Initiative Tierwohl

Was ist Stand bei der ITW Rind?

Die Preise gehen durch die Decke, Verbraucher kaufen preisbewusst ein. Haben Tierwohlprogramme überhaupt eine Chance am Markt? Wir fragen Robert Römer, den Geschäftsführer der Initiative Tierwohl.

Herr Römer, die Initiative Tierwohl (ITW) ist offiziell am 1. April mit dem neuen Programm für Rinder gestartet. Schlachthöfe berichten jedoch, dass sie bisher noch keine ITW-Ware an den Lebensmitteleinzelhandel (LEH) liefern. Dort wird also am 1. Juni kein ITW-Rindfleisch in den Regalen liegen. Woran liegt das?

Das ist richtig. Rindermäster können sich seit März für ITW Rind registrieren. Seit April finden Audits statt.

Wir haben mit allen Programmbeteiligten einen Zeitplan festgelegt. Dieser sieht vor, dass wir ITW Rind in diesem Jahr aufbauen. Wir haben, anders als bei Schwein, keine Vorlaufphase mit Massenbilanzierung, sondern starten direkt mit der Marktlösung. Deshalb besteht das System jetzt aus zwei Abschnitten:

1. Findungsphase: Wenn sich Partner aus Schlacht-, Zerlegebetrieb und LEH finden, können diese bereits jetzt mit ITW starten.

2. Phase mit Abnahmepflicht: Alle Beteiligten haben sich in der Branchenvereinbarung dazu bekannt, im ersten Quartal 2023 bestimmte Sortimente bei Rindfleisch umzustellen.

Generell wird momentan alles teurer. Somit sind Verbraucher wieder preisbewusster. Wie bewerten Sie unter diesen Gesichtspunkten die Chance für Tierwohlprogramme wie ITW Rind?

Momentan sind wir in einer Phase, in der die Rinderpreise hoch sind, draußen generell alle Preise steigen und die Inflation im zweiten Monat in Folge einen neuen Höchststand erreicht hat. Das ist sicherlich nicht der beste Zeitpunkt, um mit ITW Rind zu starten. Wir sind jedoch zuversichtlich, dass im zweiten Halbjahr 2022 mehr Bewegung im Markt ist.

Außerdem sind die Teilnahme-Anforderungen (s. Kasten ITW-Kriterien) nicht so hoch gegriffen wie bei anderen Tierwohlprogrammen für höhere Haltungsformen. Der Mehraufwand für Landwirte ist kalkulierbar und im Markt umsetzbar.

Das sind die ITW-Kriterien
Die Kriterien der ITW müssen für Mastrinder mindestens sechs Monate vor der Schlachtung (für Mastkälber die gesamte Mastdauer) eingehalten werden. Grundvoraus­setzung ist die Teilnahme am QS-System. Die Basiskriterien für ITW entsprechen den Kriterien aus dem QS-Leitfaden. Zudem ist die Teilnahme am QS-Antibiotika-Monitoring und dem QS-Schlachtbefunddatenprogramm verpflichtend. Zu den wesentlichen Kriterien der ITW Rind zählen:
- vergrößertes Platzangebot: ab 400 kg Lebendgewicht 3 m2/Tier,
- Sauberkeit der Tiere,
- intensivierte tierärztliche Bestandsbetreuung,
- Weiterbildungsmaßnahmen,
- Scheuermöglichkeiten ab April 2023

Wann finden Verbraucher also ITW-Rindfleisch im Regal?

Wir halten uns an die Branchenvereinbarung mit dem LEH – daher rechnen wir ab 2023 mit ITW-Ware vom Rind in den Regalen.

Rindermäster äußern immer wieder folgende Sorge: Sie bauen ihre Ställe ITW-konform um und werden die Bullen dann nicht als ITW-Tiere los. Warum direkt mit der Marktlösung und nicht wie bei den Schweinen erst mit der...


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