Interview

Wölfe bejagen: Sonderfall Deutschland?

Während in anderen EU-Ländern Wölfe regelmäßig bejagt bzw. „entnommen“  werden, tut man sich in Deutschland trotz steigender Nutztierrisse schwer, wird auf den strengen Schutz verwiesen.

Wochenblatt: Angesichts gehäufter Nutztierrisse durch Wölfe stellt sich die Frage, warum in anderen EU-Ländern Wölfe bejagt und die Population zahlenmäßig begrenzt werden kann, während man sich in Deutschland damit schwer tut?

Prof. Dr. Dr. Sven Herzog: Dazu ist der Begriff „Bejagung“ zu erläutern. Bejagung im eigentlichen Sinne wird meist als nachhaltige Nutzung verstanden – eigentlich die Idealsituation für alle Beteiligten einschließlich Naturschutz: dem Wolf geht es gut, er ist in der Region vollständig etabliert, nachhaltige Bejagung kostet in der Regel den Steuerzahler nichts oder kaum etwas und der Bestand wird auf einem kontrollierten Niveau gehalten.

Der wichtigste Nebeneffekt einer Bejagung von Wölfen aus Sicht des Wildtiermanagement ist aber das Aufrechterhalten der Scheu vor dem Menschen. Das verhindert ein exponentielles Anwachsen der Übergriffe auf Nutztiere, wie wir dies gerade in Deutschland beobachten. Bejagung in diesem Sinne findet im EU-Raum beispielsweise im Baltikum oder teilweise auch in Schweden statt. Als ein positives Beispiel ist hier Estland hervorzuheben: Dort ist eine nachhaltige Bejagung einschließlich eines intensiven Monitorings des Bestandes gut etabliert, Wölfe werde wie andere Wildtiere auch behandelt. Allerdings wird in Estland der Wolf in Anhanf V der FFH-Richtlinie geführt. Dies ermöglicht die nachhaltige Nutzung.

In Deutschland befindet sich...


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