8 Mio. € Gewinn, während die Mitglieder rote Zahlen schreiben? Wie hat Westfleisch es geschafft, einen fast „normalen“ Abschluss hinzulegen – trotz Schlachthofschließung, Stilllegung von Gastronomie und Kantinen, wegbrechender Exportmärkte und enormer Zusatzkosten durch Corona?
Das haben die Genossen sich doch alles von den Schweine- und Rinderhaltern geholt, argwöhnen viele Landwirte, gebeutelt durch einen Winter mit Dauertiefpreis und Schweinestau. Ja, so kann man argumentieren. Denn irgendeiner muss die Zeche zahlen. Und die Bauern sitzen am kürzeren Hebel.
Aber jeder, der schimpft, sollte bedenken: In diesem schwierigen Jahr hat Westfleisch hinter ihren Mitgliedern gestanden und mit viel Geld die Schlachtbänder am Laufen gehalten. Die Schweine sind verlässlich abgeholt worden. Wie wichtig Absatzsicherheit sein kann, haben viele Mäster bei anderen Abnehmern während des monatelangen Schweinestaus bitter erfahren, als sie trotz Vertrag auf 130 kg schweren Granaten sitzen geblieben sind.
Wenn Verzug drohte, hat Westfleisch mit Öffnung der Preismaske reagiert, damit Übergewichte nicht zulasten der Lieferanten gingen. So im Frühsommer 2020, als der Schlachthof Coesfeld geschlossen wurde. Und noch mal nach Weihnachten, als sich feiertags- und urlaubsbedingt ein Superstau abzeichnete.
Auch beim Lidl-Bonus hat Westfleisch Boden gutgemacht. Über 2 Mio. € hat sie ohne Zeitverzögerung an ihre Mäster ausgezahlt – als Erste der Branche.
Diese „Verlässlichkeits-Offensive“ hat ihre Wirkung nicht verfehlt. Im aktuellen Jahr ist die Zahl der Verträge bei den Schweinehaltern um 5 % gestiegen.
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