Riesige Traktoren auf den Demonstrationen der Bauern: Hingucker sind sie auf jeden Fall. Aber sind sie auch Sympathieträger? Als ich nachfragte, sagte die eine, es habe sie an Panzer erinnert. Dem anderen missfiel die Verkehrsstörung, da in der Pandemie sowieso schon alles so verlangsamt sei. Und die nächste fand, Hilferuf und teurer Riesentrecker gingen schlecht zusammen.
Alle sind beeindruckt von den Zugmaschinen. Aber keiner weiß, dass so ein Trecker mit zwei bis vier Arbeitsgeräten vorne und hinten angehängt mit einer Fahrt über den Acker buchstäblich Hunderte Arbeitsstunden von Hunderten Pferden und Menschen ersetzt.
Agrarindustrie und Großbauern?
Als in Berlin an zwei aufeinanderfolgenden Tagen eine Treckerdemo und dann – mit geschickt gewählten Oldies – die „Wir-haben-es-satt-Demo“ durch die Stadt zogen, hieß es in den Zeitungen prompt, dass da einmal Agrarindustrie und Großbauern unterwegs gewesen seien und anschließend die Biobetriebe und ihre industriekritische Kundschaft, sozusagen die besseren Menschen.
Braucht es neue Bilder?
Es ist schwer, dagegen anzukommen. Aber es geht um Geschichten und um – innere und äußere – Bilder. Braucht man vielleicht eine smarte Werbekampagne? Ist dafür noch Zeit? Die Berliner Stadtreinigung hat es geschafft, ihren Müllmännern ein super-cooles Image zu verschaffen. Da werden sie die „Saturdaynight-Feger“ genannt, auf dem Mülleimer steht „Du bist voll in Ordnung“ oder „Eimer liebt dich“. Was könnte auf so einem Trecker stehen, damit er nicht als leibhaftiges Gegenargument zu den Hilferufen der Landwirte angesehen wird?
Ehrlich, ich finde die geballte Kraft der Hunderte, Tausende Trecker in den Städten super. Aber ich weiß auch, wofür sie steht. Ich bin auf keinen hier in der Stadt gestoßen, der es weiß.
Der Gastbeitrag von Uta Ruge ist im Rahmen des Wochenblatt-Einblicks "Dicke Trecker, reiche Bauern?" erschienen. Weitere Beiträge des Einblicks finden Sie hier: