Agrar-Blogger-Camp

Viertes Treffen der Agrar-Blogger in Bonn

Über 60 Teilnehmer trafen sich zwei Tage zum vierten Camp der Agrar-Blogger. In den Räumen der Bundesanstalt für Landwirtschaft tauschten sie sich über ihre Erfahrungen in der digitalen Welt aus. Zur Diskussion stand das Konzept der Filterblase.

Sie heißen Deichdeern, BeetSchwestern oder MyKuhTube. Es sind Internetblogs und Kanäle, die Nichtlandwirten die moderne Landwirtschaft und das Leben auf dem Land näherbringen möchten.

Am Donnerstag und Freitag trafen sich die Agrar-Blogger in der analogen Welt. Beim vierten Agrar-Blogger-Camp, diesmal in den Räumen der Bundesanstalt für Landwirtschaft (BLE) in Bonn, sprachen die Teilnehmer aus ganz Deutschland über ihre Erfahrungen im Netz und diskutierten über einen Weg aus der landwirtschaftlichen Blase in den sozialen Medien und der Realität. Denn die Gefahr besteht, dass sie mit ihren Blogs vor allem andere Landwirte und nicht unbedingt den Verbraucher erreichen, den gewünschten Adressaten.

Filterclash statt Filterblase

Auf den Begriff der Filterblase ging Mitorganisatorin Nadine Henke ein. Gemeinhin gelte, dass Nutzer in den sozialen Medien durch Algorithmen und eigenes Klickverhalten nur, das zu hören, zu lesen und zu sehen bekommen, was sie auch möchten. Andere Informationen und Meinungen werden angeblich ausgeblendet und erreichen sie nicht.

Dem widersprach Nadine Henke und bezog sich auf Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen. Die geistigen Filterblasen wären in der Zeit vor den sozialen Medien, zum Beispiel im eigenen Dorf, noch größer gewesen. Heute sei durch die sozialen Netzwerke die Wahrscheinlichkeit höher auch andere Meinungen zu erhalten. Vielmehr bewege man sich heute in einem Zeitalter des permanenten Filter-Clash: ein ständiges Aufeinanderprallen von Parallelöffentlichkeiten im Netz.

Barcamp „Stadt-Land-Food“

Für Hanns-Christoph Eiden, dem Präsident der BLE, ist die Sprache ein wichtiger Schlüssel die eigene Parallelöffentlichkeit zu verlassen. „Setzen Sie die Brille der Verbraucher auf“, riet er den Teilnehmern. Das bedeutet viele Begriffe, die Landwirten tagtäglich benutzt, aber außerhalb der Branche keiner kennt, gehören ersetzt oder zumindest erklärt.

Der ehemalige FAZ-Redakteur Jan Grossarth nannte einen journalistischen Leitspruch: „Stehlen Sie nicht die Zeit des Lesers!“ Daher empfahl er kürzere und knackigere Texte, auch wenn das Medium Blog zu Beiträgen von epischer Länge verleite.

Seit November 2019 führt Jan Grossarth den Medien- und Kommunikationsstab im Bundeslandwirtschaftsministerium. Er riet sich mit Kritikern zu treffen und mit ihnen das faire Streitgespräch zu suchen, in denen das Argument und nicht die Lautstärke zählt. Er sieht die Gefahr, sich nur in seine Gruppe zurückzuziehen und "Von wir und den anderen" zu sprechen. Diese Wagenburg-Denke führe zur Radikalisierung.

Wie sich auf Kritiker und Verbraucher zugehen lässt, erzählte Sabine Hildebrandt vom niedersächsischen Landwirtschaftsministerium. In Hannover haben sie das Barcamp „Stadt-Land-Food“ veranstaltet. Neben Landwirten haben auch Verbraucher und NGOs daran teilgenommen und ihre Meinungen ausgetauscht.

Nadine Henke regte an, neben dem Agrar-Blogger-Camp ein weiteres Camp-Format zu veranstalten, bei dem Agrar-Blogger mit anderen Bloggern, zum Beispiel aus der Food-Szene oder von NGOs sich austauschen können.

Das Agrar-Blogger-Camp ging in diesem Jahr in die vierte Runde. Eingeladen in die Räume der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung in Bonn hatten die Organisatoren Nadine Henke und Bernhard Barkmann, ihres Zeichens Landwirte und aktive Blogger.