Eigentlich hat Landwirt Christian Fuchs in diesem Jahr nichts anders gemacht als in den letzten 15 Jahren. Der Kölner Ackerbauer kippt jedes Jahr das beschädigte oder nicht normgerechte Gemüse auf seinen Acker. Für den Handel ist es nicht vermarktbar und wird nicht abgenommen. Auf dem Feld dient es zumindest als Dünger.
Was bislang wenig Menschen interessierte, hat Anfang November große Aufmerksamkeit erregt. Ein Spaziergänger veröffentlichte ein Bild der Kürbis- und Süßkartoffelberge in den sozialen Netzwerken und löste damit einen Medienrummel aus: Vor allem aus dem Kölner Umland kamen viele, um sich krummes Gemüse zu sichern: „Wie die Krähen sind sie über mein Feld hergefallen“, erzählt Fuchs. Medien griffen die Geschichte breit auf. Selbst die „Bild“-Zeitung berichtete.
Neue Vermarktungswege
Doch nicht nur Einzelpersonen sind seither gekommen. Christian Fuchs hat durch die Aufmerksamkeit in den Medien neue Vermarktungspartner gefunden. Zwei Start-ups haben sich bei ihm gemeldet. Die Unternehmen haben sich darauf spezialisiert, Gemüse fernab der üblichen Handelsnormen zu vermarkten. In Abo-Boxen versenden sie saisonales Gemüse, das nicht für die breite Masse des Handels geeignet ist. Ganz frei von Auflagen sei aber auch dieses „krumme“ Gemüse nicht, berichtet Fuchs: „Die Süßkartoffeln müssen in die separierten Fächer der Boxen passen. Wenn einzelne Knollen besonders groß ausfallen, vermarktet sie auch das Start-up nicht.“ Außerdem muss die Ware frei von Fraßstellen und Schimmel sein.
Keine halben Sachen?
Christian Fuchs kann durch seine neuen Vermarktungspartner zukünftig viel von den durchschnittlich 30 % der Ausschussware vermarkten. Nach eigenen Schätzungen fallen etwa 20 % weniger Ausschuss an. Ein Rest an Lebensmittelabfällen bleibt dennoch auf seinen Äckern zurück. „Bei der Ernte kann Gemüse (ab)brechen und es entstehen Bruchstücke“, erklärt der Landwirt. Laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft fallen in Deutschland jährlich 1,4 Mio. t Lebensmittelabfälle bei der Primärproduktion an. Problematisch, findet auch der 43-Jährige. Er wünscht sich neue Vermarktungsstrategien, um auch diese Lebensmittel sinnvoll nutzen zu können. Eine Idee hat er schon: Die Bruchstücke könnten gesammelt, zerkleinert und als Ware im Glas verkauft werden. „Dafür ist die Ganzheit der Früchte nicht notwendig“, so der Landwirt. Die Kosten, die durch diese Art der Verarbeitung entstehen würden, müssten laut Fuchs von den Verbrauchern gestemmt werden. Solange es solche ökonomisch nachhaltigen Vermarktungsweg noch nicht gibt, wird er die nicht absetzbare Ware jedoch als Dünger zurück auf die Felder bringen.
Reste werden zu Spenden
Einige der Gemüsesammler haben dem Landwirt kleinere oder größere Summen als Entschädigung dagelassen. Normalerweise hätte er nichts für die Kürbisse und Süßkartoffeln bekommen. Christian Fuchs hat sich deshalb entschlossen, das gesamte Geld an die Jugendfarm Wilhelmshof e. V. in Köln zu spenden. Der gemeinnützige Verein hat sich das Ziel gesetzt, Kinder und Jugendliche aus der Großstadt an die Natur heranzuführen.
Weitere Beiträge: