Wie weit runter mit dem Protein?

Heimisches Eiweißfutter und freie Aminosäuren: Wie lassen sie sich kombinieren, um Protein einzusparen? Die Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau in Sachsen-Anhalt hat vier Varianten geprüft.

N- und P-reduzierte Fütterung mal anders: Was leisten heimische Eiweißfuttermittel in Kombination mit freien Aminosäuren? Wie weit lassen sich Protein- und Phosphorgehalte im Futter wirklich absenken, ohne dass es den Tieren an Nährstoffen mangelt? Und welche Auswirkungen hat das auf die Stickstoff- und Phosphorausscheidung der Tiere?

Das zeigt ein Versuch der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau in Iden. Dabei gab es folgende Fütterungs-Varianten:

  • Kontrollvariante A war bereits stark N- und P-reduziert, setzte aber Soja in allen Mastphasen ein.
  • Variante B kam ohne Soja aus. Dafür enthielt die Ration bis zur Mittelmast mehr Rapsschrot und in der Vormast auch Ackerbohnen.
  • Variante C fütterte Soja und Rapsschrot bis zur Mittelmast bei extremer Proteinabsenkung in allen Mastphasen.
  • Variante D fütterte wie C, verzichtete aber in der Vormast noch auf die extreme Proteinabsenkung.

Versuchsaufbau:
Als Versuchstiere dienten 192 Mastschweine in vier Gruppen. Dabei handelte es sich um übliche Kreuzungsherkünfte mit Piétrain-Vater. Jede Gruppe bekam ihre eigene Ration per Abruffütterung. Die Futteraufnahme erfassten die Forscher täglich je Einzeltier.

Jedes Schwein wurde bei Einstallung, Futterumstellung und Ausstallung gewogen. Die Phosphorgehalte der Rationen lagen jeweils zwischen 0,43 g/kg in der Vormast und 0,35 g/kg in der Endmast. Anstelle von Mineralfutter ließen die Forscher Futterkalk, Viehsalz und Monocalciumphosphat einmischen.

Die Versuchsvarianten B, C und D verzichteten jedoch ab der Mittelmast auf eine mineralische P-Ergänzung. Die Rohproteingehalte für die Vor-, Mittel- und Endmast lagen bei

A: 18,50 %/16,00 %/15,00 %,
B: 16,90 %/13,80 %/12,30 %,
C: 16,00 %/13,60 %/12,30 %,
D: 18,50 %/13,60 %/12,30 %.

Um diese niedrigen Werte zu erreichen, enthielten die Varianten B, C und D in der Endmast keinerlei Eiweißträger mehr. Zum Ausgleich wurden dem Futter in der gesamten Mastperiode freie, kommerziell verfügbare Aminosäuren zugesetzt.

Ergebnisse

Tabelle 1 zeigt: Mit allen vier Rationen erzielten die Schweine gute Leistungen. Gruppe B und C zeigten im Schnitt etwas schlechtere Tageszunahmen als Gruppe A und D. Der Magerfleischanteil reichte von 59,1 % in Gruppe B bis zu 60,6 % in Gruppe A. Diese Unterschiede waren jedoch statistisch nicht signifikant, sind also eher zufällig begründet. Lediglich bei der Fleischfläche unterschied sich die sojafreie Gruppe B signifikant von Gruppe A und D. Die Fleischqualitäten unterschieden sich nicht.

Somit ließe sich auch in der Praxis die Proteinversorgung von Mastschweinen weiter reduzieren. Variante B wäre sogar gentechnikfrei. Ausschlaggebend war in diesem Versuch aber die optimale Ergänzung mit freien Aminosäuren. Dazu zählten Lysin, Methionin, Threonin, Tryptophan, Valin und auch Isoleucin.

Mäster sollten prüfen, ob und wie sie diese in ihr Futter integrieren können. Mit Kleinstmengen von beispielsweise 0,03 % beim Isoleucin stoßen Selbstmischer und Flüssigfütterungen an ihre Grenzen. Daher wurde das Futter für den Versuch industriell hergestellt. Zudem sind Aminosäuren teuer. Aber auch die Preise für Eiweißfuttermittel liegen aktuell auf hohem Niveau.

N und P noch weiter reduzieren? Funktioniert.

Spätestens die geringen Stickstoff- und Phosphorausscheidungen aus Tabelle 2 lassen Mästerherzen höher schlagen. Stark N- und P-reduziert war bereits Kontrollgruppe A. Trotzdem konnten Variante B, C und D die Stickstoffausscheidung nochmals um 15 bis 22 % reduzieren. Beim Phosphor waren es 9 bis 28 %.

Die drei Versuchsgruppen lagen mit ihren Ausscheidungen deutlich unter den Standardwerten der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft (DLG). Zudem ließen sich mit Ration C und D 60 % beziehungsweise 20 % Sojaschrot einsparen, mit Ration B sogar 100 %.