Tierwohl in Europa: So machen es die Anderen

Tierwohlfleisch erfreut sich in Europa einer wachsenden Beliebtheit. Doch welche europäischen Tierwohl-Initiativen und -Programme gibt es? Ein Überblick.

[Dieser Beitrag ist zuerst erschienen in der Lebensmittelpraxis.]

In den Niederlanden ist das Label „Beter Leven“ bereits bei fast allen großen Supermarktketten Standard. Und auch in Dänemark gehen die Absatzzahlen bei Tierwohlprodukten schon über das hinaus, was noch als Nische bezeichnet werden kann. Die Tierschutzorganisation „Dierenbescherming“, von der „Beter Leven“ vor 13 Jahren in den Handel gebracht wurde, hat mit Brigitte Goossens eine Expertin für die Kooperation mit anderen Initiativen eingestellt. Denn in Deutschland ist das Label, das in den Niederlanden fast jeder Verbraucher erkennt, nahezu unbekannt. Wie kann man diese Tierwohlprodukte besser in Europa beziehungsweise in Deutschland vermarkten? „Mit einer in Deutschland bekannten Marke wie beispielsweise Fairmast. Harmonisierung unterschiedlicher Label ist nach unserer Erfahrung schwierig“, sagt Goossens. Die europäischen Staaten seien zum Teil sehr unterschiedlich und damit auch die landwirtschaftlichen Systeme. Tierwohlkennzeichen setzen an Punkten an, die in der jeweiligen länderspezifischen Situation verbessert werden sollten, und das verläuft teilweise mit unterschiedlichen Ansätzen.

Übergreifendes europäisches Ordnungsprinzip

„Für eine Vermarktung über Landesgrenzen hinweg brauchen wir ein übergreifendes europäisches Ordnungsprinzip, in das sich die diversen nationalen Label – verschieden, jedoch gleichwertig, was wichtige Tierwohl-Aspekte betrifft – einordnen lassen, ganz ähnlich dem Eier-Code oder inspiriert von anderen Initiativen wie dem französische Label ‚Bien-être animal‘ von Compassion for World Farming France oder der deutschen Haltungsform des Handels. Ein solches System auf europäischer Ebene gibt es noch nicht, aber wir setzen uns zusammen mit anderen Organisationen dafür ein“, sagt Brigitte Goossens.

Tierwohl in den Niederlanden

Das Tierwohl von Nutztieren spielt in den Niederlanden eine wichtige Rolle. „Neben Frische, Preis und Geschmack ist das Tierwohl für 60 Prozent der Konsumenten wichtig, wie ein Marktforschungsinstitut kürzlich ermittelte. Seit fast 13 Jahren wird Tierwohl mit dem Label Beter Leven (übersetzt: ‚Besseres Leben‘) vermarktet“, sagt Brigitte Goossens. Anfangs nur auf einzelnen Produkten und für wenige Tierarten, ist es inzwischen bei einer großen Mehrheit der Niederländer bekannt, wird es geschätzt als verlässliches Label in der Lebensmittelbranche. Es nehmen rund 1.800 Landwirte an „Beter Leven“ teil.

„Das Programm ‚Beter Leven‘ hat den Markt bedeutend verändert. So werden zum Beispiel für den niederländischen Markt fast 100 Prozent der Schweine, 80 Prozent der Legehennen und 20 Prozent der Masthühner in besseren Bedingungen, das heißt mit mehr Platz, Beschäftigungsmaterial, zum Teil mit Auslauf und mit Einsatz gesunder Rassen, gehalten“, sagt Goossens. Die Zahl der Tiere und Teilnehmer wächst beständig, man findet das Label auf einer immer größer werdenden Zahl von Produkten, und auch Metzgereien und Food-Services lassen sich inzwischen zertifizieren. Mehr als...