Wolfsrisse

Wolf frisst Existenzen der Weidetierhalter

Weidetierhalter leben in Angst vor dem Wolf und bangen um ihre Existenz. Dabei fühlen sie sich im Stich gelassen von Politik und Gesellschaft.

Die Deutsche Weidewirtschaft darf durch Wölfe nicht gefährdet werden, erklärte Wendelin Schmücker, Vorsitzender des Fördervereins der Deutschen Schafhaltung. Am Donnerstag vergangener Woche lud der Förderverein zu einem Pressegespräch auf den Glockenhof Studtmann in Amelinghausen, Landkreis Lüneburg, ein.

In der Lüneburger Heide leiden Weidetierhalter massiv unter Wolfsangriffen und stellen daher Forderungen an die Politik. Sie verlangen unter anderem ein echtes Wolfsmanagement, weniger Bürokratie bei Tierverlusten, Weidetierschutzzonen und die Entnahmen von Hybriden aus der Landschaft.

Mehr als 10 Wolfsangriffe

Verena Jahnke, Schäfermeisterin der „Glockenbergsschäferei“, berichtete von mehr als zehn Wolfsübergriffen im laufenden Jahr: „Diese Bilder von den toten und verletzten Schafen vergesse ich nicht mehr. Das sind Bilder von Tieren, denen die Gebärmutter rausgerissen wurde, andere verlammen später.“ Die Schäferin hat gemeinsam mit ihrem Vater 1500 Mutterschafe. Mit den Schnucken betreiben sie Hütehaltung in der Heide. Die Betreuung von Herdenschutzhunden beschreibt die junge Frau als aufwendig. Außerdem haben Herden, in denen der Wolf war, Angst vor Hunden. „Das Leben der Weidetierhalter verändert sich. Jedem sollte klar sein, wenn es so weitergeht, gibt es bald keine Weidetierhaltung mehr“, erklärte die Schäferin traurig.

Keine Zukunft mit Wolf

Das bestätigte auch Mutterkuhhalter Rudolf Michaelis: „Wir verkleinern unsere Herde und haben von 200 auf 140 Tiere abgestockt.“ Er hat in diesem Jahr schon Rinder geschlachtet, weil sie, nachdem Wölfe die Weide durchquerten, nicht mehr zu handhaben waren. Zur Kalbung holt der Neuland-Produzent seine Kühe in den Stall, damit der Geruch keine Wölfe anlockt.

Jochen Studtmann, Besitzer des Glockenhofs, hat für seine Pferde 30 ha Weide wolfsabweisend eingezäunt. „Das sind Kosten von 50  000 €. Dafür habe ich keinen Zuschuss bekommen.“ Etwa 5000 € im Jahr zahlt der Landwirt, nur um den Zaun von Bewuchs freizuhalten. „Das kann kein Weidetierhalter“, erklärte Studtmann, der neben Landwirtschaft auch Gästezimmer und Reiterferien anbietet. Seiner Meinung nach sind Tourismus und Wolf nicht unter einen Hut zu bringen. Kein Urlauber möchte gerissene Tieren sehen.

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