Der bundesdurchschnittliche Milchpreis 2020 liegt voraussichtlich bei 32,5 Cent/kg Rohmilch mit 4 % Fett und 3,4 % Eiweiß. Davon geht der MilchindustrieVerband (MIV) aus.
Die Corona-Pandemie führe zu niedrigeren Auszahlungspreisen der Molkereien. Das Verbraucherverhalten hat sich verändert: Die Absätze im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) wachsen, der Absatz im Gastgewerbe sinkt stark. Aber auch Käsetheken sind nicht mehr gefragt, Verbraucher kaufen lieber abgepackten Käse.
Insgesamt zeige sich der Milchmarkt aber recht stabil, die Nachfrage nach Milchprodukten am Weltmarkt wachse sogar. „Zum Glück geht es den Milchpreisen bei Corona nicht wie den Schweinepreisen“, sagte MIV-Hauptgeschäftsführer Eckhard Heuser auf der digitalen Pressekonferenz am Freitag vergangener Woche. Allerdings kaufen Schweinehalter viel Sauermolke für die Fütterung. Es ist also wichtig, dass die Afrikanische Schweinepest diesen Markt nicht zum Einbruch bringt, betonte der Fachmann.
Brexit rückt näher!
Sorge bereitet dem MIV ein möglicher „harter Brexit“: Das Vereinigte Königreich (UK) importiert mehr Käse als es selbst produziert. „Die UK ist einer der größten Drittlands-Nettoimporteure der EU bei Milcherzeugnissen“, erklärte Peter Stahl, Vorsitzender beim MIV. Auch Deutschland wäre von einem harten Brexit betroffen.
Ein Freihandelsabkommen mit Neuseeland und Australien, das gerade in Brüssel beraten wird, bewertet der MIV als kritisch. Ein solches Abkommen biete nur wenig Absatzmöglichkeiten für die EU, aber dafür gute Exportmöglichkeiten für Neuseeland und Australien.
Nachdem der Bundesrat der Verwendung des Nährwertkennzeichens Nutri-Score zugestimmt hat, forderte Stahl eine Anpassung der Bewertung von Milchprodukten an den aktuellen wissenschaftlichen Stand. „Milchprodukte kommen zu schlecht weg, dabei sind sie reich an Protein.“
Entscheidung gegen Herkunftskennzeichnung
Die Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs gegen die verpflichtende Herkunftskennzeichnung befürwortet der MIV: „Wir begrüßen die Entscheidung für einen offenen EU-Binnenmarkt und damit das Urteil gegen die verpflichtende Herkunftskennzeichnung von Lebensmitteln“, sagte Stahl. Der Verband erwarte nun auch ein eindeutiges Statement der EU-Kommission im Rahmen der Farm-to-Fork-Strategie.
Von der deutschen Ratspräsidentschaft erhofft sich der MIV in der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) keine weiteren bürokratischen Auflagen, sondern sachgetragene und finanzierbare Lösungen für Landwirte und Molkereien. „Wir bitten um Augenmaß und keine Überlastung der Landwirte und Molkereien mit Bürokratie“, betonte Stahl. Auch Heuser merkte an: „Die Regelungswut in Brüssel nimmt zu.“ Dabei befinden sich viele Landwirte schon in einer schwierigen Situation. Auf manchen Betrieben sind die Produktionskosten kaum zu decken und das Futter wird im Herbst erneut knapp.
Mehr zum Thema: