Größe ist nicht alles. Gerade nicht, wenn der Markt schlecht läuft. Schon im vergangenen Jahr hat der Viehhandel im Ferkelgeschäft Federn gelassen. Ferkel mussten zum Schrottpreis verramscht werden. Das kann Markus Engbert nur bestätigen. „2021 war das Jahr mit der schlechtesten Ferkelnotierung“, erinnerte der Geschäftsführer während der Mitgliederversammlung der VVG Münsterland. Die Genossenschaft ist Anfang 2021 aus der Verschmelzung von VVG Lüdinghausen und der Erzeugergemeinschaft Hamporc entstanden. Die Mitgliederzahl ist dadurch auf 1083 gewachsen.
Bei den Läuferferkeln erreichte Engbert mit 840 000 Tieren auf ein leichtes Plus im Vergleich zu den Vorjahreszahlen der VVG Lüdinghausen. Doch unterm Strich, in Summe beider Organisationen, ist ein Minus von fast 300 000 Ferkeln entstanden. Das wirkte sich aufs Jungsauengeschäft aus. Hier sank die Stückzahl um 15 % auf 8300 Tiere.
Hinzu kommen 1500 Jungsauen fürs Arbeitsteilige System. Dieses bleibt mit 9000 Sauen und 265 000 Babyferkeln „fester Bestandteil im Portfolio der VVG“, so Geschäftsführer Engbert.
Zwei Drittel ITW-Schweine
Bei den Mastschweinen wuchs die Zahl aufgrund der Verschmelzung um 300 000 Stück auf 1,1 Mio. Tiere in 2021. Davon erfüllten zur Jahresmitte zwei Drittel den ITW-Standard.
Bei Kälbern und Fressern war ein leichter Rückgang auf 23 300 Tiere zu verzeichnen, umsatzmäßig aber ein Plus auf 15,8 Mio. €.
Großvieh macht Freude
Freude machte das Großvieh. Bei einer Durchschnittsnotierung von 4,07 €/kg wurden 14 266 Tiere gehandelt.
Mit dem Viehgeschäft erzielte die VVG einen Umsatz von 256 Mio. €. Aufgrund der schwierigen Bedingungen im Schweinemarkt betrug der Jahresüberschuss lediglich 61 123 €. Das reicht nicht für einen Liefermengen-Bonus, wohl aber für eine Dividende auf die Geschäftsanteile von 2 %.
Lebhafte Diskussion
In der Diskussion beschwerte sich Georg Hernzel aus Senden über die schleppende Abholung während des Schweinestaus. Der Nebenerwerbslandwirt mit 1000 Mastschweinen im Rein-Raus-System ist bei den Hofarbeiten fest getaktet, da er im September sämtliche Urlaubstage fürs Folgejahr festlegen muss. Wenn dann die Schweine geschoben werden, kommt er bei den Folgearbeiten wie Stallwaschen zeitmäßig ins Schleudern.
Kritisch hinterfragt wurden angesichts der Fleischkrise die Ausbaupläne des Hauptabnehmers Westfleisch. Am Standort Hamm ist geplant, die Schlachtung im Zweischichtsystem auf eine Stückzahl von 100 000 Schweinen hochzufahren. „Die Planung haben wir vor vier Jahren begonnen. Da hören wir auf der Zielgeraden nicht auf“, erklärte Michael Schulze Kalthoff als geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Westfleisch.
Aufsichtsrat verkleinert
Der Aufsichtsrat wurde nach der arbeitsintensiven Verschmelzungsphase planmäßig verkleinert. Wiedergewählt wurden Jochen Farwick, Matthias Schulze Althoff, Rainer Stücker und Christoph Schulze Steinmann.