Netzwerk Fokus Tierwohl

Umgang mit Hitzestress bei Mutterkühen

Rinder reagieren empfindlicher auf Hitze als auf Kälte. Was können Mutterkuhhalter machen, damit ihre Tiere auf der Weide nicht unter Wärmestress leiden?

Hohe Temperaturen, viel Sonneneinstrahlung, niedrige Luftgeschwindigkeit und eine hohe relative Luftfeuchte begünstigen Wärmestress bei Mutterkühen. Wind, Schatten, feuchter Boden und Regen wirken entlastend. Die Körperkerntemperatur bei Rindern liegt bei 38 bis 39 °C. Im Bereich von 4 bis 16 °C Umgebungstemperatur liegt die thermische Neutralität. „Bei Kältebelastung können Rinder eine größere Temperaturdifferenz zwischen Körper- und Umgebungstemperatur ausgleichen als bei Wärmebelastung“, erklärte Prof. Dr. Ralf Waßmuth von der Hochschule Osnabrück beim Online-Seminar vom Netzwerk Fokus Tierwohl.

Wärmestress begünstigende Faktoren

Für Waßmuth begünstigen folgende tierische Faktoren Wärmestress:

  • Haarkleid
  • Körpergröße und -form
  • Stoffwechsel: Bei verfetteten Tieren, Trächtigkeit oder Kühen mit hoher Milchleistung ist der Stoffwechsel verstärkt belastet.
  • Körperliche Anstrengung: Aufregung, beispielsweise durch fremde Hunde in der Herde.
  • Krankheiten: Gesunde Tiere sind anpassungsfähiger als kranke. Kahle Stellen im Fell erhöhen zum Beispiel die Sonnenbrandgefahr.

Hitzestress ist bei Rindern an Verhaltensänderungen zu erkennen:

  • Erhöhte Wasseraufnahme
  • Wälzen im Schlamm
  • Futteraufnahme und Bewegungsaktivität sinken
  • Kürzere Liegedauer
  • Schwitzen und /oder Hecheln: Verdunstung von Flüssigkeit
  • Speicheln: Abgabe von Flüssigkeit
  • Erhöhen der Atemfrequenz
  • Anstieg der Körperkerninnentemperatur: Diese steige bei taurinen Rindern bei einer Umgebungstemperatur von 25 bis 30 °C.

Schattenbereiche gestalten

Um Wärmestress zu vermeiden und Anpassungsreaktionen der Tiere zu fördern rät Waßmuth Mutterkuhhaltern, den Tieren ausreichend Plätze im Schatten anzubieten. Gut eignen sich dabei Bereiche, die luftig sind und allen Tieren Platz bieten. Die Schattenbereiche können natürlich, beispielsweise durch Bäume gegeben sein, oder künstlich in Form von einfachen Unterständen erbaut werden. „Eine Wasserversorgung muss außerdem ad libitum stattfinden und sollte möglichst nicht im Schattenbereich erfolgen“, erklärte Waßmuth.

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