Pflanzendrinks sind „in“ und gewinnen zunehmend an Beliebtheit. Woran liegt das?
Ich denke, das liegt an einer gewissen Änderung des Lifestyles. Pflanzendrinks machen neugierig und wecken Interesse. Und das Thema ist momentan sehr präsent in den Medien. Mit Elan werden neue Rezepte ausprobiert oder einfach mal ein Milchimitat gekauft, um festzustellen, wie es überhaupt schmeckt. Natürlich gibt es auch solche, die sich aus ideologischen Gründen zu einer vegetarischen oder veganen Ernährung entscheiden. Sie lehnen die Milcherzeugung systematisch ab und verzichten bewusst auf Kuhmilch.
Handelt es sich Ihrer Meinung nach um einen kurzfristigen Hype oder werden Verbraucher auch zukünftig verstärkt zu Milchimitaten greifen?
Es ist eine spannende Entwicklung. Wir reden über ein Produkt, das doch sehr teuer ist – zumindest im direkten Vergleich zu Kuhmilch. Bioweidemilch kostet rund 1,50 €/l – Pflanzendrinks oftmals das Doppelte. Das ist schon eine Hausnummer. Hier stellt sich die Frage, ob der Verbraucher wirklich auf Dauer bereit ist, so viel dafür auszugeben. Pflanzendrinks haben in den vergangenen Jahren allein von der Verfügbarkeit enorm zugelegt. Sie haben sich quasi aus der Nischenecke raus und mitten in den Markt rein katapultiert. Ich bin der Meinung, die Nachfrage hält an und das Thema Pflanzendrinks bleibt aktuell.
Oatly, Alpro und Co. setzen mit schrillen Verpackungen und auch mit provokanten Werbeslogans ihre Produkte in Szene. Macht das die Pflanzendrinks so ansprechend?
In Berlin zum Beispiel sorgen einige der genannten Hersteller mit wirklich großflächiger Außenwerbung für Aufsehen. Das Marketingbudget scheint enorm zu sein. Entsprechend sind die Produkte auch im LEH platziert. Allein von der Haptik fallen sie auf. Sie fassen sich anders an. Große Buchstaben und fetzige Sprüche führen dazu, dass sie sich rein äußerlich erheblich von der herkömmlichen Kuhmilchverpackung abgrenzen.
Hat konventionelle Kuhmilch ein Imageproblem?
Ein Stück weit hat Kuhmilch ihren guten Ruf verloren. Es gibt jetzt eine Trendwende und entsprechenden Wettbewerb. Und das ist neu. Verbraucher zeigen sich besorgt bezüglich Tierhaltung und wollen einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Umfragen aus unserem Haus mit rund 1000 Teilnehmern haben ergeben, dass sich viele Menschen Gedanken machen, wie die Tiere gehalten werden und wie die Produkte entstehen. Das höhere Bewusstsein für Themen rund um Nachhaltigkeit beeinflusst wiederum das Kaufverhalten.
Wie wird es Molkereien und Milchviehhaltern gelingen, Kuhmilch wieder beliebt zu machen?
Mein Wunsch wäre ein höheres Maß an unternehmerischer Neugierde. Die bisherige Zielgruppe bei Kuhmilch lautete „alle“. Doch diese Gruppe gibt es nicht mehr. Es reicht halt nicht mehr, einfach ein Lebensmittel zu produzieren. Es gilt, dieses dann auch kundenorientiert zu vermarkten. Nichtsdestotrotz steht für ganz viele Verbraucher weiterhin die Kuhmilch ganz oben auf der Einkaufsliste.
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