würde die Bezirksregierung Arnsberg keinen Planfeststellungsbeschluss, also keine Baugenehmigung, erteilen.
Der Landesbetrieb verschwieg aber nicht, dass der Bau der B 7n ein großer Flächeneingriff bleibe. Ein Vertreter der Bezirksregierung zeigte im Anschluss, welche Chancen eine Flurbereinigung bieten kann.
„Es herrschte ein sachlicher Ton, auch wenn viele direkt betroffen waren“, erinnert sich Karsten Drews-Kreilman, Geschäftsführer des WLV im Hochsauerlandkreis. Die Landbesitzer gaben wertvolle Tipps zu den Boden- und Wetterverhältnissen vor Ort. Zum Beispiel zeigten sie auf den Karten, wo ein Karstgebiet mit seinen Schwalglöchern liegt.
Einige Monate zuvor besuchten Mitarbeiter des Landesbetriebes jeden betroffenen Hof. Dabei hörten sie sich die Einwände und Nöte der Landbesitzer an. „Diese Küchentischgespräche waren absolut in Ordnung“, sagt Karsten Drews-Kreilman, der einige Male dabei war. Friedrich Bals war überrascht über den Besuch.
Noch keine Route
Doch die Präsentation der möglichen Strecke verzögert sich. Sie war für dieses Frühjahr geplant. Der Landesbetrieb schiebt es auf einen sorgsamen Abwägungsprozess und die Abstimmung mit den vorgesetzten Stellen auf Landes- und Bundesebene.
Dabei werden bereits jetzt große Differenzen zwischen den Varianten deutlich. So würden laut Straßen.NRW die ortsferneren Varianten erheblich mehr Geld kosten als ortsnahe Varianten verursachen.
Dennoch versprechen sie, die Bewertungen der Bürgerinnen und Bürger, der Träger öffentlicher Belange und der Verbände in die Gesamtabwägung einfließen zu lassen.
„Wir hatten die Möglichkeit, Einwände und unsere Meinung zu präsentieren. Ob es nur ein Schaulaufen war, wird sich zeigen“, meint Friedrich Bals. Falls sie die Einwände aber übergehen, hat sich der Landwirt schon um juristischen Beistand gekümmert.
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