Kurz gefasst:
- Steigende Stromkosten treffen Tierhalter, besonders aber Eigenmischer.
- Gebläsemühlen lassen die Stromkosten hochschnellen, da Luft ein sehr uneffizientes Transportmittel ist.
- Gebläselose Mühlen brauchen deutlich weniger Energie, da Zu- und Abführschnecken sehr effizient arbeiten.
- Die Umstellung auf LEDLampen rentiert sich bei hohen Stromkosten innerhalb von ein bis zwei Jahren.
Echte Stromfresser
Bei Stromkosten von 50 Cent/kWh werden Eigenmischer mit Gebläsemühle ziemlich nervös. Diese ist als Multitalent zwar technisch elegant. Sie saugt das Getreide selbst an, mahlt es und bläst das Mehl anschließend noch ins Silo. Doch ist sie ein echter Stromfresser. Denn die Energieeffizienz von Druckluft ist bescheiden. Wird Futter mit Luft gefördert, kostet das knapp 19 Wh/kg Trockenfutter. Dagegen kommt ein Seilförderer mit gut 1 Wh/kg aus. Spiralförderer sind besonders sparsam mit 0,25 Wh/kg.
„Luftpost“ frisst Energie
Wesentlich energieeffizienter sind gebläselose Mühlen. Diese beschränken sich aufs Mahlen. Getreide und Mehl werden durch Schnecken oder Spiralen bewegt. Da der energieintensive Transport entfällt, können sie einen deutlich höheren Teil ihres Anschlusswerts zum Schroten der Körner nutzen.
So hat eine gebläselose Mühle mit 11 kW Anschlusswert eine Leistung von 1100 bis 1200 kg/Stunde. Eine ebenso starke Gebläsemühle kommt im Vergleich nur auf 500 bis 750 kg/Stunde. Dabei hängt deren Mahlleistung stark davon ab, wie lang, steil und kurvenreich die Leitungen sind. Das bedeutet für das Betriebsbeispiel in Übersicht 1: Die gebläselose Mühle hat eine spezifische Leistungsaufnahme von 5,5 kWh/t Mehl. Die Gebläsemühle mit 19,75 kWh/t verbraucht fast das Vierfache.
Allerdings gehören zur gebläselosen Mühle Schnecken oder Spiralen. Mit einer Leistung von 1 bis 2,2 kW schaffen sie das Getreide heran und fördern das Mehl weg. Da sie den Strom direkt in Förderenergie umsetzen, kommen sie mit einer spezifischen Leistungsaufnahme von rund 0,4 kWh/t aus.
Zwei Drittel weniger Strom
Kalkulationsgrundlage in Übersicht 1 ist ein Betrieb mit 1200 Mastplätzen, der jährlich 3200 Schweine produziert. Diese fressen 851 t Futter pro Jahr. Bei einem Getreideanteil von 60 % werden 511 t/Jahr gemahlen. Die Gebläsemühle benötigt dafür 10 087 kWh.
Die gebläselose Mühle kommt inklusiv zwei Schnecken mit weniger als einem Drittel der Energie aus. Sie verbraucht für die gleiche Getreidemenge lediglich 3289 kW. Dadurch werden knapp 6 kWh pro Mastplatz eingespart.
Das spiegelt sich eins zu eins in den Stromkosten wider. Bei einem Strompreis von 45 Cent/kWh brutto verursacht die Gebläsemühle Stromkosten von 4539 €/Jahr. Die gebläselose Mühle arbeitet 3059 € günstiger. Damit spart sie 2,55 € pro Mastplatz ein.
Einzelbetrieblich kann die Rechnung je nach Höhe des Strompreises und Auswirkung der Strompreisbremse anders aussehen. Hier muss jeder Landwirt anhand der eigenen Daten kalkulieren.
Für eine gebläselose Anlage dieser Größenordnung muss man mit Anschaffungskosten von 12 000 € bis 15 000 € rechnen. Umgelegt auf zwölf Jahre Abschreibungszeit, 2 % Reparatur und 3 % Zinsansatz entspricht das Festkosten von 1600 bis 2000 €/Jahr. Im Betriebsbeispiel entstehen so Festkosten zwischen 0,31 und 0,39 €/dt.
Sparen mit Solarstrom
Wer angesichts knapper Kasse bei der vorhandenen Mühlentechnik bleiben will, kann bei Wartung oder Stromversorgung ansetzen. Für Betriebe mit eigener Solaranlage lohnt sich die Umstellung von Einspeisung auf Eigenverbrauch. Selbst erzeugter Strom ist, je nach Anlagenalter und Einspeisevergütung, rund 30 Cent/kWh günstiger als Strom vom Versorger. Am besten ist es, die Mühle tagesindividuell anzustellen, wenn die Sonne genügend Leistung bringt. Um trübe Tage oder Arbeitsspitzen auszugleichen, sollten die Vorratssilos so ausgelegt sein, dass sie mindestens den Futterbedarf von ein bis zwei Tagen fassen.
Sieb und Schläger schleißen
Mahlen ist eine kraftaufwendige Arbeit. Die dauert umso länger, je stärker das Sieb verschlissen ist. Nach Erfahrungen von Mühlenherstellern sollten die Siebe schon nach 100 t Mahlleistung umgedreht werden, da sonst der Energieverbrauch steigt. Nach 200 t sind neue Siebe fällig.
Um eine gute Futterstruktur zu erhalten, sollte die Siebgröße nicht zu klein sein. In der Praxis haben sich 3,5-mm-Siebe durchgesetzt.
Auch bei Schlägern senkt Abnutzung die Effizienz. Je stärker Kanten und Ecken vom Mahlgut abgeschliffen werden, desto geringer der Durchsatz. Dadurch kann der Stromverbrauch um 20 % steigen.
Normale Schläger sollen nach 500 t Getreide gedreht und nach 1000 t Getreide gewechselt werden. Eine deutlich höhere Lebensdauer haben hartmetallverstärkte Schläger. Hier gehen Hersteller von 5000 t Durchsatz bei Gebläsemühlen und 10 000 t bei gebläselosen Mühlen aus.
Dicke, mit Hartmetall verstärkte Hämmer haben auch einen positiven Einfluss auf den Energieverbrauch. Der Abstand zwischen Hammer und Sieb bleibt gleich. Dadurch erwärmt sich das Mehl weniger und lässt sich stromsparender vermahlen.
Neuer Lichtstandard
War früher die Neonröhre Standard, um Strom im Stall zu sparen, ist heute die LED-Röhre das Non-Plus-Ultra. Kein Wunder: Bei einer Leistungsaufnahme von 22 W/h kommt sie mit einem Drittel des Stromverbrauchs einer herkömmlichen Neonröhre aus. Zudem ist das Licht gerichtet, sodass der Stall mit LED-Röhren heller wirkt. Auch bei der Lebensdauer sind LED-Röhren auf Platz eins.
LED schlägt Neonröhre
Die Kosten der Umstellung amortisieren sich umso schneller, je länger die Röhren täglich im Einsatz sind. So leuchten die Lampen im Intensiv-Deckzentrum mit Lichtprogramm viele Stunden. Ebenso in alten Mastställen mit wenig Fensterfläche. Dort fordert die Tierschutznutztierhaltungsverordnung acht Stunden Beleuchtung mit mindestens 80 Lux. Wenn die Fensterfläche nicht ausreicht, muss entsprechend mehr Kunstlicht zum Einsatz kommen. Das verursacht in einem 1200er-Maststall mit 60 Neonröhren einen Stromverbrauch von 11 213 kWh pro Jahr. LED-Röhren sind mit 3854 kWh deutlich sparsamer, wie Übersicht 2 zeigt. Die Differenz von 7358 kWh/Jahr summiert sich bei einem Strompreis von 45 Cent/kWh auf 3311 € jährlich.
Für den Wechsel zur LED-Technik muss man mit rund 60 € netto pro Leuchte rechnen. Diese Kosten können innerhalb von ein bis zwei Jahren durch die niedrigere Stromrechnung kompensiert werden.
Doch sollte man nicht am falschen Ende sparen. Wer lediglich die Neonleuchten gegen Retrofit-LED-Röhren austauscht, riskiert im Brandfall den Versicherungsschutz. Auf der sicheren Seite ist man, wenn auch die Wannenarmatur passend zum LED-Leuchtmittel ausgewechselt wird. Angeboten werden auch wannenlose LED-Leuchten für den Stall, die in einem transparenten Kunststoffrohr vor Ammoniak, Stallluft und Feuchtigkeit geschützt sind.
Wie viel schafft meine Mühle?
Die Mühle läuft und läuft und läuft. Aber wie viel Getreide mahlt sie in der Zeit? Das wissen die wenigsten Landwirte. Machen Sie den Selbsttest, um den Stromverbrauch pro Tonne Futter für Ihren Betrieb zu ermitteln!
Lassen Sie ein Silo mit definierter Füllmenge komplett leerlaufen und stellen Sie eine Uhr. Wie lange braucht die Mühle, um beispielsweise einen 3-t-Trevirasack zu füllen? Das Ergebnis ist natürlich nicht auf zwei Nachkommastellen genau, aber gibt eine grobe Richtung an.
Alte Mühlen mit verschlissenen Schlägern schaffen oft nur 500 kg/Stunde – erst recht, wenn weit geblasen werden muss, weil die Fütterung am anderen Ende des Hofes steht. Bei einem Strompreis von 45 Cent/kWh kostet allein das Mahlen dann 1 €/dt!
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