Schweinestau

Tönnies: Maske für schwere Schweine

Das Schlachtunternehmen Tönnies hat drei Sofortmaßnahmen angekündigt, um den Schweinestau abzubauen und die Landwirte zu entlasten. Dazu gehört eine angepasste Preismaske - die jedoch vorerst nur 14 Tage gültig ist.

Um den Schweinestau abzubauen, will Tönnies in den kommenden 14 Tagen gezielt überschwere Schweine schlachten. Vorrang haben Vertragslandwirte sowie langjährige Partner. Als „überschwer“ gelten bei Tönnies Partien mit einem Durchschnittsgewicht von über 100 kg Schlachtgewicht.

Parallel dazu verschiebt Tönnies ab dem 26. November an den drei Standorten Rheda, Sögel und Weißenfels die Muskelfleisch-Preismaske um 7 kg nach oben. Diese „Corona-Maske“ hat das Unternehmen schon Ende Juli, nach der Schließung von Rheda, einen Monat lang angewendet.

Für die Abrechnung von Kastraten oder weiblichen Schweinen bedeutet das zum Beispiel in Rheda:

Der Optimalbereich verschiebt sich auf 93 bis 112 kg.

Übergewichtsabzüge fallen ab einem Schlachtgewicht über 112 kg in Höhe von 3 Cent/kg an.

Für Gewichte unter 93 kg wird ein Abzug von 3 Cent/kg fällig, unter 87 kg sind es 4 Cent.

Schweine, die mehr als 120 kg wiegen, werden nicht mit dem Sauenpreis abgerechnet, sondern pauschal mit 1 €/kg.

Für Masteber gilt weiterhin nur die AutoFom-Maske. Partien über 105 kg Schlachtgewicht werden unabhängig vom Klassifizierungsergebnis mit einer Erlös-Untergrenze von 0,94 IXP/kg bewertet.

Normalgewichtige Schweine sollen wie bisher nach AutoFom-Maske abgerechnet werden.

Die neue Maske soll zunächst für 14 Tage gelten. Anschließend wolle man die Sachlage neu bewerten und die Maske gegebenenfalls verlängern, wie Dr. Wilhelm Jaeger, Leiter der Abteilung Landwirtschaft bei Tönnies, gegenüber dem Wochenblatt erläuterte.

Außerdem kündigte der Branchenprimus an, dass Betriebe mit akuten Liquiditätsproblemen innerhalb eines Tages Geld für ihre Tiere bekommen. Normalerweise haben Vertragsbetriebe ein Zahlungsziel von fünf Tagen.

Vorangegangen war ein Krisengespräch zwischen Konzern-Chef Clemens Tönnies und WLV-Präsident Hubertus Beringmeier. Gemeinsames Ziel sei es, „sich gegen die Talfahrt der Erzeugerpreise zu stemmen“ und die aktuell schwer geschädigten Schweinehalter zu entlasten, wie sie in einer Pressemitteilung betonen.

- Kommentar -

Dass Tönnies jetzt vorrangig die schweren Schweine schlachten will und die Preismaske nach oben öffnet, ist ein wichtiges ­Signal für die Landwirte. Auch das neue Zahlungsziel wird einzelnen Betrieben nützen.

Doch eine Frage drängt sich auf: Warum erst jetzt? Die Maßnahmen sind längst überfällig! Schließlich sind die Schlachtgewichte bei Tönnies nicht erst seit gestern im Steilflug. Die Misere war bereits mit Ausbruch der ASP Mitte September absehbar.

Zudem ist es extrem blauäugig, davon auszugehen, dass 14 Tage reichen, um den Schweinestau auch nur ansatzweise aufzulösen. Die Landwirte sind gebeutelt genug durch Abzüge und Futterkosten. Sie brauchen langfristige Zusagen.