Im Vergleich der Jahre 2020 und 2016 sank die Zahl der Verkaufsfälle landwirtschaftlich genutzter Fläche (LF ohne Gebäude und Inventar) in Nordrhein-Westfalen um fast 19% auf einen Tiefstand von landesweit 2.109 im Jahr 2020. Dafür zogen die Preise der gehandelten Flächen 2020 kräftig um mehr als 10 % verglichen mit dem Vorjahr an und erreichten einen neuen Höchstwert von 59.470 €/ha.
Ob sich bei einem niedrigeren Preisniveau als den knapp 60.000 €/ha mehr Verkäufe ergeben hätten, lässt sich nicht sagen. Dass so wenig gehandelt wurde, könnte aber auch einfach am geringeren Flächenangebot liegen: Angesichts unsicherer Finanzmärkte, niedriger Zinsen sowie steigender Inflationsraten erscheint Grundstückseigentümern die Wertstabilität des Bodens als besonders wichtig. Dadurch schwindet bei vielen die Verkaufsbereitschaft und sie veräußern nur zur Not, etwa bei Liquiditätsengpässen. Entsprechend sank im letzten Jahr auch die Anzahl der veräußerten Hektare auf landesweit etwas weniger als 3.000 ha. Je Verkaufsfall wechselten im Schnitt 1,4 ha LF den Besitzer, im Schnitt der letzten 20 Jahre waren es 1,66 ha LF.
Bodengüte ohne Einfluss
Wie in den Vorjahren auch besteht kein Zusammenhang zwischen Preisniveau und Bodengüte. Die Bodengüte wird anhand der Ertragsmesszahl (EMZ) gemessen, wobei eine höhere Ertragsmesszahl im Schnitt der Käufe auf einen höheren Ackerflächenanteil hindeutet.
So wurden im Regierungsbezirk Münster im letzten Jahr insgesamt 485 ha LF zu einem überdurchschnittlichen Preis von 89.480 €/ha gehandelt. Diese Flächen verfügten mit einer Ertragsmesszahl von 37, aber über eine unterdurchschnittliche Bodengüte.
Neben Angebot und Nachfrage beeinflussten der Flächenzuschnitt, die Parzellengröße und die Nutzung als Acker- oder Dauergrünland den Kaufpreis. Für Flächengrößen von 2 ha LF und mehr zahlten Käufer im NRW-Schnitt über 65.000 €/ha, dagegen wurden bei kleineren Flächen unterdurchschnittliche Preise gezahlt.
90.000 €/ha in Münster
In den durch intensive Milch-, Veredlungs- und Energieproduktion sowie den Anbau von Sonderkulturen geprägten Regierungsbezirken kletterten die Preise auf das mit weitem Abstand höchste Niveau. So wechselten die Flächen in Münster für knapp 90.000 €/ha die Eigentümer, in Düsseldorf für knapp 83.000 €/ha. Auch die Teuerungsraten lagen in diesen Regionen im Vergleich zu 2019 mit 20% im Bezirk Düsseldorf und 8 % im Bezirk Münster am höchsten (siehe Übersicht 1).
Mehr als ein Drittel der landesweiten Verkaufsfläche lag im Bezirk Köln. Hier war die Bodengüte der Kauffläche mit einer durchschnittlichen EMZ von 59 im Vergleich der Regierungsbezirke am höchsten, der Verkaufspreis dagegen mit 48.790 € unter dem NRW-Schnitt. Auffällig niedrig: Der im Bezirk Arnsberg um etwa 15% gesunkene Kaufwert von knapp 33.000 €/ha.
Kreis Borken: Am teuersten
Im Vergleich der Kreise wurden in Borken mit 108.205 €/ha, in Coesfeld mit 96.278 €/ha sowie in Kleve mit 94 656 €/ha die landesweit höchsten Preise gezahlt. In Coesfeld basierte der Marktwert jedoch auf nur 22 Verkaufsfällen mit insgesamt 40 ha verkaufter LF, während mehr als 60% der im Münsterland veräußerten Flächen in den Kreisen Borken und Steinfurt lagen. Im Vergleich der Kreise wechselte in Kleve mit 242 veräußerten Hektaren in 103 Verkaufsfällen die meiste Fläche den Eigentümer (siehe Übersicht 2).
Die vom Landesbetrieb Information und Technik veröffentlichte Statistik beinhaltet alle Kauffälle landwirtschaftlich genutzter Flächen mit einer Parzellengröße von mindestens 1.000 m². Einbezogen sind nur Flächen, die in überschaubarer Zeit weiterhin landwirtschaftlich genutzt werden. Besondere Eigentumsübergänge, etwa aufgrund von Flurbereinigungen, Enteignungen, Zwangsversteigerungen und Verwandtschaftskäufen in gerader Linie blieben unberücksichtigt. Wie hoch der Anteil außerlandwirtschaftlicher Kapitalanleger bei Käufen landwirtschaftlich genutzter Fläche ist, ist der Kaufwertestatistik nicht zu entnehmen.