Tierschutztransportverordnung

Transportverbot für Kälber unter 28 Tagen

Kälber im Alter von weniger als 28 Tagen dürfen künftig nicht mehr transportiert werden. Das hat der Bundesrat überraschenderweise am Freitag beschlossen.

Die Beförderung von Tieren zum Schlachthof darf bei einer Außentemperatur von mehr als 30 ° C nicht mehr länger als viereinhalb Stunden dauern – das wurde Freitag bei der Bundesratssitzung beschlossen, das war bekannt. Fast durchgerutscht ist dabei aber, dass in dem Rahmen auch ein Transportverbot für Kälber im Alter von weniger als 28 Tagen beschlossen wurde. Bislang durften Kälber im Alter von 14 Tagen transportiert werden. Voraussichtlich tritt die neue Tierschutztransportverordnung im September 2022 in Kraft.

In der Begründung des Bundesrats heißt es: „Aus Tierschutzsicht ist es notwendig, Kälber erst ab der fünften Lebenswoche zu transportieren. In einem Alter von etwa zwei Lebenswochen hat die Konzentration der über das Kolostrum aufgenommenen Antikörper bereits stark abgenommen, das eigene Immunsystem ist jedoch frühestens in einem Alter von etwa vier Wochen hinreichend belastbar.“

Milchviehbetriebe müssen Strukturen ändern

Für Milchviehhalter, Kälbermäster und Transporteure hat das Transportverbot von Kälbern unter fünf Wochen weitreichende Konsequenzen. Herkunftsbetrieben müssen neue Kapazitäten schaffen. „Milchviehhalter bekommen ein Platzproblem. Sie müssen mehr Bullenkälber gleichzeitig auf ihrem Betrieb halten“, erklärt Anna Althoff, Milchreferentin beim WLV.

Außerdem fallen für die Milcherzeuger mehr Arbeit und höhere Kosten für die Versorgung der Bullenkälber an. Die Milchreferentin sorgt sich auch um die Bezahlung der Kälber: „Theoretisch müssen die Milchviehhalter für vier Wochen alte Kälber deutlich mehr Geld bekommen. Aber dann muss sich der Markt neu finden. Hoffentlich machen die Landwirte nicht noch mehr Miese mit den Bullenkälbern.“

Das sagen Kälbermäster

Auch Kälbermäster machen sich über das Transportverbort Gedanken. Branchenkenner berichten, dass es schwieriger ist, ältere Kälber an das Trinken aus Schalen oder Schwimmnuckeln zu gewöhnen, da sie auf den Milchviehbetrieben noch länger aus den Nuckeleimern trinken. Außerdem werden die Kälber auf jedem Betrieb unterschiedlich versorgt. Die Kälbermäster wissen nicht, welchen Milchaustauscher die Tiere erhalten haben oder ob sie mit Vollmilch getränkt wurden. Allerdings sprechen Mäster auch von möglichen Vorteilen für den Gesundheitsstatus: „Wurden die Kälber auf den Herkunftsbetrieben gut versorgt, kann es Vorteile für die Tiergesundheit geben.“

Transport wird teurer

Kälbertransporteure benötigen künftig mehr Transportkapazitäten. „Wenn die Kälber größer und schwerer werden, können wir mit vielen Fahrzeugen nur noch zwei- statt dreistöckig fahren. Auch auf einem Boden im Lkw dürfen dann weniger Kälber stehen“, erklärt Paul Berghuis, vom Kälberhandel Berghuis. Er rechnet folglich mit deutlich höheren Transportkosten pro Kalb.

Der Unternehmer befürchtet außerdem, dass die Gewichte der Kälber noch stärker variieren. Ebenfalls ist für ihn unklar, was die Niederlande machen, denn eine große Zahl der deutschen Holstein Friesian-Bullenkälber wird in den Niederlanden gemästet. „Verschieben die Niederländer dann auch die Altersgrenze der Kälber beim Transport?“ Wenn die niederländischen Bullenkälber die Mastbetriebe bereits mit zwei Wochen erreichen und die deutschen Kälber aber bei ihrer Ankunft mindestens 28 Tage alt sind, wird es schwer, sie im Stall zu kombinieren.


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