Gewässer

Viele Bäche sind trocken

Seit Monaten hat es wenig bis gar nicht geregnet. Nicht alle, aber viele Bachläufe im Land sind trockengefallen. Für Fische und andere Bachbewohner hat dies zum Teil katastrophale Folgen.

Die extreme Trockenheit in den vergangenen Monaten bleibt nicht ohne Folgen für die Gewässer in NRW. Besonders betroffen sind kleine Fließgewässer. So bieten zum Beispiel die ­Bäche im Arnsberger Wald einen katastrophalen Anblick. Oft ist kein fließendes Wasser mehr vorhanden. Lediglich in einigen kleinen, wassergefüllten Vertiefungen, den Gumpen oder Kolken, steht ab und an noch Wasser.

Das ist entscheidend für das Überleben von bachbewohnenden Organismen. Fische, die es geschafft haben, einen solchen Kolk zu erreichen, stehen dort am Grund und versuchen, die schlechten Zeiten zu überstehen. Im schattigen Wald kann sich das Wasser in den Gumpen nicht so stark erwärmen. Das nützt Forellen, die bereits bei Wassertemperaturen um 25 °C sterben.

Wasser fließt unterirdisch

Auch wenn im Bachbett kein Wasser mehr sichtbar ist, fließt es doch noch unterirdisch im Kies und Schotter des Gewässers. Am Grund der tiefen Kolke ist dann ein Strom kühlen Wassers zu spüren, was den Tieren das Überleben ermöglicht. Dies verdeutlicht, wie wichtig für Gewässer ein vielfältiges, naturnahes Erscheinungsbild ist. In einem ausgebauten, kanalisierten Bach würde bei Niedrigwasser alles ­Leben vernichtet.

Doch für die Fische bestehen noch andere Gefahren. Werden sie beispielsweise von Graureihern entdeckt, sind sie in den flachen Gumpen leichte Beute und der Kolk ist schnell leer ge­fressen.

Ist wieder genügend Wasser im Bach, sodass die Fische überall hinschwimmen können, fehlt an den ehemals ausgetrockneten Abschnitten dennoch das Nahrungsangebot. Auch Flohkrebse und Insektenlarven müssen diese Regionen erst einmal wieder besiedeln.

Damit Fische solche Notzeiten überstehen, sollten wir Menschen sie möglichst in Ruhe lassen und sie nicht in ihren Rückzugsgebieten aufscheuchen, wodurch sie nur noch mehr Sauerstoff und Energie verbrauchen.

Geologie ist entscheidend

Doch nicht in allen Bächen sieht es katastrophal aus. Die Geologie des Untergrunds spielt bei der Wasserversorgung eine entscheidende Rolle. Die Böden des Berglands südlich der Ruhr sind geprägt von Grauwacke. Bei diesem stark verfestigten, meist dunklen Gestein handelt es sich um eine Untergruppe der Sandsteine. Die Bäche des Arnsberger Waldes werden daher aus oberen Bodenschichten mit Wasser versorgt. Bei Trockenheit kann nur so viel ablaufen wie im Boden gespeichert ist.

Nördlich der Ruhr verläuft der aus Kalkgesteinen bestehende Haarstrang. Niederschlagswasser kann in dem porösen Material tief ein­sickern. Darum führen die auf dem Kalkkörper verlaufenden sogenannten Schleddenbäche nur bei hohen Niederschlagsmengen Wasser. Ansonsten trocknen sie regelmäßig aus.

Am Rand der Soester Börde trifft der Kalk auf wasserundurchlässigen Emschermergel. Hier wird das Wasser aus dem „Kalk­schwamm“ gezwungen, als Quellen an die Oberfläche zu treten. Daher entspringen entlang der alten Bundesstraße 1 viele Bäche, die auch in Trockenzeiten noch Wasser führen. So plätschert und strömt es momentan an den Hederquellen in Salzkotten aus vielen Löchern. Doch selbst hier sind einige Quelltöpfe mittlerweile versiegt.

Die Sandbäche der Senne profitieren noch von den ausgiebigen Niederschlägen dieses Frühjahrs, die noch im Sand gespeichert sind und die Bäche speisen können. Bäche, die nicht im Sandkörper entspringen, sind jedoch völlig trocken.

Und die Neubesiedlung?

Mittlerweile ist es Oktober und es stellt sich die Frage: Wie lange hält die Trockenheit noch an? Der Fischbestand einiger Bäche ist sicherlich völlig vernichtet. Und mit jedem Tag anhaltender Trockenheit steigen die Verluste.

Für eine Neubesiedlung ist es wichtig, dass die Bäche nicht durch Wanderhindernisse verbaut sind. Aus den Hauptgewässern werden dann mit steigenden Wasserständen auch wieder Fische und andere Organismen in die Nebengewässer aufsteigen. Dort wo keine natürliche Wiederbesiedlung möglich ist, muss der Fischereiberechtigte entsprechend der vom Fischereigesetz vorgegebenen Hegepflicht für die Wiederherstellung des ehemals vorhandenen Fischbestandes sorgen. Besonders bei Kleinfischarten sollten die Besatztiere möglichst aus dem Einzugsgebiet des Baches stammen.